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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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königlicher Beamter, und schon ein Gerücht konnte seine Karriere und all seine Pläne zerstören.
    Unruhig wanderte sie auf und ab. Das Licht, das von draußen hereinfiel, veränderte sich kaum merklich. Der sommerliche Tag entfaltete sich und mündete in den Abend. Linn vertrieb sich die Zeit damit, an der Tür auf Schritte zu horchen. Man konnte sie an ihren Schuhen unterscheiden: die harten Stiefel der Ritter, leichtfüßig die Mägde, hin und wieder jemand in Eile, wahrscheinlich ein Botenjunge. Aber im Großen und Ganzen war es hier viel ruhiger als in jedem anderen Teil des Schlosses.
    Sie war so sehr ins Lauschen vertieft, dass sie heftig zusammenzuckte, als etwas hinter ihr raschelte. Sie fuhr herum – nichts. Da, wieder, ein leises Scharren. Aus dem Schrank.
    Schnell legte Linn sich ins Bett und deckte sich bis zum Kinn zu. Sie schloss die Augen und beobachtete durch die Wimpern hindurch, wie sich die Schranktür öffnete und der Narr ins Zimmer stieg.
    Eine ganze Weile stand er neben ihrem Bett und starrte auf sie hinunter. Dann seufzte er leise, nahm seine Mütze und die Handschuhe ab, legte beides auf den Tisch und fuhr sich durch das verschwitzte Haar. Er beugte sich über die Waschschüssel, und als er sich umdrehte, waren die weiße Maske, die schwarzen Lippen und Augen verschwunden. Es war Nivals Gesicht. Seit Linn zur Garde gehörte und im Schloss lebte, hatte sie es bloß ein einziges Mal gesehen, bei ihrer Rückkehr mit Chamija. Jikesch sprang im Hof herum und ging ihr auf die Nerven, aber das war immer noch besser, als Nival zu treffen. Nicht einmal mehr in die Stadt ging Linn hinunter, obwohl sie ein dumpfes Schuldgefühl empfand, weil sie Mora nicht besuchte.
    Während er sich umzog, kniff sie die Augen fest zu. Sie wollte ihn nicht sehen und riskieren, dass die alten Gefühle wieder aufflammten. Schlimm genug, dass sie immer noch von ihm träumte.
    » Linnia?«, fragte er leise.
    Nival beugte sich über sie. Diesmal konnte sie nicht ausweichen, also schlug sie die Augen auf und begegnete seinem ernsten Blick.
    » Wie geht es dir?«
    Sie setzte sich auf und gähnte, als sei sie gerade eben erwacht. » Hungrig. Und doch … erstaunlich gut.« Sie befühlte ihren Nacken. » Diese magische Salbe ist viel stärker als die andere, oder?«
    » Du hast geschlafen«, sagte er. » Ich musste dich herbringen, um dich zu behandeln. Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich dich nicht um Erlaubnis gefragt habe, aber es ging dir nicht gut.«
    Er wirkte vorsichtig, ein bisschen besorgt, als könnte sie jeden Moment wütend auf ihn losgehen.
    Bin ich so schlimm? So ungerecht? Was hat er eigentlich für eine Meinung von mir?
    » Danke«, sagte sie. » Das war sehr großzügig von dir.«
    Sie schwiegen beide, verlegen.
    Nival räusperte sich und ging zu dem Bord, auf dem die Tintenfässer standen. Er griff nach einem, schraubte es auf und zog ein kleineres Töpfchen heraus.
    » Du weißt, dass einmal nicht reicht«, sagte er. » Wenn keine Narben zurückbleiben sollen, brauchst du mehr davon.«
    » Es wird vollständig verschwinden?« Vorsichtig tastete Linn über die hügelige Landschaft, in die ihr Nacken sich verwandelt hatte.
    » Glatte Haut wie ein Säugling«, versprach Nival. » Darf ich?«
    Natürlich war sie ihm immer noch böse. Sie hatte sich so fest vorgenommen, nichts mehr für ihn zu empfinden. Ein Lügner. Er hätte ihr sagen müssen, dass er auch Jikesch war, bevor sie es selbst herausgefunden hatte. Bevor sie dem Narren verraten hatte, dass sie Gefühle für einen gewissen jungen Schreiber hegte.
    » Was ist mit dir?«, fragte sie. » Du hast doch auch eine Narbe zurückbehalten.«
    Es war so vertraut, so selbstverständlich. Seine Hände auf ihrer Haut. Die angenehme Kälte der Salbe. Linn schloss die Augen und genoss es. Am liebsten hätte sie ihn gebeten, ihr auch noch die Schultern zu massieren, aber das wäre zu weit gegangen, immerhin hatte sie ihm noch nicht ganz verziehen.
    » Nein«, sagte er, » habe ich nicht. Ich sage doch, man muss die Behandlung so lange fortsetzen, bis nichts mehr zu sehen ist.«
    » Wirklich?« Sie drehte sich um und streckte die Hand aus, wie sie es schon einmal getan hatte. Am Hals hatte er eine Narbe gehabt, dort, wo der wütende Prinz den Narren mit dem Schwert getroffen hatte. Wegen dieser Narbe hatte sie Verdacht geschöpft und Jikeschs Geheimnis gelüftet.
    Die Kerbe war verschwunden. Verwundert befühlte sie die Stelle. Makellos glatte Haut. Dann wurde ihr

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