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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Pivellius habe es nicht erlaubt.
    Ein halsstarriger alter Mann. Auf gar keinen Fall durfte er merken, was sie vorhatte.
    Linn tauchte die Fingerspitzen in die Salbe. Es kostete sie Überwindung, Arian zu berühren, aber sie zwang sich dazu. Nur aus diesem Grund war sie hier.
    » Oh Siaweh, hör mich an«, intonierte sie etwas lauter, als sie den König hinter sich schnaufen hörte. Oh Arajas, dachte sie, oh Gütiger, verzeih mir. Du weißt, wofür ich das hier tue. Du weißt, warum ich einen Gott erfinden musste.
    Würde überhaupt irgendeiner der Götter diese Frechheit verzeihen?
    Sie biss die Zähne zusammen und arbeitete weiter, erinnerte sich wieder an ihr angebliches Gebet und murmelte noch etwas. » Nimm den Fluch von ihm …« Gab es so etwas vielleicht wirklich, einen Fluch für Drachenjäger? Dass alle, die einen Drachen töteten, sterben mussten? Dann war auch sie irgendwann an der Reihe. Eines Tages würde das Unheil auch über sie kommen, so wie es schon über ihren Vater gekommen war …
    » Nimm den Fluch von ihm, oh Siaweh …« Wenn es diesen Fluch tatsächlich gab, dann war Hay Ran Birayik der Einzige, der dafür zuständig war, ihn aufzuheben. Seinen Namen durfte sie nicht anrufen – aber hatte sie das nicht ihr Leben lang getan? » Hay«, flüsterte sie. » Ich wette, ich schaffe es. Hay, hay, hay.«
    Sie schmierte die Paste in das zerstörte Fleisch. Davon bekam sie sicher Albträume. Wahrscheinlich konnte sie zwei Tage nichts essen. Oh nein, denk jetzt nicht ans Essen …
    » Sind wir schon da?« Arian blinzelte.
    Sofort war der König an seiner Seite. Linn konnte gerade noch das Töpfchen einpacken und davonkriechen.
    » Mein Sohn.«
    Sie wollte nichts hören; das hier stand ihr nicht zu. Wie kam Jikesch damit zurecht, an einem Leben Anteil zu haben, das ihn eigentlich nichts anging?
    Pivellius beugte sich mit Tränen in den Augen über den Prinzen. » Hast du noch … ein letztes Wort? Willst du mir etwas sagen?«
    Arian leckte sich über die aufgesprungenen Lippen. » Wenn ich etwas Wasser bekommen könnte?«
    » Wasser!«, schrie der König.
    Linn kroch an die Wand neben ein Tischchen und umklammerte die Knie mit beiden Händen, wobei ihr auffiel, dass sie ihre Handschuhe neben dem Bett hatte liegen lassen. Während die Ärzte eine Karaffe mit Wasser anschleppten, holte sie eilig die Handschuhe und zog sich dann wieder stumm zurück.
    » Er atmet kräftiger«, stellte einer der Heiler verwundert fest.
    » Das Fieber ist gesunken. Ich sagte doch, der Aderlass zieht die Hitze aus ihm heraus.«
    Die Worte drangen wie von fern an ihr Ohr. Linn rollte sich in ihrer Ecke zusammen und wunderte sich, dass sie das alles nichts mehr anging. Das Stimmengewirr wurde immer leiser und hörte irgendwann ganz auf.

8

    Durchs Fenster hielt die Dämmerung Einzug, grau in grau hoben sich die Möbel vom dunkleren Hintergrund ab. Wie kahle Bäume ragten die Pfosten des gewaltigen Himmelbettes bis an die Decke. Längst waren die Kerzen erloschen.
    Im Sessel ruhte der König und schnarchte leise. Was hatte sie geweckt? Schlaftrunken rappelte Linn sich auf. Sie hielt sich an einem Tischchen fest – und wunderte sich darüber, dass sie weiße Handschuhe trug. Dann kam die Erinnerung zurück.
    Sie war hier als Narr. Oh Arajas! Ihr Plan hatte nicht vorgesehen, dass sie hier im Zimmer des Prinzen einschlief. Sie musste schleunigst in Nivals Kammer zurück.
    Auf Zehenspitzen schlich sie ans Bett des Kranken.
    Arian schlief unruhig, der verletzte Arm lag über der Decke. Im Dämmerlicht konnte Linn nicht viel erkennen, doch bestimmt brauchte er eine weitere Behandlung. Vorsichtig öffnete sie den Deckel des Salbentopfes, zog den rechten Handschuh aus und kratzte den letzten Rest der Paste aus dem Topf. Sie beugte sich vor – mussten die Glöckchen bloß immer so klingeln! Als sie den Arm des Prinzen berührte, fuhr er hoch und hielt sie am Handgelenk fest. Linn unterdrückte einen Aufschrei.
    » Fass mich nicht an«, rief Arian. » Verdammte Missgeburt! Willst du mich umbringen, da der Drache es nicht vermocht hat? Ist deine Haut so giftig wie sein Atem?«
    Linn entwand ihm ihre Hand und streifte sich hastig den Handschuh über. Der Ruf des Prinzen hatte den König geweckt, und im vorderen Teil des Zimmers wurde ein Arzt munter, der dort wohl auf seinen Einsatz gewartet hatte.
    » Herr! Wie geht es Euch?«
    So viele Menschen eilten gleichzeitig an das prinzliche Bett, dass Linn sich rasch zurückziehen konnte. Als

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