Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
strahlend blauen Augen der jungen Tijoanerin wirkten dunkel, von Schmerz erfüllt, als sie wisperte: » Was könnt Ihr denn? Könnt Ihr … meinen Fuß … Heile mich …« Dann seufzte sie und fiel in Ohnmacht.
    » Na wunderbar.« Der Abend senkte sich jetzt immer schneller herab. Linn musste sich eingestehen, dass sie nicht damit gerechnet hatte, die Nacht im Freien in den Bergen zu verbringen. Sie hatte nichts mitgenommen, was nötig gewesen wäre – keine Decken, keine Zündhölzer, keinen Proviant. Hals über Kopf war sie aufgebrochen, als sie gehört hatte, dass der blaue Drache in der Gegend war, ohne sich richtig vorzubereiten. Und nun hatte sie auch noch eine Verletzte zu versorgen.
    Heile mich …
    Wie denn? Sie hatte keine magischen Salben zur Hand, nicht einmal Caness. Sie hatte nichts, was von einem Drachen stammte und zum Zaubern benutzt werden konnte. Nur die bernsteinfarbene Schuppe an ihrem Schwert, doch die war bereits zum Vernichten bestimmt.
    Andererseits – wie war es ihr überhaupt gelungen, den Schlammsturm zu entfesseln? Auf Burg Ruath, wo sie den Zauberspruch gelernt und wo er zu ihrer eigenen Überraschung funktioniert hatte, schwebte überall Drachenstaub in der Luft. Hier im Wald entdeckte sie zwar nichts davon, allerdings war der blaugrüne Drache hier gewesen. Vielleicht hatte er auch Staub verloren oder irgendeine magische Hülle, die sie hätte benutzen können? Womöglich war noch irgendetwas davon da – weiter hinten im Wald, wo der Drache gegen den Sturm gekämpft hatte?
    Linn legte Chamija vorsichtig auf die Erde, deckte sie mit ihrem weißen Umhang zu – dem Markenzeichen der Drachengarde des Königs – und eilte im Laufschritt zu der Wegbiegung, hinter der der Kampf stattgefunden hatte.
    Es war jetzt so dunkel, dass sie den Weg kaum noch erkennen konnte. Der Boden war hier so durchweicht und aufgewühlt, dass sie aufpassen musste, nicht zu stürzen. Selbst wenn dem Drachen ein ganzes Horn abgebrochen wäre – wie sollte sie es hier finden?
    Es gab einen Zauber, der Licht schuf, das hatte Linn ebenfalls auf der Burg miterlebt. Eine leuchtende Kugel … wenn sie sich doch nur an die Worte erinnern könnte, die man dafür benötigte.
    » Qui … ebon …« Sie war sich nicht sicher, wie der Spruch weiterging, ob überhaupt irgendein Zauber klappen konnte, wenn sie dabei nicht etwas von einem Drachen in der Hand hielt, aber während sie noch die Silben aussprach, fühlte sie das vertraute Brennen auf der Zunge, und ein fahles goldenes Licht erhellte die Straße zwischen den schwarzen Mauern der Tannen. Linn konnte die Quelle des Leuchtens nicht ausmachen, aber sie hielt sich nicht damit auf, darüber zu staunen, dass ihr auch dieser magische Versuch so leichtgefallen war. Da sie nicht wusste, wie lange das Schimmern anhalten würde, suchte sie rasch den nassen Boden nach etwas ab, das sie zum Heilen benutzen konnte. Jetzt wäre es praktisch gewesen, wenn sie Magie hätte spüren können, so wie es vermutlich alle Zauberer außer ihr vermochten. Leider fehlte ihr dieses Talent, also musste sie mit bloßen Händen im Schlamm wühlen.
    Irgendwann ging das magische Licht wieder aus, und sie musste sich in völliger Dunkelheit zurücktasten. Hier draußen brach endlich der Mond durch die Wolken, der weiße Pelz schimmerte durch die Nacht und leitete sie zu Chamija zurück.
    Linn kniete sich neben das Mädchen. Sie strich ihr die dreckverkrusteten Strähnen aus dem Gesicht – das nasse Haar fühlte sich an wie welkes Stroh – und legte der Verletzten die Hand auf die Stirn.
    » Es tut mir so leid, ich habe nichts gefunden. Dabei würde ich Euch so gerne helfen. Es ist zu kalt. Bei allen Göttern, Ihr fühlt Euch an, als wärt Ihr aus Schnee.« Sie nahm das Mädchen in die Arme, um es wenigstens ein bisschen zu wärmen.Die Berge schienen in der Dunkelheit in die Höhe zu wachsen, stumm und feindselig, während sich die Frühlingswärme verflüchtigte.
    » Wintika …« Der Heilungszauber kribbelte ihr auf den Lippen. Vielleicht half es ja doch, auch wenn sie nichts Magisches bei sich hatte. Vielleicht reichten ein paar Krümel Drachenstaub, die im Schlamm verborgen gewesen waren und nun an ihren schmutzigen Händen hafteten. » Wintika.«
    Sie flüsterte es vor sich hin, immer wieder. So hatte sie den Narren geheilt, als er im Sterben lag, mit glitzerndem Staub an den Händen und diesem Drachenwort, das zerstörte Dinge wieder ganz zusammenfügen konnte, diesem uralten Wort aus

Weitere Kostenlose Bücher