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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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genauso wirklich, genauso mächtig, genauso zwingend.
    Er wollte nicht über Linnia nachdenken, aber wie immer, wenn er allein, mit gesenktem Kopf und todmüde durch die dunklen Straßen marschierte, sah er sie vor sich. Nicht seine Tante sollte ihn trösten, Linnia sollte es tun. Sie sollte ihn in den Arm nehmen. Linnia und Arian … oh dieses Bild, unauslöschlich! Barradas, befreie mich von diesem Bild!
    Von ferne grollte der Donner, Feuchtigkeit stieg in Schwaden von der Straße auf. Links und rechts zu seinen Füßen bildeten sich schlammige Rinnsale, und von den Dächern tropfte es auf sein Haar. Immer stärker, neue Wolken schoben sich über die Stadt.
    Der Sturm ist noch nicht vorbei … Wir waren es beide, Linnia, dachte er traurig. Wir haben Schirdan auf dem Gewissen. Ich habe ihn getötet, und du hast dem Prinzen das Leben wiedergegeben, das er wie immer auf üble Weise nutzt. Wir haben die Stadt von einer Plage befreit und einen Mann getötet. Das ist zum Teil gut und wird die Straßen sicherer machen, zum anderen ist es furchtbar und unverzeihlich, und ich weiß nicht, wie ich damit leben soll …
    Er war tief in Gedanken versunken, und das Tropfen und Gurgeln des Wassers dämpfte alle Geräusche um ihn her. Deshalb bemerkte er die Angreifer fast zu spät.
    Das Alte Viertel lag im Dunkeln, daher passte er dort meist auf wie ein Luchs. Doch in dieser Straße genossen die Passanten noch die Beleuchtung der großen Marktstraße, und man konnte es sich normalerweise erlauben, ein wenig zu träumen. Einige blasse Lampen blinkten trübe an ihren eisernen Haken, Licht schimmerte in den Pfützen. Letztlich warnte Nival bloß der Schatten, der über die nasse Straße flackerte.
    Der Angreifer wollte ihn gerade anspringen, als der Schreibergeselle sich nach vorne warf und auf Händen und Knien aufkam. Er rollte sich herum und sprang auf; gleichzeitig sah er die anderen aus einem Winkel hervortreten. Es waren mindestens zehn. Ebenso viele Straßen lagen zwischen diesem Ort und seinem Haus, in dem Mora auf ihn wartete. Diesmal musste er es alleine ausfechten. Oh Barradas, zehn Mann!
    » Ich habe kein Geld!«, rief er.
    Sie umkreisten ihn. » Wir wollen kein Geld«, sagte einer, und seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er immer bekam, wonach ihn verlangte. » Wir wollen dich.«
    Das musste die Rache sein für Moras Attacke.
    Na dann. Vielleicht war dies eine gute Nacht, um zu sterben.
    Sie waren bewaffnet, mit Knüppeln und Messern, einer trug sogar ein langes Schwert. Fast ein Dutzend zu allem entschlossene Kerle, der Abschaum der Stadt, gegen ihn – einen Schreiber, der sich früher scherzhaft als Affen von Lanhannat bezeichnet hatte. Jene Zeit, in der er nur mit einem Netz bewaffnet gegen die brutalsten Schläger angetreten war, die Ziege, der Meister der Hinterhofkämpfe, aufgestellt hatte, war lange vorbei. Nival verstand es durchaus zu kämpfen, aber er war kein Krieger und würde nie einer sein.
    Das hier war der Beginn eines Gemetzels, bei dessen Ende er in seinen Einzelteilen auf dem Pflaster liegen und nur noch nach etwas aussehen würde, das ein Betrunkener ausgekotzt hatte. Den jungen Mann überkam der Drang, hysterisch zu lachen. Meckernd erklang sein Gekicher – die Stimme des Narren.
    » Ihr wollt mich?«, rief er. » Dann greift zu. Hier bin ich!«
    Sie umkreisten ihn lauernd, zogen den Kreis immer enger. Der Regen floss an den Angreifern herunter, webte einen Vorhang zwischen ihm und ihnen, verzerrte ihre Mienen. Nival drehte sich, um sie alle im Auge zu behalten, um im Voraus zu erahnen, wer beginnen würde.
    Dieser da, mit dem struppigen Bart. War das der Anführer? Der Mann verzog das Gesicht, bevor er losstürmte, das Messer in der Rechten.
    Nival bewegte sich mit schlafwandlerischer Sicherheit. Er tauchte unter dem Arm hindurch und brach aus dem Kreis aus, dann wirbelte er herum und sprang dem Kerl mit beiden Beinen in den Rücken. Als der Bärtige stürzte, benutzte Nival ihn als Sprungbrett, um den Nächsten anzufallen, einen von denen, die knüppelschwingend angetreten waren. Der Aufprall warf den Mann gegen seine Kumpane, doch er ließ den Schlagstock nicht los, sondern versuchte, Nival damit abzuwehren. Der junge Schreiber krallte sich in die Tunika des Fremden und trat ihm mit voller Wucht in die Weichteile.
    Der Getroffene sackte in sich zusammen. Er schrie nicht, jammerte nicht einmal. Als hätte jemand die Fäden einer Marionette durchgeschnitten, fiel er um; die blicklosen

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