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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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geduftet, hier roch die Luft anders, schwer und feucht. Niemand sammelte an diesem Ort Früchte oder Pilze oder schlug Holz; keine Menschenseele betrat jemals diesen Wald. Es gab weder Wege noch Hütten; kein Jäger, kein Holzfäller, kein Köhler ging hier seinem Tagewerk nach.
    Irgendwo oben in den Zweigen schluchzte ein Vogel und verstummte, als Linn nach einer Ranke hackte und einen Ast erwischte. Das Krachen erschien ihr unangemessen laut, als sei jeder zur Stille verpflichtet.
    Der Vogel setzte wieder mit seinem Gesang ein, er stieß seine trillernden Schluchzer aus und schien dann ebenso wie sie zu lauschen, ob jemand ihm antwortete.
    Linn krallte die Hand fester um die Dornlanze, als sie auf eine Schneise traf. An der Stelle waren Sträucher und Brombeeren plattgewalzt, als wäre ein ganzer Kriegstrupp durchgezogen. Die Drachenjägerin nahm die Einladung an und folgte der unübersehbaren Spur mitten durch den Wald. Sie trat so leise wie möglich auf, bückte sich, um Äste zur Seite zu legen, duckte sich unter herabhängenden Ranken hindurch, stieg vorsichtig über Wurzeln und abgebrochene Stängel.
    Als der Wald sich zu einer Lichtung öffnete, blieb sie stehen und hielt den Atem an. Sie hatte eine unbewachsene Fläche vor sich, die wie ein riesiger Saal wirkte, wie das Gewölbe, unter dem ein König hätte thronen können. Über ihr berührten sich die Wipfel gewaltiger Bäume, sodass die Kuppel im Halbdunkel lag. Vorwitzige Sonnenstrahlen hatten sich durch einzelne Lücken gekämpft; die meisten endeten irgendwo oben im Astwerk, doch einige wenige ließen sich an Spinnwebfäden bis auf den Waldboden herab, wo sie liegen blieben wie glänzende Münzen.
    Überall glitzerte es.
    Ein Schatz. Ein gewaltiger Haufen – Linn konnte weder seine Ausmaße abschätzen noch feststellen, woraus er bestand – bedeckte den Boden des Platzes. Als hätte ein Riese, der bis an den Himmel reichte, im Dickicht seine Geldkatze verloren, die beim Aufprall aufgeplatzt war.
    Linn schlug das Herz bis zum Hals. Sie rührte sich nicht, zur Bewegungslosigkeit erstarrt versuchte sie im Halbdunkel zu erkennen, ob der Drache irgendwo vor ihr lag. Dann spürte sie einen Luftzug in ihrem Rücken und drehte sich ganz vorsichtig um.
    Er bewegte sich sehr leise für ein so großes Tier. Statt krachend durch den Wald zu stampfen, glitt er nahezu lautlos über die vorbereitete Schneise, schnell und nur mit einem kaum hörbaren Schaben wie eine gigantische Schlange. Die Flügel fest an den Leib gepresst setzte er die großen Tatzen behutsam auf, wobei der gehörnte Kopf hin und her schwang. Linn stand unter einer Staude großer, intensiv duftender Blätter, von denen Tropfen in ihr Haar rieselten. Sie dankte allen Göttern dafür, dass ihre Waffen mit Gold überzogen waren und der Drache das Eisen nicht wahrnehmen konnte. Er witterte etwas, aber der Schatz überlagerte alle anderen Gerüche. Von Nat Kyah wusste sie, dass Drachen Gold spüren konnten und es deshalb so sehr liebten; zugleich aber waren sie in der Nähe ihres Schatzes am verwundbarsten, da dieser alle anderen Eindrücke überdeckte.
    Der Panzer glitt als Erstes an ihr vorbei, dann der mit Hörnern und Dornen besetzte Schwanz. Er war braun, aber dies war nicht der Drache, der Brina und später Lanhannat überfallen hatte. Die Schuppen sahen aus, als seien sie aus rauchdunklem Glas, fast durchsichtig, und darin Rauch und Asche, verbranntes Holz und Rinde.
    Die Enttäuschung traf Linn mit voller Wucht, aber sie zögerte trotzdem keinen Augenblick. Sie handelte, ohne zu überlegen, nutzte die Gunst der Stunde, ohne auf eine bessere Gelegenheit zu hoffen. Als der Drache halb an ihr vorüber war, reckte sie die Dornlanze vor, verhakte sie zwischen den Stacheln, die zu einem Kamm aufgereiht waren, und drehte mit einem heftigen Ruck eine Schuppe heraus. Das alles geschah so schnell, dass der Drache erst herumwirbelte, als ihn der plötzliche Schmerz durchfuhr. Linn sprang rasch unter die hohen Gewächse, die Schuppe fest in der Hand. Sie duckte sich, warf die Lanze zur Seite und holte das Schwert heraus, während das Ungeheuer brüllte und eine sengende Stichflamme die Pflanzen über ihr versengte.
    Sie hatte die Bernsteinschuppe entfernt, und in die entstandene Lücke fügte sie nun die neue Schuppe ein.
    » Wina-Beret«, flüsterte sie.
    Gerade als der Drache sie entdeckte, als sein mächtiger Schädel zu ihr hinunterstieß, sprach sie den Zauber aus, und die Klinge schnitt ihm mitten

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