Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
oder?«, fragte er bang.
» Was, wenn doch?«
Entsetzt starrte er sie an. » Ich hoffe nicht«, flüsterte er.
» Vermutlich ist dieser ganze Ort so davon getränkt, dass wir gerade durch Drachenmagie waten«, sagte sie. » Wir sollten vorsichtig sein, was wir berühren.«
Der Gang führte eine Zeit lang geradeaus und endete an einer Treppe, die mit unzähligen flachen Stufen in die Tiefe führte. Es war, als stünden sie an einem Berghang und blickten ins Tal hinunter – in einen riesigen unterirdischen Kessel, den ein sanftes grünliches Licht erhellte. Ein Luftzug wehte Linn ins Gesicht; irgendwie wurde dieses Gewölbe mit Frischluft gespeist.
» Ich finde nicht, dass wir da runtergehen sollten«, meinte Arian.
Nival hob die Hand und neigte lauschend den Kopf. » Vielleicht doch. Hinter uns sind Schritte zu hören. Wir haben zu viel Zeit bei den Statuen verloren.«
Der Prinz verkniff sich eine weise Bemerkung und machte sich an den Abstieg.
Es war unmöglich, schnell vorwärtszukommen. Vielleicht hatten die Drachen diese Treppe im Flug überwunden, zu Fuß war es jedenfalls eine Tortur, für die äußerste Konzentration nötig war, um nicht zu stolpern und den Rest zu fallen.
Linn wäre dieselbe Strecke lieber aufwärts geflohen statt abwärts. Der Boden der riesigen Halle schien mehrere Yagons entfernt. Doch als sie stehenblieb und zurücksah, stellte sie überrascht fest, dass sie schon beinahe ein Drittel geschafft hatten.
Oben standen zwei Gestalten, die sie trotz der Entfernung mühelos erkannte.
» Da sind sie.« Scharech-Pars kühle, unaufgeregte Stimme erklang von oben, sie hallte durch das ganze Gewölbe. » Schneide ihnen den Weg ab.«
Ein Flattern, ein Rauschen, als würde ein Drache sich durch die Luft bewegen. Einen Moment lang glaubte Linn schon, sie habe sich getäuscht, in allem, was sie von Gah Ran erfahren hatte, und ihr Feind könnte sich trotz allem verwandeln.
Doch es war Wea. Wea, die mit flatternden Kleidern über sie hinwegschwebte und vor ihnen in der Luft stehenzubleiben schien, die Hände drohend ausgestreckt. Ein Teil in Linn, der seltsam unbeteiligt blieb, fragte sich: Wie macht sie das? Ist das eine Version von Pai Ri Ko Res? Ein Sturm in der Luft, von dem sie sich tragen lässt?
» Nun, wo bleibt dein Kampfgeist?«, fragte Wea. » Willst du mir nicht gegenübertreten, von Zauberin zu Zauberin? Lass uns das ein für alle Mal klären.«
Sie senkte die Hand, und Linn sah, dass sie einen Armreif aus vielen kleinen bunten Drachenschuppen trug – genug Vorrat an Magie, um sie alle zu töten. Ein Blitz fuhr in die Stufen zwischen den drei Flüchtlingen. Arian stürzte und rollte ein paar Gildreks, fing sich jedoch wieder und blieb auf einer Stufe liegen.
» Tu etwas!«, schrie er Linn an.
Nival sprang nach vorne, erwischte Wea an ihrem Umhang, und riss sie mit in die Tiefe. Sie kämpfte mit ihrem Zauber dagegen an, sank aber immer weiter. Linn eilte zu Arian und half ihm hoch.
Sie hasteten weiter hinunter, vor sich das denkwürdige Schauspiel von flatternden Gewändern, wütenden Schreien und einer Zauberin, die ihren frechen Widersacher nicht loswurde. Nival war an ihr hochgeklettert wie an einer Statue und hielt ihr den Mund zu, damit sie keine Zauberworte rufen konnte, während der Wirbel sie hochtrug und wieder fallen ließ, wie ein Herbststurm, der unentschlossen Blätter fegt. Wea versuchte, ihn zu beißen und abzuschütteln. Ein Anblick, der Linn zum Lachen gebracht hätte, wenn ihre Lage nicht so ernst gewesen wäre. Sie und Arian mussten unbedingt verschwinden, bevor Scharech-Pars Gehilfin weiterzaubern konnte.
Der Prinz hinkte und hinterließ eine Blutspur; schließlich blieb er stehen und stützte sich schwer auf Linns Arm.
» Nach unten schaffen wir es nicht rechtzeitig«, sagte er. » Nival kann Wea nicht mehr lange festhalten. Warum gehen wir nicht wieder nach oben?«
» Zu Scharech-Par?«, fragte sie entsetzt.
» Ja, warum nicht? Solange seine Zauberin beschäftigt ist? Oder siehst du noch irgendwelche anderen Wachen?«
Sie konnte kaum glauben, was er da vorschlug. Ob der Tijoaner wirklich allein war? Oder würden die Felsleute aus allen Nischen und Türen strömen und sich auf sie stürzen?
Sie nickten einander zu. So waren sie früher auf Drachenjagd gegangen, einvernehmlich, eine Truppe, in der jeder sich auf jeden verlassen konnte.
Sie drehten sich um und rannten die Treppe wieder nach oben.
Scharech-Par nahm sie gar nicht wahr, so sehr war er
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