Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Wendig, aufmerksam, hochkonzentriert, selbst wenn er beiläufig plauderte – ein Drache in anderer Gestalt. Linn fragte sich, ob sie ihn, wenn sie es nicht bereits gewusst hätte, spätestens jetzt als einen solchen erkannt hätte. Auch wenn sie es nicht gewöhnt war, dass die Drachen ihrerseits zum Schwert griffen.
Arian kroch aus der Kampfzone. Von nun an konnte sie nicht mehr auf ihn achten, so sehr war sie damit beschäftigt, sich ihrer Haut zu wehren.
» Warum zauberst du nicht?«, fragte Scharech-Par. » Fehlen dir Drachenschuppen? Hat dein geliebter Gah Ran keine einzige mehr abgeben mögen? Mir an deiner Stelle würde es zu denken geben, dass er lieber deinen Tod in Kauf nimmt, als ein paar Unannehmlichkeiten zu erdulden, die dir das Leben retten könnten. Ein Schutz gegen Angriffe wäre sinnvoll, meinst du nicht?«
Linn konnte seine Worte nicht ausblenden, vor allem nicht das Gift darin, aber sie hatte nicht vor, Kraft zu verschwenden, indem sie ihm antwortete. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, jeden seiner Ausfälle abzuwehren. Ihre Arme erlahmten schnell, kein Wunder, dass Arian solche Schwierigkeiten gehabt hatte.
» Haltet durch!« Nivals Stimme erfüllte den Saal. » Ich komme!«
Er musste irgendwo ganz unten sein. Der Weg war zu lang, um sie rechtzeitig zu erreichen.
Linn schluckte das Gefühl der Verzweiflung herunter und wehrte einen erneuten Schlag ab, der von oben auf sie herabzischte. Die ganze Welt bestand nur noch aus dem goldenen Schwert, das um sie herumtanzte, und dazwischen blitzte Scharech-Pars Lächeln auf.
» Denk an Brina«, flüsterte er. » Denk daran, wie sie geflogen sind, über die Dächer, wie alles in Flammen aufgegangen ist. Hast du je daran gezweifelt, dass die Drachen meinem Befehl gehorchten? Dann tu es nicht mehr. Ich bin das Feuer über deinem Leben. Mir gehörten die Drachen, die deinen Vater jagten, mir gehörten die Drachen, die dir auf den Fersen waren. Ich war es, der Akir auf die Reise schickte. Dachtest du, du könntest es mit mir aufnehmen – mit einem ValaNaik?«
Da schrie Linn auf und vollführte eine hektische Drehung, um nach ihm zu schlagen. Sie traf seinen Arm, aber er lachte nur, und auf einmal saß die goldene Klinge an ihrer Kehle. Seine Hand krallte sich um ihre Schulter, und die feine Schneide der vertrauten Waffe ritzte ihr in den Hals. Dicht vor ihr glänzten seine Augen, die ihr nicht mehr menschlich vorkamen, sondern die einer fremdartigen Kreatur gehörten, die nur zufällig und unfreiwillig in dieser Gestalt feststeckte.
» Wie konntet ihr es wagen herzukommen«, flüsterte er. » Dies ist mein Reich. Steinhag gehört mir, und kein Mensch darf es ohne Einladung betreten. Kein Mensch, der diese Schätze gesehen hat, darf es je wieder verlassen. Ihr seid direkt in euren Tod marschiert.«
Das Schwert löste sich aus ihrer Hand, und in einem entfernten Winkel ihres Verstandes wunderte sie sich darüber, dass sie nicht hörte, wie es auf den Felsboden prallte.
» Ich fürchte Euch nicht«, flüsterte sie.
Ein fragender Ausdruck trat auf Scharech-Pars Gesicht. Er stieß sie von sich und drehte sich um. Dort stand Arian, das Kurzschwert in der Hand, einen Triumphschrei auf den Lippen, der abrupt verstummte.
» Du wolltest mich erstechen?«, fragte Scharech-Par belustigt. » Damit?«
» Ich habe …«, stammelte Arian, » ich dachte …«
» Dass du mich umgebracht hättest? Ich habe mich natürlich von einem neuen Zauber schützen lassen, nachdem sich der Schutzzauber, den Chamija um mich gewoben hatte, mit ihrem Tod aufgelöst hatte. Du kannst mich nicht töten. Niemand vermag das.«
Arian wich zurück. Linn schob sich schnell rückwärts von Scharech-Par fort und eilte an die Seite des Prinzen.
» Ich sehe, ihr habt mich unterschätzt«, sagte der Tijoaner. » Ihr dachtet wohl, dass ich ohne Zauberin hilflos bin, euch ausgeliefert, nichts als ein Mensch? Oh, ihr irrt euch sehr. Ich bin der Herr der Drachen. Ich gebiete über die Macht, diese Welt zu zerstören oder zu heilen, Königreiche zu zerschlagen oder zusammenzufügen. Schreckt euch das nicht? Ich bin kein Mensch. Menschen sind nichts als das Holz, das die Flammen nährt. Ich bin in der Lage, nicht nur die Welt zu vernichten, sondern eure Welt. Würdest du Lanhannat wiedererkennen, solltest du jemals zurückkehren, Prinz?«
» Lasst mein Volk in Ruhe!«, stieß Arian hervor.
» Soll das ein Befehl sein? Niemand sagt mir, was ich zu tun habe. Habt ihr denn immer noch
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