Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
du’s«, murmelte Arian bitter.
» Vielleicht bin ich so etwas Ähnliches wie ein Sammler«, gab Nival zu. » Ich bin durch viele Länder gereist und habe überall Kenntnisse erworben, die nützlich sein können – Sprachen, Kampftechniken, Wissen über Tiere und Pflanzen, Menschen und Dinge. Falls Ihr fürchtet, dass mich ein anderer Herr bezahlt – nein, da irrt Ihr Euch. Ich habe keinen Herrn.«
» Was hast du in Schenn gelernt?«, fragte der Prinz. » Deiner schlauen Rede entnehme ich, dass du eine Art Spion bist. Also, was hast du uns an Wissen gestohlen, das du jetzt gegen uns verwenden könntest?«
» Das wollt Ihr wirklich wissen?«
» Ja, das will ich!«
» Na gut. Was ich über euch Schenner gelernt habe? Dass ihr dumm seid. Zu dumm, um Freund oder Feind zu erkennen. Ihr habt die Zauberer vernichtet, euer einziges Bollwerk gegen die Macht der Drachen. Damit habt ihr selbst die Schilde gesenkt und es euren Feinden ermöglicht, euch anzugreifen. Ihr habt euch hinter Reichtum und höfischem Getue verschanzt, und aus der Drachenjagd habt ihr ein Spiel gemacht, bei dem der König die Ehre bekommt und die Feinde einen Haufen ungenutzter Drachenschuppen völlig legal erwerben können, um ihre Magie zu mehren. Jetzt habt ihr sie da in Lanhannat – die Drachen und die Zauberer, und niemand ist mehr da, der gegen sie kämpfen könnte. Keine Magier, die loyal sind, weil sie ihre Heimat verteidigen, sondern nur ausländische Zauberer, die euch hassen – Zauberer aus Tijoa oder Khanat oder den anderen Städten der Ebene, die ihr in eurem Größenwahn erobern wolltet. Ja, ich habe genug gesehen, als ich Schreiber im Schloss war, mehr, als ich je wissen wollte.«
Arian starrte ihn mit brennenden Augen an. » Dann haben sie das also von dir? Dass wir schutzlos sind, dass sie nur zugreifen müssen?«
» Nennt Ihr mich einen Spion für Tijoa?« Nival lachte heiser. » Es gab eine Zeit, da habe ich wie Ihr gehofft, man könnte alte Feindschaften begraben und die uralten Geschichten ruhen lassen. Auch ich habe mich geirrt … aber glaubt Ihr im Ernst, ich würde in Scharech-Pars Diensten stehen? Dann habt Ihr mir nicht zugehört. Ich habe keinen Herrn. Ich bin frei, ich diene niemandem.«
» Warum bist du dann hier, wenn dich das Schicksal von Schenn nicht kümmert?«
» Es ist ein Spiel, oder nicht?« Sein Lächeln war eindeutig Jikeschs Lächeln, doch ohne die weiße Schminke wirkte es fein und leicht. » Nichts auf der Welt wird mich davon abhalten mitzuspielen. Ein Spiel, das wir miteinander spielen und gegeneinander. Gerade haben wir ein paar Punkte verloren und wiederum einige gewonnen.« Er öffnete die Hände, in denen wie Splitter vieler bunter Edelsteine die Drachenschuppen lagen. » Ihr Armband ist gerissen«, erklärte er. » Das gibt einen Punkt für uns.«
» Wer soll damit zaubern?«, fragte Linn.
Nival blickte an ihr vorbei auf Arian. » Er.«
» Ich?«, fragte der Prinz entsetzt.
» Ihr habt gut gekämpft«, sagte Nival. » Jetzt solltet Ihr endlich begriffen haben, wer Scharech-Par wirklich ist. Wer ich bin, braucht Euch nicht zu interessieren, das müsste inzwischen auch geklärt sein. Wenn Ihr nun noch eingesteht, wer Ihr selbst seid, könnt Ihr uns wirklich helfen.«
» Ähm«, machte Arian. » Ich … wie meinst du das?«
» Magisches Blut«, sagte Nival zufrieden. Es schien, als würde ihn diese Entdeckung mehr freuen als alles andere, was er Arian hätte antun können. » Brahans Erbe. Ich bin mir sicher, dass schon Euer Ahnherr es hatte, sonst hätte er Steinhag niemals gefunden. Damals stand ihm zwar noch keine Drachenmagie zur Verfügung, aber es gab eine altertümliche Form der Zauberei, die er, davon bin ich überzeugt, benutzte, um herzukommen. Also, was tut Ihr mit Eurem zauberhaften Erbe?«
» Das ist nicht wahr!«, keuchte der Prinz.
Linn beschloss, ihn lieber abzulenken, bevor sich daraus ein neuer Streit entspinnen konnte. » Wohin gehen wir jetzt?«
Sie hielt auf gut Glück auf den nächsten Eingang zu, einen dunklen Torbogen, der von oben wie eine von vielen Türen gewirkt hatte, beim Näherkommen jedoch in die Höhe wuchs und es mühelos mit dem Tor des Schlosses von Lanhannat aufnehmen konnte. Die Flügel des Portals waren mit glitzernden Farbsteinen bedeckt, die verschlungene Muster bildeten. Linn legte die Hand darauf und drückte, doch die Tür war zu schwer und bewegte sich kein Stück. Hoffnungsvoll sah sie sich um, aber die anderen Türen waren ähnlich groß,
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