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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Ghenai war … verrückt. Anders. Fremd. Undurchschaubar. Ja, auch das. Doch ganz sicher verrückt.
    Kopfschüttelnd betrachtete Linn das merkwürdige Dorf, in dem sie gelandet waren. Von hier aus war der Vulkanberg bei wolkigem Wetter nicht einmal zu sehen, ein paar aufgefaltete Hügel lagen dazwischen. Nur manchmal bebte die Erde, und ein beunruhigendes Rumpeln unter ihren Füßen ließ Linn zum ersten Mal mit Sehnsucht an das Schiff denken.
    Die Ghenai achteten gar nicht darauf. Sie hielten nicht einmal inne in ihrem Tun, als seien sie taub und gefühllos. Konnte man sich wirklich daran gewöhnen? Konnte man in solchen Häusern leben – nicht gemauert und nicht aus Brettern gezimmert, sondern aus einem riesigen gewölbten Knochen, die mit glänzender Haut überzogen waren und nach Fisch stanken? Alles hier stank nach Fisch. Alles schien nahezu durchsichtig zu sein. Durch die Wände sah man die schemenhaften Umrisse der Bewohner. Die Lichter brannten hell in der Nacht; es musste schon Frühling sein, südwärts in Schenn, aber hier brach die Dämmerung herein, kaum dass der Mittag vorbei war, und zog sich endlos lange hin, ohne dass die Nacht kommen wollte.
    » Die Matrosen übernachten auf dem Schiff«, sagte Nival. » Landgänge sind hier nicht begehrt. Aber sie haben mir geraten, mich nach Sekkin zu erkundigen.«
    » Wer ist das?«
    » Ein berühmter Seefahrer, wenn ich es recht verstanden habe, der angeblich jede Handbreit des Stillen Meeres befahren hat. Und, was für uns noch wichtiger ist, außerdem ein berühmter Zauberer. Wenn jemand uns helfen kann, dann er.«
    » Das hast du mir gar nicht erzählt«, sagte sie, und selbst in ihren eigenen Ohren klang sie unerträglich beleidigt.
    Nival stutzte, aber Linn tat, als würde sie es nicht bemerken. Angelegentlich betrachtete sie ein paar ghenaische Arbeiter, die merkwürdige Wurzeln sortierten. Komische bunte Wurzeln.
    » Hätte ich mehr mit dir reden sollen?«, fragte er.
    » Nein, warum denn? Es war eine tolle Fahrt.«
    » Ach, Linnia«, sagte er leise. Er streckte die Hand aus und schob ihr eine ihrer zerzausten Haarsträhnen hinters Ohr. Es war eine Geste so voller Zärtlichkeit, dass es sie kalt überlief.
    » Tu das nicht«, wisperte sie. » Wir sind nur Freunde, oder? Ich … ich kann es nicht ertragen, wenn du das tust.«
    » Drachenmaid«, flüsterte er. » Seit wann sind wir denn nur Freunde? Habe ich nicht schon immer versucht, dir einen Kuss zu stehlen, oder zwei oder drei?« Bevor sie wusste, wie ihr geschah, beugte er sich vor und küsste sie.
    Seine Lippen schmeckten nach dem salzigen Wind, und ihr war, als könnte sie seinen Mund nicht nur schmecken, sondern hören – das Rufen der wilden Seevögel, die über den Masten kreisten, das Brausen des Windes, das Knattern der Segel. Es war alles da. Das verlockende Singen von Stimmen, die von überallher und nirgends erklangen. Das heisere Gelächter eines Drachen.
    Sie verschränkte die Arme hinter seinem Nacken und versank in diesem Kuss, bis ihr irgendwann bewusst wurde, dass die Arbeiter lachten. Sie starrten zu ihnen herüber und johlten.
    » Warum …«, stammelte sie, » ich dachte … auf dem Schiff … Du hast mich ja kaum beachtet. Selbst wenn wir gegeneinander gekämpft haben, warst du wie ein Fremder.«
    » Wie oft hätte ich mich prügeln müssen, wenn ich das hier gewagt hätte?«, fragte er. » Hätte ich die Seeleute noch neidischer machen sollen? Ich hätte sie alle töten müssen, und dabei habe ich mir geschworen, nie wieder irgendjemanden umzubringen, und sei es ein räudiger Bastard von einem Matrosen, der es nicht besser verdient hat. Außerdem«, fügte er hinzu, » wie hätten wir denn zwei Monde auf See aushalten sollen? Wenn die Flamme erst brennt, lässt sie sich schwer löschen, und wir waren nie allein. Ich dachte, das wäre dir klar. Was hast du denn gedacht?«
    » Wir sind überhaupt nie allein«, sagte sie mit einem Blick auf die neugierigen Ghenaier. » In Schenn hätten wir uns so einen Kuss auf der Straße nicht erlauben dürfen. Wie ist es hier?«
    » Noch hat uns niemand verhaftet.« Nival ging auf die grinsenden Zuschauer zu und sprach sie in unterschiedlichen Sprachen an, bis ihm jemand antwortete, ein junger Mann, wie die anderen mit schwarzem Haar und bräunlicher Haut. Sie redeten eine Weile, dann stand der Jüngling auf und bedeutete ihnen, ihm zu folgen.
    » Was hat er gesagt?«, erkundigte sich Linn.
    » Er spricht Lonarisch. Sie sortieren eine Fracht

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