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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Morgenstunden. Es war noch dunkel, als Rinek hochfuhr, weil jemand über ihm gegen die Dielenbretter klopfte.
    » Es brennt!«, schrie Lireck. » Die Stadt brennt!«
    Rinek tastete nach seinem Holzbein. Es dauerte eine Weile, bis er es festgeschnallt hatte und aufstehen konnte. Nur das Herdfeuer verbreitete einen warmen Schein, im Hof war es dunkel. Der Briner eilte an die Haustür und riss sie auf. Jetzt sah er es: einen roten Schein über dem dunklen Himmel, die Wolken merkwürdig von unten beleuchtet, und von ferne ertönte ein Krachen und Knistern, das er nur zu gut kannte.
    Agga tauchte hinter ihm auf, mit wirrem Haar und weit aufgerissenen Augen. » Wie schlimm ist es? Müssen wir die Alten wegbringen?«
    » Es scheint recht weit weg zu sein«, sagte Rinek. In diesem Moment glitt ein riesiger schwarzer Schatten über die Häuserschlucht. Er duckte sich unwillkürlich, als ein Dutzend der Ungeheuer knapp über die Dächer hinwegsegelte. Ihr Fauchen ließ ihm die Haare zu Berge stehen.
    Agga stieß ein Wimmern aus, sie hielt sich die Hand vor den Mund.
    Der Ruf der Feuerhörner gellte durch den Morgen, Brandgeruch wehte zu ihnen herüber, vom Wind so verdünnt, dass er eher wie der angenehme Duft eines Lagerfeuers anmutete.
    » Weck Mora. Die Alten sind schon wach?«
    » Dafür hat Lireck gesorgt. Was ist mit dem König?«
    » Er sollte ebenfalls angezogen und bereit sein, aber lasst ihn noch nicht aus der Kammer. Bleibt im Haus. Der Wind treibt den Brand auf uns zu, ich werde nachsehen gehen, wie schlimm es ist. Zur Not müssen wir sofort fliehen können.«
    » Sie werden die ganze Stadt abbrennen«, flüsterte Agga, starr vor Schreck. » Wir können sie nicht aufhalten.«
    » Scharech-Par will diese Stadt haben, also wird er sie wohl kaum vollständig zerstören.« Das hoffte er jedenfalls. Die finstere Gegenwart der Drachen, die über sie hinweggeflogen waren, versetzte auch ihn in Panik. Der Moment rief alte Erinnerungen zurück, zu schmerzhaft, um sie je zu vergessen. Doch er kämpfte die aufsteigende Beklommenheit nieder.
    Tu etwas.
    » Worauf wartest du?«, fuhr er das Mädchen an. » Sorge dafür, dass alle fertig sind!«
    Agga nickte, rührte sich aber immer noch nicht vom Fleck. Er packte ihre Schultern und schüttelte sie sanft. » Kümmere dich«, befahl er. » Vergesst den Vogel und das Schwein nicht. Ich bin bald zurück.«
    Er hastete durch die dunklen Straßen. Immer mehr Menschen erwachten und strömten aus den Häusern. Viele ergriffen sofort die Flucht und zogen Karren und Wagen hinter sich her, auf denen ihre Kinder saßen oder sich Berge von Habseligkeiten türmten. Der Brand schien irgendwo vor ihm zu sein, in der Stadtmitte, wo sich auch die Häuser der Reichen befanden – von seinen zahlreichen Besuchen in der königlichen Amtsstube kannte Rinek sich dort mittlerweile recht gut aus. Wieder einmal verwünschte er sein Holzbein; er kam einfach nicht schnell genug voran, und im Strom der panisch Flüchtenden, die ihn fast umrannten, wurde ihm mehr als einmal die Krücke um ein Haar weggerissen. Schließlich bog er in eine schmalere Gasse ab. Dort war es stiller, und deshalb konnte er hier hören, was ihm in der Menge entgangen wäre. Ein Heulen, das er erst dem Wind zuschrieb, dann dem Feuer – war es doch näher als gedacht? –, bis die Drachen selbst ihm die Antwort lieferten. Sie stürzten mit einem Gebrüll, das in den Ohren schmerzte, auf die breite Straße herunter und hüllten die Menschen und Wagen in Feuer.
    Er war froh, dass er von hier aus kaum etwas sah, doch er hörte das Flattern der Schwingen, die Dächer und Fenster beschädigten, das Schreien der Menschen, das Tosen der Flammen. Blindlings stürmte er weiter, hinkte über das schlüpfrige Pflaster einer ruhigen Straße, die ihn weiter in die Mitte Lanhannats hineinführte. Eine Weile kam er gut voran, dann begegnete er der nächsten Gruppe Flüchtlinge.
    » Nein!«, rief er ihnen zu. » Kehrt in eure Häuser zurück! Helft löschen! Die Drachen werden euch nicht durchlassen!«
    Aber die Menschen eilten weiter, ohne auf ihn zu achten, und als er sich ihnen in den Weg stellen wollte, stieß ihn ein Mann grob zur Seite.
    Rinek musste warten, bis sie vorbei waren, damit er seine Krücke suchen konnte.
    Hinter der nächsten Ecke erreichte er das Gerichtsgebäude, und von hier aus sah er endlich, was die Drachen angerichtet hatten. Ein ganzer Straßenzug stand in Flammen, einige größere alte Häuser brannten lichterloh. Eine

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