Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
hätte Rinek nicht gewundert, wenn sie gezuckt hätte.
» Was werde ich wohl damit tun?«, fragte sie. » Einen weiteren Schlag gegen deinen Herrn führen?«
» Verrecke«, zischte der Drache.
Chamija lachte. Sie drehte sich um, dorthin, wo Rinek im Schatten kauerte.
» Ich weiß, dass du da bist«, sagte sie. » Ich kann die Magie fühlen, die du mit dir herumträgst. Wer bist du?«
Der Briner erschrak.
» Einer der Männer der Ziege, habe ich recht?«, fragte sie weiter. » Es war eure Aufgabe, in der Stadt zu spionieren, allerdings nicht hinter mir her.«
Rinek fasste Mut. Anscheinend konnte sie weder durch den Schleier seiner Unsichtbarkeit blicken noch hatte sie eine Ahnung, wer er war.
» Die Ziege ist tot«, sagte er vorsichtig.
» Tatsächlich? Deshalb hat sie sich also nicht mehr gemeldet.«
» Ich war ihr Leibwächter«, fantasierte Rinek weiter. Er erinnerte sich rechtzeitig an den massigen Kerl im Haus des Wetteintreibers, der nach einem unglücklichen Zusammenstoß mit einer dekorativen Marmorsäule das Zeitliche gesegnet hatte.
» Und jetzt kann Ziege dich nicht mehr sichtbar machen. Ah, ich verstehe dein Dilemma. Du hoffst also, ich würde dir helfen. Läufst du mir deshalb nach?«
» Könnt Ihr mir denn helfen?«, fragte er vorsichtig. Das fehlte noch, dass Chamija ihn jetzt sichtbar machte, denn hier in der Höhle konnte er nicht fliehen; er musste warten, bis sie die Eingangstür wieder öffnete.
» Natürlich«, antwortete sie freundlich. » Jederzeit, und das werde ich auch machen – nachdem du mir einen kleinen Gefallen getan hast.«
» Was wünscht Ihr Euch denn von mir?«
» Töte den Prinzen.«
» Was?«, entfuhr es Rinek, bevor er den Ausruf zurückhalten konnte.
» Du hast richtig gehört. In deinem … Zustand, sagen wir mal, sollte das kein Problem für dich sein.«
» Aber … warum denn? Ich hörte, Ihr seid mit ihm verlobt?«, stammelte er.
» Natürlich wartest du, bis wir geheiratet haben, das versteht sich von selbst. Als die Königin muss das Volk mich akzeptieren. Ich dachte, es würde auch anders gehen, aber dieser Dummkopf lässt mir keine Wahl. Er hat keine tiefen Gefühle, die mir helfen könnten, einen wirksamen Bann anzusetzen, keine wahre Liebe, keinen echten Hass. Er ist nicht lenkbar, weil er nicht weiß, was er will – einmal Rache, dann Ehre, dann Beliebtheit, dann wieder die Wünsche seines verstorbenen Vaters erfüllen. Einen Tag liegt er mir zu Füßen, am nächsten spuckt er vor mir auf den Boden. Er wird es noch schaffen, die ganze Stadt zu zerstören und den Krieg gegen Scharech-Par zu verlieren. Das kann selbst jemand wie du nicht wollen. Er muss weg, und zwar so schnell wie möglich, dann kann ich mir endlich einen richtigen Mann suchen. Bist du hübsch? Deine Stimme klingt interessant.«
» Oh … ich … äh …«
» Warte also die Hochzeit ab. So lange wirst du es wohl noch unsichtbar aushalten. Hör auf, mir nachzuschleichen, sondern besorge dir lieber Waffen, um Arian zu erledigen. Er ist ein ausgezeichneter Kämpfer, also musst du schnell und leise sein und es rasch zu Ende bringen.« Sie umklammerte die blutige Schuppe. » Damit ist mir sein Jawort sicher.«
Rinek rührte sich nicht von der Stelle, als die Zauberin auf das Tor zutrat und den Befehl zum Öffnen murmelte. Er schlüpfte an ihr vorbei, wie von einem Rudel wilder Hunde gehetzt.
Der Drache blieb allein im Dunkeln zurück.
» Er darf sie nicht heiraten!« Wutentbrannt marschierte der König auf und ab. » Lasst mich endlich hier raus, damit ich ihm den Kopf zurechtrücke!«
» Das wird nichts nützen, Majestät«, sagte Agga. » Wenn er unter Chamijas Bann steht, hat er keine Wahl. Es ist um ihn geschehen, ob wir das wollen oder nicht.«
» Das erlaube ich nicht!«, wütete Pivellius. » Das lasse ich nicht zu! Der Kerl hat doch gesagt«, ungeduldig wedelte er in Rineks Richtung, » sie kann Arian nicht bändigen. Er würde auf mich hören, das weiß ich!«
Die junge Frau strich sich mit dem Ärmel das Mehl aus dem Gesicht. Sie knetete Teig, walzte ihn auf der Tischplatte aus und teilte ihn in gleich große Stücke.
Lireck näherte sich vorsichtig. » Was wird das?«, fragte er hoffnungsvoll. » Du backst doch nicht etwa Pasteten?«
» Und wenn?«, fragte sie schroff.
» Du bekommst sie niemals so hin wie Frau Mora, nie im Leben. Außerdem haben wir keinen Ofen.«
» Ich kenne aber eine Frau, die einen hat, und gegen ein kleines Entgelt lässt sie mich dort
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