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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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sie gemeinsam durch die Nacht.
    » Ich weiß, dass du da bist«, flüsterte die Stimme. » Wer bist du, Zauberer? Freund oder Feind?«
    Rinek brauchte eine Weile, um zu sich zu kommen und sich darauf zu besinnen, wo er war. Sein Kopf schmerzte unerträglich – kein Wunder, merkte er, da er kopfüber hing. Mit dem verzauberten Fuß steckte er immer noch in dem Drachen fest, irgendwo an seiner Flanke. Die Schuppen fühlten sich kalt an, und ein Schmerz wucherte in seinem neuen Bein, dumpf und taub wie Zahnschmerzen.
    Mit Mühe löste Rinek die wurzelartigen Zehen aus der Ritze, an der sie sich festgeklammert hatten; sie wollten ihm kaum gehorchen. Er fing sich gerade noch mit den Händen auf und kletterte rasch wieder auf den Drachen, bevor er zwischen den rollenden Baumstämmen zerquetscht wurde.
    Sie hatten einen riesigen Karren gebaut, indem sie die gefällten Bäume zusammengefügt hatten; jeder einzelne von ihnen drehte sich, während das Gebilde vorwärtsrollte. Der Drache lag gefesselt auf diesem Wagen, der offenbar von Zauberkraft bewegt wurde, denn nicht ein Pferd war zu sehen. Nur ein Trupp grimmig aussehender Soldaten umringte den Gefangenen – nicht die Drachengarde, wie Rinek bemerkte. Er sah kein einziges bekanntes Gesicht.
    » Freund oder Feind?«, fragte der Drache noch einmal. » Ich kann fühlen, dass du da bist, Herzdieb. Schneide die Stricke durch. Ich werde dich reicher entlohnen als die Alte. Egal, was sie dir angeboten hat, ich biete dir mehr.«
    » Stricke?«
    Nun bemerkte Rinek, dass das silbergrüne Ungeheuer mit seltsamen bunten Schnüren gefesselt war. Wie einen Schal trug es diese Bänder um den Hals, mehrfach um den Leib, sogar um die Beine und den Schweif, doch da es nicht an irgendetwas festgebunden war, hätte es eigentlich mühelos fliehen können.
    Er streckte die Hand aus und berührte eins der Bänder, das sich unter seiner Haut unerwartet weich anfühlte. Die Schuppen daneben waren noch kälter als die übrigen. Der Drache zitterte, und Rineks Wurzelfuß durchlief ein Beben.
    » Schneide es auf. Entferne es von mir. Beeil dich.«
    Noch nie zuvor hatte ein Drache zu Rinek gesprochen. Er fühlte, wie die Stimme zugleich in seinen Ohren und in seinem ganzen Kopf vibrierte, wie sie bis in sein Herz drang; auf einmal schien es ihm fast unmöglich, dieser harmlosen Bitte nicht zu entsprechen.
    Gerade rechtzeitig erinnerte er sich daran, dass die Drachen dabei gewesen waren, die Stadt zu verbrennen. Er wandte sich um; Lanhannat war hinter den Hügeln verborgen. Das seltsame Gefährt rollte über die schlammigen Wiesen der Gebirgshänge, die das Schloss umgaben, bis sich vor ihnen das dunkle Innere des Berges auftat. Rinek schauderte. Ihm war, als sei er in einen Albtraum geraten, in dem nichts einen Sinn ergab, doch die Soldaten stapften unbeirrt weiter auf das schwarze Loch zu.
    » Bitte!«, flehte der Drache.
    Rineks widerstreitende Empfindungen machten ihn schwindlig. Die Drachen über der Stadt. Die Drachen über Brina. Das Feuer. Der Schmerz. Die Schreie. Gleichzeitig empfand er Mitleid, so tief und stark und unfassbar, dass es kaum auszuhalten war.
    Der Silbergrüne schrie, als der Karren ins Innere des Hügels rumpelte, schrie, als gelte es sein Leben. Er wand sich und schien in den Fesseln zu kämpfen, zuckte jedoch nur, obwohl er immer lauter heulte. Hinter ihnen begann das Tor sich zu schließen.
    Rinek sprang vom Wagen und hechtete auf den Streifen Licht zu, der immer schmaler wurde. Er warf sich hindurch, gerade noch rechtzeitig, dann fiel es krachend zu. Ungläubig beobachtete er, wie Gras über die Türflügel wucherte, in den Ritzen spross und die Öffnung versiegelte. Schließlich stand er auf dem Hügel und starrte verwundert auf die schlammige Wiese vor ihm; nichts deutete darauf hin, dass hier gerade ein weinender Drache verschwunden war.
    Auch dieses Mal war Moras Haus verschont geblieben. Nicht vollständig allerdings; Agga hatte das Dach löschen müssen, das von einem brennenden Span getroffen worden war, und der König saß jetzt wieder schmollend in der Küche. Das Wichtigste war, dass die Wände noch standen, und über dem Herdfeuer köchelte eine Suppe, die appetitanregend duftete.
    Rinek hatte geklopft und sich an Agga vorbeidrängen wollen, doch die Magd hielt ihn fest.
    » Wer da?«, blaffte sie ihn an. » Unsichtbares Gesindel, wie?«
    » Du weißt genau, dass ich es bin«, sagte er.
    An der Schwelle stand der König und blickte finster drein. »

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