Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
es überhaupt keine Zauberer mehr.«
Linn erschrak. » Was geschieht mit der Magie, die ich bisher gewirkt habe?«
Nival küsste sie sanft. » Du meinst mich. Ich bin geheilt, warum sollte sich das ändern? Es ist etwas, das bereits geschehen ist.«
» Ja, aber … die Drachenzunge?«
» Ich hoffe, es bleibt so.« Mit einem besonders ausdrucksstarken Kuss überzeugte er sie von den Qualitäten seiner neuen Zunge.
» Sicher bist du dir aber nicht. Du würdest es riskieren, wieder stumm zu werden?«
» Ja«, sagte er. » Für Gah Ran würde ich das.«
» Aber ich vielleicht nicht.«
» Doch, du auch. Er verdient es, Linnia. Er ist eine geschundene Seele, seit achthundert Jahren, ein Getriebener. Es geht ihm schlechter, als es mir jemals ging, und das sage ich nicht leichtfertig dahin. Er glaubt, dass er schuld ist an dem Fluch, der auf seinem Volk liegt.«
» Warum? Ich dachte, das hat der Drachenkönig verbockt?«
» Mehr hat er mir nicht erzählt. Auch das habe ich eher aus seinen Andeutungen erraten. Für dich ist er ein Wesen aus reiner Magie – für mich ist er ein Mann, der im Körper einer Bestie gefangen ist. Wenn ich nur meine Stimme weggeben muss, meinst du, das ist er nicht wert?«
Nein, wollte sie sagen. Das ist er nicht.
Aber sie wollte Nival gegenüber nicht zugeben, wie selbstsüchtig sie in dieser Hinsicht war. Sie wollte ihn behalten, so wie er jetzt war. Ein Nival, der sang. Ein Nival, dessen goldene Stimme sie verzauberte und dessen Küsse in ihr die Frau weckten – eine Frau, die bereit war, mit Zähnen und Klauen zu verteidigen, was ihr gehörte. Vielleicht hatte er vergessen, wie unglücklich er vor der vollständigen Heilung gewesen war, wie abweisend und verzweifelt. Hatte es in seinem inneren Labyrinth eingeschlossen, hinter einer Tür, die er nicht öffnete. Doch sie wusste es noch viel zu gut. War es nicht erst wenige Tage her, nicht mal einen halben Mond, dass sie beschlossen hatte, ihre Freundschaft zu Gah Ran zu opfern, um dieses Leid zu beenden?
» Ich weiß nicht, ob ich das kann«, flüsterte sie.
» Du musst. Wir werden zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: unsere Feinde besiegen und Gah Ran zu seinem Glück verhelfen. Vergiss mich. Es geht hier um viel mehr.«
» Aber ich kann dich nicht vergessen.« Sie küsste ihn heftiger, drängender.
Das paradiesische Glück stürzte in sich zusammen. Sie hielt ihn fest; ihr war, als wollte er sich ihr schon wieder entziehen, sich aus ihrer Umarmung herauswinden und mit gesenktem Kopf fortgehen. Aber er rannte nicht fort. Er hielt sie fest und wischte ihr die Tränen von den Wangen.
» Chamija wird dich nicht spüren, wenn du dich ihr näherst, da du momentan über keine Magie verfügst. Du hast eine gute Chance, den Plan auszuführen. Hab Mut, Linn.«
» So hast du mich noch nie genannt«, murmelte sie und versuchte mit dem Heulen aufzuhören. Es war so widersinnig; sie hielt ihn in ihren Armen, er lag in ihrem Bett, und sie weinte jetzt schon, weil sie ihn wieder verlieren würde.
» Das muss ich mir von Gah Ran abgeschaut haben.«
Sie konnte ihn nicht sehen, hier im Dunkeln unter der Decke, aber das Lächeln war in seiner Stimme, und sie liebte ihn so sehr, dass sie in seinen Armen sterben wollte, solange er noch bei ihr war.
10
» Ich will meinen Thron zurück«, sagte Pivellius. » Jetzt.« Kleine Atemwölkchen verrieten, wo er sich befand.
» Jetzt passt’s gerade nicht so gut«, meinte Rinek.
Der König war zu klug, um sich seinen Getreuen in unsichtbarem Zustand zu offenbaren. Brav folgte er Rinek zurück zu Moras Haus. Sie schritten durch Ascheregen und stiegen über schwelende Trümmer. Der Briner zog den König zur Seite, als dieser fast in ein paar Flüchtlinge hineingerannt wäre.
Als sie vor der Tür standen, zögerte Pivellius. » Ich kann nicht.«
» Wir sind nicht Eure Feinde. Wisst Ihr das denn immer noch nicht? Ihr habt Chamija gesehen, Ihr habt mitbekommen, welche Macht sie über Euren Sohn hat. Zweifelt Ihr daran, dass sie Euch längst unter die Erde gebracht hätte, wenn wir Euren Tod nicht vorgetäuscht hätten?«
Der alte Mann hob die Hand, um sich den Bart zu kraulen, berührte sein glattes Kinn und seufzte.
» Wir hatten Streit. Ich und Mora. Ich habe ein paar Töpfe nach ihr geworfen, und sie schleuderte sie zurück, und so bin ich … unsichtbar geworden. Sie hat mich angegriffen!«
Jetzt seufzte auch Rinek. » Ihr fürchtet, Ihr wärt nicht willkommen? Unsinn. Kommt mit, Ihr könnt
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