Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
damit«, befahl Scharech-Par und streckte verlangend die Hand aus. » Die Macht des ValaNaik wird von keinem Zauber mehr geschützt. Ich kann sie mir auch einfach nehmen.«
Rinek konnte nicht wissen, was er da in der Hand hielt, und er war kein Zauberer, weshalb er es auch nicht spürte. Er wird sie ihm geben, und dann?
Doch Linns Bruder machte keinerlei Anstalten, dem Tijoaner die Kette auszuhändigen. Typisch Rinek! Er wurde stur, wie immer, wenn jemand etwas von ihm wollte. » Warum sollte ich?«, fragte er misstrauisch.
» Verbrenn die zwei, das ist das Einfachste«, sagte Scharech-Par zu Ojia Ban. » Sie können den Stein nicht nutzen, und er ist nicht länger gegen Angriffe geschützt.«
» Nein!« Linn zappelte in seinem Griff.
Der blaugrüne Drache öffnete das Maul.
Da warf sich ein anderer Drache auf ihn. Ein fremder Drache, kleiner, von fleckiger silbergrüner Farbe, ein Drache, wild wie ein tollwütiger Fuchs.
» Sion!«, schrie Rinek. » Nein, tu das nicht!«
Sie mussten alle zur Seite springen, und der König ließ Linn dabei los. Während die beiden Drachen kämpften, versuchte Linn, in einem Bogen um sie herum zu ihren Freunden zu gelangen.
» Mora! Rinek!«
Die Drachen hieben aufeinander ein, sie bissen einander. Ojia Ban spie Feuer, und der kleinere Drache kreischte. Er bewegte sich unbeholfen, Linn bemerkte, dass einer seiner Flügel zerfetzt war. Wie kam er dazu, hier einzugreifen? Der Silberne hatte keine Chance. Ojia Ban packte ihn und schmetterte ihn gegen die Schlosswand.
» Nein!«, brüllte Rinek. Immer noch die Kette in der Hand, rannte er zu dem verdreht daliegenden Drachen.
Einen Moment lang saß Mora allein auf der Treppe. Dicht neben ihr traf der peitschende Schwanz Ojia Bans die Stufen, und eine Lawine aus Geröll und Trümmern stürzte in den Hof.
Linn sprang über die Steine und eilte zu ihr. » Mora!«
Die Zauberin lächelte versonnen, als läge sie nicht im Sterben, doch die schwere Dunkelheit in ihren Augen verriet etwas anderes.
» Sie ist tot«, flüsterte sie. » Chamija. Ich habe den Bann aufgehoben und mich gerächt. Sie hat bezahlt für Nivals Tod.«
» Nival lebt! Ich habe ihn geheilt. Er lebt, verstehst du?«
Moras Augen leuchteten auf. » Er lebt?«
» Ja«, weinte Linn, » es geht ihm gut, er …«
Das Glück strahlte auf Moras Gesicht. Einen Moment lang sah sie so schön aus wie ein junges Mädchen, und auf einmal hatte Linn die Hoffnung, dass sie doch überleben könnte. Sie brauchte vielleicht nur einen Heilzauber. Nicht mehr zaubern zu können schmerzte in diesem Moment mehr als alles. Linn legte ihr den Arm um die Schultern. Mora war so klein und zart. Sie musste mit ihr fliehen, aber ohne Rinek konnte sie nicht gehen. Wo war er?
Suchend hob sie den Blick und sah Rinek vor dem silbernen Drachen knien.
» Töte ihn endlich«, sagte Scharech-Par zu Ojia Ban. » Rinek!«, schrie Linn. » Pass auf!«
Als Rinek plötzlich Sion vor sich sah, verletzt und unbeholfen, aber wild entschlossen, erfasste ihn eine solche Angst, dass er kaum atmen konnte. Eine Angst, die nichts mit Mora oder der Stadt oder dem König zu tun hatte.
Sein Drache. Sion.
Er fühlte die Gefahr bis mitten ins Herz, wie ein Dolchstoß, den irgendeine unsichtbare Gestalt ihm zufügte. Sion war hier, um ihm zu helfen – das konnte er nicht zulassen. Hilflos musste er den viel zu kurzen Kampf mit ansehen. Die Zeit, die ihm das zur Flucht verschaffte, konnte er jedoch nicht nutzen. Wie hätte er seine gute Freundin Mora, die immer noch schwach atmete, und seine Schwester im Stich lassen können? Auf der anderen Seite stand Linn und starrte ihn mit großen Augen an.
Alles ging viel zu schnell. Kaum hatte der Kampf begonnen, prallte Sion schon gegen die Mauer. Der prunkvolle Vorbau mit den schönen Mosaiken stürzte zusammen, als der blaugrüne Drache den silbernen gegen das Schloss schmetterte.
Rinek eilte zu seinem Freund. » Was machst du denn da?«, schrie er.
» Muss … dich … schützen, Herr«, stammelte der Drache.
» Verräter«, erklang Scharech-Pars kalte Stimme. » Wagst du es, dich gegen mich zu wenden, Sion Ran? Für Verräter ist in meinem Hofstaat kein Platz. Töte sie beide, Wea. Den Drachen mitten ins Herz.«
» Nein! Wea, bitte nicht, das ist mein Bruder!«
Linn ließ Mora los, sie sprang von den Stufen und hielt die junge Frau fest, die einen Dolch gezogen hatte. Sie rangelten miteinander, und die Zauberin sprach ein Machtwort, das Linn einige Yags nach
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