Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Scharech-Par mit dieser Ausrede kam!«
Nun wurde auch Nival blass. » Linnia?«
» Es ist wahr«, sagte sie. » Ich kann euch nicht erlauben, ihm etwas anzutun. Er wird schweigen.«
Sie sahen Arian an, und jedem von ihnen war klar, dass er vorhatte, sie alle bei der nächsten Gelegenheit zu verraten.
» Scharech-Par wird verhindern, dass wir Steinhag erreichen, wenn auch nur der Schatten eines Gerüchts aufkommt, wohin wir unterwegs sind«, sagte Gah Ran. » Was diese Information ihm wohl wert ist? Ein Zacken der Krone von Schenn, vielleicht eine Provinz? Ich kann Arian nicht gehen lassen, Linn, und wenn er noch so sehr mit dir verbunden ist. Oder … ja, warum nicht? Wir könnten ihm die Zunge herausschneiden.«
Linn nahm Nivals klamme Hand in die ihre, und diesmal entzog er sie ihr nicht.
» Nein«, sagte er. » So etwas sollte man keinem Menschen antun.«
Der Drache seufzte. » Also will er lieber sterben?«
Ich fasse es nicht, dass ich das auch nur in Erwägung ziehe, dachte Linn, bevor sie ihren nächsten Gedanken aussprach. Aber sie sagte es doch. » Wir nehmen ihn mit.« Sie hielt Nivals Hand fest.
» Du weißt, was du da vorschlägst?«, fragte Gah Ran und blickte von ihr zu Nival und wieder zurück.
» Ja«, sagte sie leise, » ich weiß es.«
» Dann müsst ihr auf ihn aufpassen. Lasst ihn nicht mit Fremden sprechen, lasst ihn nicht entkommen.« Er wandte sich direkt an Arian. » Wenn ich versuchen würde, dich zu töten, müsste Linn dich verteidigen. Darauf baust du, und du hast recht, keiner von uns will deinetwegen kämpfen. Aber wenn du versuchst zu verschwinden, dann betrachte ich die Regeln des Spiels als gebrochen. Wir Drachen nehmen das Hohe Spiel sehr ernst. Es ist ein Geschenk Hay Ran Birayiks an unser Volk. Wage es, dagegen zu verstoßen, und du bist tot. Hast du das verstanden?«
» Ja«, sagte der Prinz mürrisch. » Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen.«
» Dann werde ich jetzt nachsehen, ob die Luft rein ist.«
Der Drache tauchte in das brodelnde Becken und verschwand.
Die drei Menschen standen da und warteten; zwischen ihnen herrschte eine mehr als unbehagliche Stille.
» Also, wer bist du eigentlich?«, wiederholte Arian seine Frage.
Nival, das Gesicht halb hinter der grünen Maske verborgen, ließ sich eine Weile Zeit, bevor er antwortete.
» Ich bin dein Schatten«, sagte er. » Ich bin dein dunkles Geheimnis, das vor die Augen der ganzen Welt gezerrt wurde. Ich bin auf den Schwingen der Krähen geflogen, und unter meinen Füßen blühte der Tod. Ich bin derjenige, der die Wahrheit sagt, aber nicht einmal jetzt kannst du sie begreifen.«
In diesen Worten hätte der Prinz den Narren erkennen können, erkennen müssen, aber er wandte sich bloß hilfesuchend an Linn. » Was soll der Schwachsinn?«
» Das ist mein Verlobter aus Nelcken«, sagte sie. » Du wusstest doch, dass ich verlobt bin.«
» Ach. Deshalb kann er mich also nicht leiden.« Arian musterte Nival kritisch. » In eurem Dorf tragt ihr wohl alle diese Masken, wie? Ist das Tradition bei euch? Wie heißt du, Mann?«
» Nival«, sagte Nival. » Nival Cassemin.«
Linn hätte sich keine Sorgen darüber machen müssen, dass Arian dieser Name vielleicht bekannt vorkam. Wie war sie bloß auf die Idee gekommen, der Prinz würde sich an den Namen eines unbedeutenden Schreibergesellen erinnern oder gar an sein Gesicht? Auch ohne die Maske würde ihm Nival fremd vorkommen. Doch Linn verstand, warum er sie aufbehielt – wie einen Schutzwall gegen seinen Feind, einen Schleier, hinter dem er sich und seine Gefühle in Sicherheit bringen konnte.
Gah Ran tauchte wieder auf. » Es ist dunkel draußen. Sie kreisen am Himmel, immer noch. Wir müssen leise sein. Kein Laut! Ich werde mit dem Wind segeln, dicht über der Brandung. Ein Geräusch von dir, mein Freund, und ich stopfe dich in meinen Rachen und schlucke dich hinunter.«
» Oh«, sagte Arian.
Diesmal achtete Gah Ran darauf, dass er den Prinzen mit einer Klaue ergriff und Nival und Linn mit der anderen. Vor ihr schäumte das Wasser, und sie füllte ihre Lungen mit Luft.
Sie hatten die Dunkelheit abgewartet und liefen geduckt von einer Deckung zur nächsten. Rinek war sich darüber im Klaren, dass es böse aussah. Ein Zauberer, der so mächtig war, dass er von den Toten auferstand, konnte ihn bestimmt auch in der Stadt aufspüren.
» Ich habe doch gesagt, wir sollten da unten im Labyrinth bleiben«, zischte Sion, als sie sich wieder einmal in den Schatten
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