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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Lehrers.
    Ido seinerseits schien nicht sehr viel zu tun zu haben. Meistens hielt er sich in seiner Hütte auf, und nur hin und wieder bestieg er Vesa und flog mit ihm davon. Manchmal nahm er auch mit den anderen Rittern an einer der Besprechungen beim Lagerkommandanten teil, auf denen strategische Pläne ausgearbeitet wurden. Tatsächlich aber hatte er die ganze Zeit seine Schülerin im Auge.
    Wenn sie kämpften, nahm er ihre Wut ganz deutlich wahr und erkannte etwas darin, das ihm in früheren Zeiten auch einmal zu eigen gewesen war.
    Die Aufgabe, sie auszubilden und ihr all das mitzugeben, was ihn jahrelange Kriegserfahrung gelehrt hatte, stimulierte ihn.
    Umso mehr, da sie Halbelfe war.
    Zwar erlegte er sich Zurückhaltung auf, aber diese Arbeit begann, ihm richtig Spaß zu machen.
    Nihal hatte sich längst ein genaueres Bild von dem Ort gemacht, an dem sie sich befand. Die Zitadelle war eine Art Vorposten, von dem aus kriegerische Unternehmungen gegen den Feind im Land der Tage vorgetragen wurden.
    Die Entdeckung, sich in nächster Nähe zu ihrem Geburtsland zu befinden, beschäftigte sie sehr.
    Einmal hatte Ido sie auf einen Hügel geführt, von dem aus sich vor ihnen, so weit das Auge reichte, ein Panorama der Trostlosigkeit entfaltete.
    »Siehst du? Das ist das Land deiner Ahnen und deines Volkes. Oder vielleicht müsste ich eher ›war‹ sagen. Leider.«
    Nihal hatte nur schweigend den Blick schweifen lassen, sich jedoch innerlich gesagt, dass eines Tages ihr Hass überborden würde.
    Und dann würden alle Toten gerächt werden.
    Mehr als zwanzig Tage waren seit ihrer Ankunft im Lager vergangen, und von einem Drachen für sie war bis dahin noch nirgendwo die Rede gewesen.
    Aber Nihal hatte auch fast keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Den größten Teil des Tages verbrachte sie im Gefecht mit Ido. Sie hatte eine hohe Meinung von ihm gewonnen: zum einen sicher wegen seiner Meisterschaft im Umgang mit dem Schwert, aber auch wegen seines Charakters. Fast unmerklich war aus ihrem Misstrauen Bewunderung geworden.
    An einem Abend verspürte Nihal, erschöpft vom langen Fechten, das Bedürfnis, sich noch ein wenig an der frischen Luft aufzuhalten. Draußen vor der Hütte streckte sie sich im Gras aus und blickte hinauf zu den Sternen. Es waren Tausende. Sie dachte an Sennar: Er liebte es, wenn die Nacht heraufzog. Als sie noch jünger waren, hatten sie viele solcher Abende gemeinsam auf der Aussichtsterrasse von Salazar oder auf der Wiese hinter Soanas Haus verbracht. Das schien eine Ewigkeit her. Dann begannen ihre Gedanken umherzuschweifen: Fen, Livon, die Halbelfen ... Aber nur schwach hallten jetzt die Stimmen in ihrem Kopf wider.
    »Ein schöner Sternenhimmel, nicht wahr?« Ido setzte sich neben sie, die unvermeidliche Pfeife zwischen den Zähnen. Nihal fühlte sich durch seine Gegenwart keineswegs gestört.
    »Beantworte mir mal eine Frage.«
    Nihal wandte ihm das Gesicht zu.
    »Du bist ein anmutiges Mädchen, mit Sicherheit wäre es dir nicht schwer gefallen, einen Ehemann zu finden ...« Ido nahm einen langen Zug aus der Pfeife. »Der Krieg ist grausam, Nihal. Wieso hast du beschlossen, in den Kampf zu ziehen?« Nihal zog eine Augenbraue hoch. »Und du? Wie war es bei dir?«
    Ido lächelte und stieß eine weiße Rauchwolke aus.
    »Bei mir? Nun, eines Tages wurde mir eben klar, wo der Unterschied zwischen richtig und falsch liegt, und dass die Menschen der Aufgetauchten Welt ein Recht auf Frieden haben. Und so ergriff ich mein Schwert und schloss mich unserem Heer an. So einfach ist das.«
    Aus irgendeinem Grund hatte Nihal an diesem Abend Lust zu reden. »Ich wusste sehr früh schon, wo das Gute und wo das Böse liegt. Daher hatte ich nie etwas anderes im Sinn, als ein Krieger zu werden.«
    »Wenn ich etwas gelernt habe in den Schlachten vieler Jahre, Nihal, dann, dass Gut und Böse nie nur auf einer Seite zu finden sind.«
    Nihal setzte sich ruckartig auf. »Ach nein? Ich weiß nur, dass der Tyrann unsere Welt zerstören will. Und ich weiß, was er uns angetan hat. Dort liegt das Böse. All das vergossene Blut muss gerächt werden!«
    Der Gnom stieß die Luft aus und legte sich im Gras nieder. »Du redest wie so manch ein aufgeblasener General ...«
    »Ich rede so, wie es mich mein Vater gelehrt hat. Für ihn kämpfe ich in erster Linie.« »Und er wollte wirklich, dass du ein Krieger wirst?«
    »Sein Tod verlangt es.«
    Ido erwiderte nichts, aber Nihal ließ sich nicht aufhalten. Ein Damm war

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