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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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konnte sich Nihal erst gegen Sonnenuntergang dazu durchringen, die Kampfbahn zu verlassen.
    Bevor sie ging, drehte sie sich noch einmal zu Oarf um und rief ihm zu: »Wir werden schon sehen, wer das bessere Ende für sich hat.«
    Unter dem langen Schnurrbart verzog Ido den Mund zu einem Lächeln und gab ihr einen Klaps. »Komm, lass uns gehen, du Maulheld.«
    Es war noch dunkel, als Nihal am folgenden Morgen aufwachte. Sie wartete nicht, bis Ido wach wurde, und begab sich allein zum Drachenstall.
    Der Morgen graute erst, und die Drachen ruhten noch zusammengekauert in ihren Nischen.
    Auch Oarf lag schlafend da und wirkte lange nicht so wild wie am Tag zuvor. Nihal setzte sich vor die Nische und blickte ihn verzaubert an. Sein großer Kopf ruhte auf den gekreuzten Vorderpfoten. Die Flanken hoben und senkten sich im pulsierenden Rhythmus des Atems, während der Schwanz nur ab und an sachte hin und her wedelte. Wer weiß, ob auch Drachen träumen?, fragte sie sich. Es war ein faszinierendes Bild, dieses riesengroße Tier dort im Schlaf liegen zu sehen. Ja, sie hatte sich nicht getäuscht: Das war genau der Drache, der zu ihr passte.
    Eine Zeitlang spürte das Tier nichts von ihrer Anwesenheit. Dann irgendwann öffnete es langsam die Augen. Die grünen Lider blinzelten, die flammend roten Augen zeigten sich und verschwanden ein paarmal, und die senkrechten Pupillen zogen sich im matten Licht des Stalls zusammen. Oarf erwachte.
    Kaum hatte er das Mädchen erblickt, da reckte er sich in die Höhe, stellte sich auf die Hinterbeine und brüllte sie wütend an.
    Obwohl ihr das Herz bis zum Halse pochte, ballte Nihal die Fäuste und zwang sich, stehen zu bleiben. Ich habe keine Angst vor dir. Wir sind uns ähnlich. Ich habe keine Angst vor dir. Oarf brüllte noch lauter und versuchte, näher an sie heranzukommen, doch eine schwere Kette an einem Bein hielt ihn zurück.
    Der Soldat, der im Stall Nachtwache hielt, tauchte schimpfend aus dem Halbdunkel auf. »Hast du den Verstand verloren? Was fällt dir bloß ein, dich hier ohne Erlaubnis einzuschleichen? Lass das Tier in Frieden. Das ist nichts für dich.«
    Er ergriff ihren Arm, doch Nihal entwand sich ihm mit einer raschen Bewegung. »Fass mich nicht an. Das ist mein Drache, und ich gehe zu ihm, wenn es mir passt und gefällt. Wer hat dir befohlen, ihn anzuketten?«
    »Wenn er dein Drache ist, müsste er dir doch gehorchen, Mädchen. Und ich habe ihn angekettet, weil er ausbrechen will.« Durch den Lärm waren einige Leute angelockt worden.
    Zwischen Soldaten und Rittern bahnte sich Ido einen Weg. »Was, zur Hölle, ist hier los?«
    Nihal war aufgebracht. »Ich wollte nur zu meinem Drachen und finde ihn hier angekettet vor: Ich verlange, dass man ihm die Ketten abnimmt!«
    »Das ist nicht dein Drache. Er gehört niemandem. Wie oft muss ich das noch sagen? Außerdem hat es seinen Grund, dass man ihn ankettet. Und jetzt komm.« Der Gnom zog sie unwirsch fort. »Erlaube dir nie wieder solche Eigenmächtigkeiten, verstanden? Du bist kein Krieger, du bist kein Ritter, du bist niemand! Du hast mir zu gehorchen, und ohne meine Erlaubnis gehst du nirgendwo mehr hin!« »Ich ... ich wollte doch bloß trainieren! Das sollte dir doch recht sein. Jedenfalls habe ich keinem Befehl zuwidergehandelt!«
    Ido blieb stehen und sah Nihal an. Sein Blick duldete keinen Widerspruch. »Mit mir kannst du nicht spielen, Mädchen. Ich bin dein Meister. Ich entscheide, wann du zu Oarf gehen kannst und wann nicht! Ist das klar?«
    Nihal blieb nichts anderes übrig, als klein beizugeben.
    Als Ido sie in die Arena begleitete, fiel ein eiskalter Regen vom bleigrauen Himmel. Oarf war an einen dicken, in den Boden geschlagenen Pfahl gekettet. Mit einem Anflug von Zorn zog Nihal ihren Umhang enger über der Brust zusammen. Sie ertrug es nicht, ihn in diesem Zustand zu sehen: Ihr Drache sollte frei sein. Sie beschleunigte ihre Schritte auf das Tier zu, doch Ido hielt sie an einem Zipfel ihres Umhangs zurück und zwang sie, sich auf eine Zuschauerbank zu setzen. Dann baute er sich vor ihr auf und blickte ihr fest in die Augen.
    »Denk dran, dass Oarf dir nicht gehört, Nihal. Wenn du Glück hast, kann er dein Gefährte sein, mehr aber nicht. Lass ihn fühlen, dass du ihm vertraust, dann wird er dir vielleicht auch vertrauen können. Du musst deinen eigenen Weg finden, an ihn heranzukommen, ihn zu erobern. Bist du bereit?«
    Nihal nickte. »Gut, dann los.«
    Nihal stand auf und schritt entschlossen auf den

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