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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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vollstreckt nur das, was ihm befohlen wurde, und wenn er die Initiative ergreift, muss er sich der eigenen Grenzen bewusst sein und sich dementsprechend verhalten. Was du aber getan hast, war nicht nur gefährlich, sondern auch sinnlos. Du hast deine Grenzen missachtet und dein Leben für eine Dummheit aufs Spiel gesetzt.«
    Nihal war tödlich beleidigt. Erregt setzte sie sich auf. »Ich wusste schon, was ich tat.« »Nein, das wusstest du nicht. Du glaubtest doch wohl nicht im Ernst, dem Drachen mit einem nassen Umhang beikommen zu können. Nein, dir war klar, dass dich dein Trick nicht lange schützen würde, und dennoch hast du dich Hals über Kopf in das Wagnis gestürzt.«
    Seelenruhig nahm Ido einen weiteren Zug.
    »Vielleicht hat dir irgendein Schwärmer erzählt, ein Krieger kenne keine Angst vor dem Tod. Aber nichts ist falscher als das! Ein Krieger ist ein Geschöpf wie alle anderen auch: Er liebt das Leben und will nicht sterben. Aber er lässt sich von dieser Angst zu sterben nicht beherrschen, und deshalb erkennt er, wann sein Tod sinnvoll und wann er nutzlos wäre. So verhält sich ein Krieger. Für was aber hast du dein Leben aufs Spiel gesetzt? Um meine Achtung zu erringen und vor einem Drachen, der dich ablehnt, die Unerschrockene zu mimen. Tut mir Leid, aber für mich sind das keine sehr intelligenten Gründe. Nein, sie sind einfach dumm.«
    Nihal fühlte sich getroffen: Seitdem sie über ihre Herkunft Bescheid wusste, hatte sie sich geschworen, dass ihr Tod einen Sinn haben müsse. Und nun warf ihr Ido vor, sinnlos den Tod zu suchen. »Du irrst dich«, erwiderte sie aufgebracht. »Ich war mir sicher, dass Oarf mich nicht töten würde!«
    »Zwar kennen wir uns noch nicht sehr lange, Nihal, aber ich glaube, etwas von dir verstanden zu haben. Du aber scheinst noch nicht zu wissen, mit wem du es hier zu tun hast. Ich lasse mich nicht auf den Arm nehmen, und deshalb sag ich dir: Du warst dir absolut nicht sicher. Du wolltest mir nur beweisen, wie mutig du bist. Aber das war kein Mut. Das war Dummheit. Und die bringt mehr Menschen um als alle Truppen des Tyrannen zusammen.«
    Nihal schwieg.
    Ein schmerzvoller Gedanke hatte sie beschlichen: Und wenn sie tatsächlich so gehandelt hatte, weil ihr nichts mehr daran lag, ob sie lebte oder tot war? Nein, das stimmt nicht! Ich wusste, was ich tat! Ich will leben. Ich muss leben, denn ich habe eine Mission zu erfüllen!
    »Merk dir gut, was ich dir heute gesagt habe. Dieses Mal will ich's dir noch mal durchgehen lassen, denn schließlich habe ich selbst im Leben oft genug impulsiv gehandelt. Aber von nun an musst du lernen, dir genau zu überlegen, was du tust, und dir klar zu machen, welche Beweggründe hinter deinem Handeln stehen.«
    »Ich weiß, dass dieser Drache mein Drache ist«, erklärte Nihal im Brustton der Überzeugung.
    Ido beugte sich zu ihr vor. »Gehört das Wasser auch jemandem? Oder der Wind? Das Wüten eines Orkans? Ein Drache ist eine Naturgewalt, und nur hin und wieder kommt es vor, dass er sich einen Gefährten erwählt. Wenn du das nicht verstehst, wirst du Oarf niemals reiten können. Heute morgen hast du gesagt, dein Herr sei gestorben. Vielleicht tut es dir weh, das zu hören, doch egal, wer es war, Nihal, er war nicht dein Herr.« Das Mädchen senkte den Blick. Der Gnom sollte nicht sehen, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten.
    »Kein Mensch, kein Halbelf, kein Gnom, was auch immer, gehört jemandem. Ein jeder muss die Kraft finden, seinen eigenen Weg zu gehen. Nur Sklaven haben einen Herrn, aber du bist kein Sklave. Willst du ein Ritter werden, so musst du deinen Schmerz überwinden und dein Leben in deine eigenen Hände nehmen. Es liegt an dir, ob du es sinnvoll einsetzt oder wegwirfst.«
    Ido lehnte sich zurück und zündete in Ruhe noch einmal seine Pfeife an. Nihal betrachtete ihn eine Weile: Wie viel Kraft, wie viel Mut strahlte dieses Männlein aus! Einen Moment lang kam er ihr wie ein Riese vor.
    »Fühlst du dich in der Lage, dich mit mir in Marsch zu setzen?«, fragte der Gnom, als die Pfeife an war.
    »Ich denke schon. Wohin ziehen wir denn?«
    »In den Krieg, Mädchen. Wir müssen einer Gruppe Rebellen zur Seite stehen, die unweit der Front eine Stadt befreit haben und von einigen Elitetruppen des Tyrannen belagert werden. Wir müssen sie raushauen.«
    Nihal spürte ihr Herz schneller schlagen.
    »Und ich darf mitkämpfen?«
    »Du musst: Ich will doch sehen, wie du dich im Gefecht bewährst.«
    Es war kein langer Ritt

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