Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes
Das heißt, nein, nicht unbedingt. Für die Ewigkeit nur, wenn der Zauberer stirbt. Denn allein der Zauberer, der es geschaffen hat, kann es auch wieder auflösen. Jetzt verstehst du mich doch, oder?«
Der Junge beendete seinen Wortschwall mit einem zufriedenen Seufzer. Da begann Nihal zu lachen. Zunächst noch schüchtern, dann immer stärker. Von ihrem Lachen ließ sich auch Laio anstecken, und es dauerte nicht lange, bis beiden Tränen in den Augen standen.
So begann ihre Freundschaft.
Laio folgte ihr auf Schritt und Tritt. Nihal wusste nicht so recht, was sie von diesem Übermaß an Verehrung halten sollte, und tat nichts dazu, um sie weiter zu fördern. Aber es ließ sich auch nicht leugnen, dass sie sich über die Verbindung freute. Er war der erste Schüler, der sie nicht fürchtete, nicht hasste und noch nicht einmal missachtete. Zwar hatte diese Beziehung nichts mit jener tiefen Freundschaft gemein, die sie mit Sennar verband. Dennoch wärmte Laio ihr mit seiner Unbekümmertheit und seiner übertriebenen Bewunderung das Herz.
Immer häufiger fand er sich abends in ihrem Kabuff ein, um mit ihr zu plaudern. So erfuhr Nihal, dass Laio nach dem Willen seines Vaters in die Akademie eingetreten war, eines großen Generals, der darauf hoffte, dass aus seinem Sohn einmal ein tapferer Krieger würde.
Laio jedoch hatte andere Ziele im Kopf. »Reisen, verstehst du? Die Aufgetauchte Welt in alle Richtungen durchqueren, neue Gegenden erkunden, fremde Länder ... Das würde mir Spaß machen. Glaub mir, ginge es nach mir, würde ich auf der Stelle die Waffen hinter mir lassen.« Nihal verstand nicht, wie man gegen seinen eigenen Willen zu etwas gezwungen werden konnte.
»Wenn du nicht gerne kämpfst, so lass es doch sein. Das Leben eines Kriegers ist voller Entbehrungen. Es hat keinen Sinn, sich darauf einzulassen, wenn man nicht wirklich davon überzeugt ist.«
Laio zuckte mit den Achseln. »Was bleibt mir denn anderes übrig? Einen Sohn, der bloß in der Welt herumreist, könnte mein Vater nie akzeptieren. ›Vagabund‹ würde er mich nennen. Es war schon immer sein Wunsch, dass ich das Kriegshandwerk erlerne.« Für Nihal waren dies unbekannte Verhältnisse: Sie hatte ihre Entscheidungen immer allein getroffen, hatte selbst ihren Weg gewählt und war überzeugt, bei anderen müsse es auch so sein. Nun entdeckte sie jedoch, dass es Menschen gab, deren Leben von anderen bis in Kleinste vorgezeichnet wurde und die nicht entscheiden durften, was sie aus ihrem Leben machen wollten.
Als sie sich nun darüber ereiferte, antwortete Laio ganz lakonisch. »Wir haben doch alle ein Schicksal. Bei manchen deckt es sich mit den eigenen Träumen, bei anderen nicht. So ist das eben. Was willst du dagegen tun?«
Wenn Laio nach solchen Unterhaltungen zum Schlafen in den Gemeinschaftssaal hinübergegangen war, fragte sich Nihal häufig, wie wohl ihr eigenes Schicksal aussehen mochte.
Natürlich wollte ihr junger Freund auch mehr über sie wissen. Als er sie zum ersten Mal nach ihrer Vergangenheit fragte, setzte Nihal ihn unsanft vor die Tür und verschanzte sich einige Tage lang hinter eisigem Schweigen.
Es dauerte eine Weile, bis sie Laio von ihrer Herkunft zu erzählen begann, von ihrer Kindheit an der Seite von Livon. Es kostete sie unsägliche Mühe: Die Trauer über den Verlust des Vaters und die Auslöschung ihres Volkes brannte immer noch heftig, und sie fühlte sich nicht weniger schuldig als am ersten Tag. Nihal erzählte ihm auch von Sennar, wie sehr sie an dem jungen Zauberer hing, wie sehr er ihr fehlte. Und in einem besonders vertraulichen Moment gestand sie ihm sogar, seit langem schon in einen ganz außerordentlichen Mann verliebt zu sein, der ihre Gefühle jedoch nicht im Entferntesten erwidere.
Laio schüttelte den Kopf. »Das freut mich ja für dich. Aber ich selbst bin an der Liebe nicht interessiert. Frauen nörgeln gerne, sind widerspenstig ... Ach, was soll ich sagen, ich finde einfach nichts Begehrenswertes an ihnen.«
»Aber ich bin doch auch eine Frau - falls du das noch nicht gemerkt haben solltest.« »Ja, sicher, aber du bist eine Kriegerin. Das ist doch etwas ganz anderes.« Nihal wusste nicht so recht, ob sie sich durch diese Bemerkung geschmeichelt oder in ihrer Weiblichkeit gekränkt fühlen sollte.
Sieben Monate waren nunmehr seit Nihals Aufnahme in die Akademie vergangen, als Sennar sich darum zu bemühen begann, seine Freundin dort zu besuchen. Aber das war sehr viel schwieriger, als er
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