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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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handhaben war.
    Schließlich machte sie sich auch noch mit Pfeil und Bogen vertraut.
    Dabei war der Beginn nicht sehr vielversprechend: Nihal liebte den Furor des Nahkampfs, Schweiß und Anstrengung. Das Bogenschießen hingegen verlangte Konzentration und Kaltblütigkeit, zwei Eigenschaften, mit denen sie nicht unbedingt gesegnet war.
    »Eben deswegen musst du dich darin üben,«, erklärte ihr der Lehrer, als Nihal schon die Geduld zu verlieren begann.
    Sie hielt durch, und nach den Anfangsschwierigkeiten wurde ihr diese ungewohnte Waffe immer vertrauter, nicht zuletzt, weil keine Kraft vonnöten war, um damit erfolgreich zu sein. Nach den vielen Fehlschüssen zu Beginn merkte sie irgendwann auch, dass sie eigentlich ein sehr gutes Auge hatte, eine Gabe, die nur ganz wenige in der Gruppe mit ihr teilten, und bald übte sie sich darin, auch aus der Bewegung heraus zu schießen.
    Ihre Lieblingswaffe aber blieb das Schwert. Auf keinem anderen Gebiet brillierte sie so wie im Fechtkampf, und nur wenn ihre Faust das Heft mit der schwarzen Klinge umfasste, war sie ganz sie selbst.
    Nihal lernte schnell. Es dauerte nicht lange, bis sie den meisten ihrer Gefährten voraus war: Ihre Fähigkeiten trugen ihr immer mehr Bewunderung ein, und bei nicht wenigen machte das anfängliche Misstrauen mehr und mehr dem Respekt Platz. Die anderen Schüler waren durchweg älter als sie, die in der Akademie siebzehn geworden war, mit Ausnahme eines schmächtigen Jungen mit einem blonden Lockenkopf und Pausbacken.
    Nihal war er kaum aufgefallen, denn sie hatte es schon längst aufgegeben, Kontakt zu den anderen zu suchen, bis er eines Morgens im Speisesaal zu ihr trat.
    Wie gewöhnlich verzehrte Nihal ganz allein ihre Mahlzeit, als sie plötzlich ein dünnes Stimmchen hörte: »Verzeihung, ist hier noch frei?«
    Das war derart ungewöhnlich, dass sich Nihal, bevor sie antwortete, zu dem unbekannten Frager umblickte, um sicher zu gehen, dass sie richtig verstanden hatte. Wer, zum Teufel, ist das denn? Gesehen habe ich ihn schon... Aber wo?
    »Nun, wenn hier niemand sitzt, bin ich so frei ...«
    Ihren Löffel auf halber Höhe haltend, starrte Nihal ihn weiter ungläubig an. Der blonde Jüngling nahm Platz, führte einen Löffel Gemüsesuppe zum Mund, dann noch einen, brach sich ein Stück Brot ab, räusperte sich dann und begann plötzlich, wie ein Wasserfall zu plappern. »Du bist Nihal, die Halbelfe, stimmt's? Ich beobachte dich schon, seit du hier bist. Oder genauer, seitdem sie dich zu uns in die Gruppe gesteckt haben. Ach, ganz genau genommen eigentlich, seit ich dich kämpfen sah, damals in der Arena, gegen diese zehn schweren Kerle. Oh, du warst einfach phantastisch! Wie du gekämpft hast, unglaublich ... Ich schwör's dir, so was habe ich noch nie gesehen ... Ich war wie in Trance, ja ehrlich. Und dann erst dein Schwert! Woraus besteht das eigentlich? Sieht aus, als könne es gar nicht zerbrechen! Aber ach, was bin ich für ein Flegel, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt: Ich bin Laio, aus dem Land der Nacht.«
    Der Junge reichte ihr die Hand, und Nihal drückte sie, bekam aber auch jetzt keine Gelegenheit, selbst mal den Mund aufzumachen.
    Ohne Unterlass redete Laio das ganze Mittagessen über, überschüttete sie mit Komplimenten, erzählte aus seinem Leben und stellte hin und wieder eine Frage, auf die Nihal gerade mal mit Ja oder Nein antworten konnte, bevor er wieder das Wort ergriff. Seine Begeisterung hatte etwas Kindliches, und Nihal ging darin unter. Er erzählte, er sei fünfzehn und seit anderthalb Jahren in der Akademie. Dann kam er auf sein Geburtsland zu sprechen, das er selbst kaum gesehen hatte, da seine Familie, wie er sagte, von dort wegzog, als er erst ein paar Jahre alt war. Dafür kannte er aber dessen ganze wunderliche Geschichte.
    Während des Zweihundertjährigen Krieges hatte ein Magier eine auf den ersten Blick geniale Idee: Und zwar bewirkte er mit einem Zauber, dass ewige Nacht über sein Land herabkam, womit er die feindlichen Heere in größte Verwirrung stürzte, nicht aber die Bewohner des Landes, denen er gleichzeitig die Fähigkeit verlieh, auch in der Finsternis sehen zu können. Dann jedoch war der Zauberer plötzlich verstorben, und als der Krieg zu Ende war, gab es niemanden mehr, der den Zauber hätte aufheben können.
    »Denn es war kein normaler Zauber, verstehst du?, sondern ein Siegel! Weiß du, was ein Siegel ist? Nun, das ist ein unwiderruflicher Zauber, eine Sache für die Ewigkeit.

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