Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes
Steppe, die Ebene färbte sich rot und ...« Die Stimme versagte ihr.
Mit ernster Miene fuhr Sennar fort. »Nichts ist davon übrig, Nihal. Alles ist von Rauch umhüllt und von Ruß geschwärzt. Überall brennt es. Von der Sonne ist praktisch nichts mehr zu sehen. Es ist eine ganz unwirkliche Atmosphäre. Nach den Schlachten sieht man plötzlich Wesen der unterschiedlichsten Rassen von irgendwoher auftauchen. Wie Geister irren sie durch die Trümmer. Sie haben alles verloren und streifen umher und suchen Rettung. Oder vielleicht auch den Tod. Wer weiß. Und dann diese unglaubliche, bedrückende Stille, wenn die Waffen schweigen. Weiß du noch, dass man in Salazar nirgendwo seine Ruhe hatte? Das Hämmern aus den Werkstätten, das Stimmengewirr der Menschen auf den Straßen, die Musik aus den Wirtsstuben ... Jetzt hört man keinen Laut mehr, der nach Leben klingt.«
Der Zauberer holte Luft.
»Das Land ist geteilt: Auf der einen Seite steht unser Heer, das Gebiet auf der anderen Seite hat der Tyrann an sich gerissen. Genau wissen wir nicht, was dort vor sich geht, aber einigen Glücklichen gelang es, heil die Front zu passieren. Von diesen hören wir, dass sich dort Schreckliches zuträgt. Offenbar wurde dort die gesamte Bevölkerung versklavt und arbeitet nur noch, um die Truppen des Tyrannen zu ernähren. Dieser Hund hat damit begonnen, den Bannwald abzuholzen: Das Holz braucht er für seine Armee, und das gerodete Land lässt er von Sklaven bestellen. Tag und Nacht schuften sie: Wer zusammenbricht, verschwindet einfach, und man hört nie mehr etwas von ihm. Regiert wird das Gebiet jetzt von einem gewissen Dola, einem Despoten, der sich am Leiden des Volkes ergötzt. Er ist auch der Befehlshaber der Armee, ein offenbar unbesiegbarer Feldherr. Man sieht ihn häufig in der ersten Linie auf dem Rücken eines schwarzen Drachen, und es heißt, der Tyrann habe ihm Unsterblichkeit verliehen: Denn nichts kann ihm etwas anhaben, obwohl er stets an vorderster Front kämpft und unseren Truppen große Verluste zufügt. Sein Heer ist sehr stark und besteht aus Fammin, Menschen, Gnomen, die ohne Skrupel kämpfen und nicht einmal Achtung vor dem eigenen Leben zu haben scheinen. Wenn wir bis jetzt noch standhalten konnten, so haben wir das allein dem aufopferungsvollen Kampf der Drachenritter zu verdanken. Leider ist es uns aber in den letzten sechs Monaten nicht gelungen, auch nur ein paar Ellen Boden zurückzugewinnen.«
»Und was ist mit Salazar?«, fragte Nihal jetzt mit zitternder Stimme.
»Salazar gibt es nicht mehr. Es ist ausgelöscht. Nach dem ersten Angriff hat Dola alle seine Gefangenen dort eingeschlossen und die Stadt niedergebrannt. Tagelang sah man das Feuer in weitem Umkreis. Es heißt, zuvor habe er den Gefangenen befohlen, sich in einer Reihe aufzustellen, und sie aufgefordert, sich ihm zu Füßen zu werfen und um Gnade zu flehen. Nur wer sich ihm unterwerfe, könne sein Leben retten. Alle, die nicht auf der Stelle gehorchten, wurden in die Turmstadt geschickt. Von den anderen wurde ein Dutzend, die man wahllos aus den Reihen herausgriff, dennoch dem Tod überantwortet. So ist Dola.«
Sennar richtete den Blick durch die Schießscharte auf das Stückchen Himmel. »Lange glaubte ich, dem Tyrannen gehe es um die Macht. Es sei sein Ziel, über die gesamte Aufgetauchte Welt zu herrschen. Aber nach dem, was ich dort sehen musste, habe ich begriffen, dass es ihm gar nicht um die Macht zu tun ist. Er will die Zerstörung um ihrer selbst willen.«
Nihal ballte so krampfhaft die Fäuste, dass ihre Fingerknöchel schon weiß wurden. Der Zauberer nahm sie in seine Hände und drückte sie sanft.
»Ich weiß, was du jetzt fühlst.«
Sennar berichtete auch von sich selbst und seinen Aufgaben im Land des Windes. »Ich arbeitete im engsten Kontakt mit dem Heer. Und rat mal, wer mein Verbindungsmann war. Fen! Gemeinsam mit ihm haben Dagon und ich eine ganze Reihe von Angriffsplänen ausgearbeitet, um verlorenes Gelände zurückzugewinnen und den Feind zu schwächen. Leider vergeblich. Immer wieder hatte ich auch meine magischen Fähigkeiten einzusetzen, hatte mit Zauberei einzuwirken auf Waffen oder ganze Truppenteile. Es war unglaublich anstrengend. Das ging morgens bei Sonnenaufgang los und zog sich bis tief in die Nacht. Und nicht selten mussten wir dann nachts noch überstürzt unser Lager abbrechen oder flugs eine neue Verteidigungslinie aufbauen. Glaub nicht, dass ich nicht an dich gedacht hätte, Nihal. Jedes Mal,
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