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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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zu. Nihal blickte sich noch einmal im Spiegel an: Ihre Augen stachen aus dem Schwarz des Stoffes hervor. Es war ihr nie aufgefallen, wie schön sie waren. Jetzt reicht's aber, Nihal. Schluss mit den Eitelkeiten.
    Es war noch stockdunkel, als sich die Truppen in Marsch setzten.
    Zunächst marschierten sie zu jenem Lager, das man direkt unter der feindlichen Festung, die eingenommen werden sollte, errichtet hatte. Für Nihal hieß das nur eins: zu Fen unterwegs zu sein.
    Sie bewegten sich in vollkommener Stille, und binnen einer Stunde kam schon das Lager in Sicht: Es war um einiges größer und besser eingerichtet als das, in dem sie die Nacht verbracht hatten. Die Vorbereitungen waren im vollen Gange, und die Anspannung überall spürbar. Nihal bemühte sich sogleich, unter den vielen Männern, die dort umherliefen, Fen zu entdecken.
    Schließlich sah sie ihn in seiner goldenen Rüstung und mit sehr ernster Miene aus einem Zelt treten. Möglichst unauffällig schlich sie sich aus ihrer Reihe und ging zu ihm. »Fen?«
    Argwöhnisch wandte der Ritter dieser maskierten Gestalt, die da plötzlich vor ihm stand, den Blick zu. Einen Augenblick lang hatte Nihal gehofft, er würde sie auch in diesem Aufzug erkennen. Sie schob den Umhang zurück und zeigte ihm die Weste, die sie als Rekrutin auswies.
    »Ich bin's ...«
    »Nihal!«
    Der Ritter reichte ihr die Hand und hielt die ihre lange fest. »Deine erste Schlacht, nicht wahr?«
    Das Mädchen nickte und spürte dabei, wie ihr die Knie weich wurden. »Setz dich keiner unnötigen Gefahr aus, Nihal. Du wirst in der Zukunft noch vielfach Gelegenheit haben, deine Fähigkeiten ins rechte Licht zu rücken. Ich denke an dich, dort oben in den Lüften.«
    Nihal glaubte zu träumen, doch ein barscher Ruf ihres Offiziers brachte sie rasch wieder in die Wirklichkeit zurück. »Ich muss gehen ...«
    Fen ließ ihre Hand los. »Viel Glück.«
    Die Rekruten wurden den anderen Fußsoldaten der zweiten Linie zugeordnet. Es war ein bunt gemischter Haufen: Männer, Gnomen, sogar Kobolde, die als Spione dienten. Es waren Krieger jeden Alters,- junge Milchbärte, aber auch gestandene Männer und solche, die den Zenit ihres Lebens bereits überschritten hatten.
    Noch einmal wurde ihnen der Schlachtplan erläutert: Sie sollten den ersten Ansturm abwarten und erst nach dem erfolgreichen Durchbruch der ersten Linie in die Burg eindringen.
    Nihal war hoch konzentriert. Langsam leerte sich ihr Kopf, und bald gab es nur noch einen Gedanken: die Schlacht. Sie hatte keine Angst mehr, sie war weder aufgeregt noch ungeduldig: Sie dachte nur noch an das, was sie zu tun hatte.
    Dann nahmen sie Aufstellung.
    Unterhalb der Horizontlinie zeigte ein ganz schwacher Schimmer das baldige Morgengrauen an. Gleich hinter den Bogenschützen sah Nihal die Ritter auf ihren Drachen, die reglos auf das Signal zum Angriff warteten.
    Die Festung war im Grunde eine kleine Turmstadt, die besser erhalten war als die meisten anderen der Gegend. Man hatte das Mauerwerk verstärkt und alle Eingänge gesichert, was ihr insgesamt etwas Trutziges und Bedrohliches gab. Kein Laut drang nach außen. Über allem lag eine angespannte Stille, die die beiden feindlichen Heere verband.
    Da plötzlich ließen die Bogenschützen gleichzeitig ihre Pfeile von den Sehnen schnellen, und kurz darauf stiegen schon die Drachenritter auf.
    Die Augenblicke, bis die Pfeile sowie die Ritter die Festung erreicht hatten, schienen nicht enden zu wollen.
    Aber plötzlich flogen ihnen von der Burg riesengroße, von Katapulten geschleuderte brennende Geschosse entgegen, die direkt vor der ersten Linie einschlugen. Und gleich darauf erhob sich ein Schwarm fliegender Wesen von der Festungsmauer. »Diese verdammten Drecksvögel«, fluchte der Soldat neben Nihal.
    »Was sind denn das für Vögel?«
    »So genau wissen wir das auch nicht. Wir nennen sie Feuervögel. Sie sind zwar nicht besonders gefährlich, aber sie spucken Feuer und machen unseren Bogenschützen zu schaffen. Und wenn dann die Fußsoldaten losschlagen, haben sie weniger Deckung.«
    Sogleich wurde der Schlachtplan geändert: Der General, der sie am Vorabend in Empfang genommen hatte, befahl der ersten Linie, unverzüglich anzugreifen. Die zweite Linie hielt er noch zurück.
    Der Lärm war fast unerträglich geworden. Da plötzlich schien sich an unzähligen Stellen die Erde zu verformen und gleich darauf anzuheben, und wie Riesenkakerlaken krochen Hunderte brüllender Fammin aus den Löchern hervor.

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