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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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zurück.
    Und gleich wieder spannte sie den Bogen.
    Auch der zweite Schuss traf, doch Nihal hatte keine Zeit, sich darüber zu freuen. Hinter ihr näherte sich grunzend und seine blutbesudelte Streitaxt schwingend ein Fammin. Hastig hängte sie sich den Bogen um und tastete hektisch nach ihrem Schwert. Und schon im nächsten Moment war das Ungeheuer über ihr, ließ ihr keine Zeit, selbst anzugreifen. Nihal begann zurückzuweichen. Einen Hieb nach dem anderen parierend stolperte sie zurück.
    Da plötzlich schwebte der General auf seinem Drachen heran, durchbohrte das Ungeheuer mit der Lanze, packte Nihal am Arm und hob sie in den Sattel. Sofort schlug das Tier wieder mit den mächtigen Schwingen, und sie stiegen auf.
    Sich am Satteldorn festklammernd, atmete Nihal kräftig durch und beobachtete von oben das Schlachtfeld: Die Fammin hinderten die Angreifer immer noch daran, näher an die Mauer heranzukommen, und der Pfeilregen wurde ständig dünner. »Ich drehe eine weite Runde um den Turm, und du versuchst, sie zu beschießen«, sagte der General zu ihr.
    »Gut. Ich bin bereit.«
    Nihal legte an und zielte. Der Schuss saß.
    Sie legte wieder an, und noch einmal, und zwei weitere Feinde stürzten von der Mauer in die Tiefe.
    Plötzlich spürte sie ein Brennen an einem Bein. Ein Pfeil hatte sie gestreift, aber nur die Haut aufgerissen.
    »Verdammt, sie haben begriffen, was wir vorhaben! Beschäftige sie weiter. Ich kümmere mich um das siedende Öl.«
    Nihal zog die letzten beiden Pfeile aus ihrem Gürtel und schoss sie nacheinander ab. Der Ritter verlor keine Zeit. Mit aller Gewalt schleuderte er seine Lanze gegen einen der Kessel, der sofort umkippte und sich ins Innere des Turmes ergoss. Gleich darauf hörte man verzweifelte Schmerzensschreie.
    Der Drache drehte ab und hielt auf andere Fammin zu.
    »General ...«, rief Nihal.
    »Was ist?«
    »Ich hab keine Pfeile mehr ...«
    Der Militär fluchte. »Also gut, ich bringe dich wieder auf den Boden hinunter.« Bald befand sich Nihal wieder vor der Turmmauer, mitten in der Schlacht. Sie zog das Schwert und stürzte sich erneut in den Kampf.
    Jetzt schloss sie sich dem Haufen an, der immer noch um den Durchbruch rang. Einige Soldaten hatten einen Rammbock zu Hilfe genommen, wurden aber immer wieder von den Fammin zurückgeworfen.
    Als Nihal gerade wieder mit einer dieser Bestien die Klingen kreuzte, vernahm sie plötzlich einen Laut, den man auf einem Schlachtfeld nicht vermutet hätte: Es klang wie das Weinen eines Kindes. »Laio!« Auch ihr junger Freund befand sich vor der Mauer.
    Zu Beginn der Schlacht hatte er mit allen anderen den Angriff vorgetragen, sich bald aber zurückgezogen und zitternd hinter einem Gebüsch verkrochen. Ihr Prüfer, der Veteran, hatte ihn jedoch entdeckt und gezwungen, sich wieder zu den anderen Fußsoldaten in die Angriffsreihe einzuordnen. Und nun stand er da, vollkommen wehrlos. Das Schwert war ihm aus den Händen geglitten.
    »Renn los!«, rief Nihal ihm zu, während sie sich zu ihm durchkämpfte. Laio rührte sich nicht.
    »Renn doch endlich!«, brüllte sie noch lauter.
    Erst jetzt kam Laio zu sich, nahm die Beine in die Hand und rannte auf ihr Lager zu. Er wäre dort wohl nie lebend angekommen, hätte der Veteran nicht Mitleid mit diesem Jungen gehabt, den man gegen seinen Willen ins Kriegsgetümmel geworfen hatte. Er flog heran, packte ihn und setzte ihn auf seinen Drachen.
    »Ist ja gut. Du bist gerettet. Es ist vorbei.«
    Laio drückte sich an ihn und begann hemmungslos zu schluchzen.
    Nihal hatte das Schwert ihres Freundes aufgehoben und focht jetzt mit zwei Klingen. Sie war erschöpft und mit Wunden übersät.
    Da hörte sie einen Schlag. Das Tor begann nachzugeben. Gleich würde ihnen der Durchbruch gelingen. Überall auf dem Schlachtfeld lagen gefallene Fammin, und der Sieg schien nahe.
    Sie riss sich noch einmal zusammen, doch unterdessen hatten ihre Augen merkwürdig zu brennen begonnen. Plötzlich schien es, als sei dichter Nebel herabgesunken. Und eine infernalische Hitze umfing sie. Die Luft roch stark nach Rauch, und sie begann zu husten. Man bekam kaum noch Luft.
    »Was zum Teufel ...«
    Ein letzter Stoß mit dem Rammbock, das Tor gab nach, doch durch die Öffnung loderte ihnen ein Flammenmeer entgegen.
    Die Soldaten in der ersten Linie verbrannten bei lebendigem Leibe, ebenso wie die Männer, die den Rammbock trugen.
    Die Besatzer hatten die Turmstadt lieber in Brand gesteckt, als sie dem Feind in die Hände fallen zu

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