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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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überschneidende Stimmen, doch keine darunter besaß die Klangfarbe, die sie von Fen kannte.
    Sie wandte sich an einen der Rekruten. »Weißt du, was geschehen ist?« »Sie debattieren über die Schlacht. Offenbar ist nicht alles so erfreulich verlaufen, wie es zunächst den Anschein hatte. Viele Fußsoldaten sind gefallen, ein Drachenritter ist schwer verwundet, weitere vier werden noch vermisst.«
    Nihal pochte das Herz bis zum Hals.
    »Weißt du die Namen der Ritter?«
    »Ja, einer ist ein gewisser Dhuval ... ein anderer heißt, glaube ich, Pen, Ben, so was in der Art ... und vermisst werden auch ...«
    Nihal packte den jungen Burschen am Kragen und ließ ihm keine Zeit, den Satz zu beenden. »War der Name Fen?« »He! Was ist denn in dich gefahren?« »Hieß er Fen?«, schrie sie.
    »Mag sein, ich weiß es nicht genau.«
    Nihal ließ ihn los und rannte wie von der Tarantel gestochen zum Feldlazarett. Sie wusste gar nicht genau, wo es sich befand, doch sie lief einfach weiter, denn sie spürte, wenn sie stehen blieb, würde sie den Verstand verlieren.
    Sie klapperte alle Zelte ab, bis sie zu einem großen Rundzelt gelangte, und trat ein. Ein Magier sprach Heilformeln am Lagereines Schwerverletzten. Nihal unterbrach ihn unsanft, indem sie ihn an der Schulter packte.
    »Wer ist der verwundete Ritter?«
    »Bist du von Sinnen?«
    »Wer ist es? Ich flehe dich an, sag mir, wer es ist.«
    Der Zauberer starrte sie an: Dieses Mädchen hatte offenbar den Verstand verloren. »Es ist Dhuval, ein Veteran. Aber er liegt im Sterben. Die Zauber zeigen leider gar keine Wirkung.«
    Nihal ließ ihn einfach stehen und lief hinaus. Sie wusste nicht, ob sie jubeln oder verzweifeln sollte. Solange man ihn nicht findet, gibt es Hoffnung. Er wird aus irgendeinem anderen Grund noch nicht zurück sein vielleicht weil Gaart verwundet ist und ihn nicht tragen kann... Nein, nein, ihm ist nichts passiert. Keuchend rannte sie weiter. Sie lief und betete, dass Fen nicht tot sei. Als sie das Kommandozelt erreichte, war der General gerade dabei, einen jungen Rekruten zu befragen.
    »Und wann hast du ihn gesehen?«
    »Als das Tor barst und sich bald darauf das Heer zurückzog. Da waren über uns Ritter, die den Turm umflogen.« »Und du bist dir ganz sicher?«
    »Ja. Ich glaube, das haben auch viele andere gesehen. Ein Feuergeschoss traf ihn, und er stürzte ab in den brennenden Turm.«
    »Und du weißt genau, dass er es war?« »Ja, Herr. Ich habe ganz deutlich seinen Drachen erkannt. Es war Fen.«
    Nihal, die alles mit angehört hatte, schrie auf und stürmte, die umstehenden Soldaten zur Seite stoßend, nach vorn. »Nein, das ist unmöglich. Fen hat unzählige Schlachten geschlagen und ist immer mit heiler Haut davongekommen. Er ist nicht tot. Er kann nicht tot sein! Vielleicht ist er in Gefangenschaft geraten. Ja, sie haben ihn ergriffen, wir müssen ihn suchen. Er ist mein Meister. Er ist nicht tot! Er ist nicht tot!« Immer wieder von Schluchzern unterbrochen, schrie sie weiter, während ihr die Tränen über die Wangen liefen.
    Der General packte sie an den Schultern und schüttelte sie.
    »Komm zu dir. Beruhige dich!«
    Da sank Nihal auf die Knie und weinte hemmungslos. Der General sah sie mitleidig an, dann ließ er sie von einem jungen Soldaten zu ihrem Zelt bringen, mit dem Auftrag, bei ihr zu wachen.
    Nihal weinte, ohne sich um irgendjemanden zu kümmern. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, kauerte sie sich in einer Ecke zusammen und saß, den Kopf zwischen den Knien, nur schweigend da. Sie wollte sich in sich selbst zurückziehen, an nichts mehr denken. Doch die Bilder von Fen quälten sie: Sie hatte sein Lächeln vor Augen, seine Stimme im Ohr. Die Stunden, die sie zusammen verbracht hatten, kamen ihr wieder in den Sinn, die Worte, die er zu ihr gesagt hatte, bevor er zu seiner letzten Schlacht aufbrach, ihre erste Begegnung, ihre Duelle und eine Unzahl alltäglicher Momente. Der Soldat, der bei ihr war, betrachtete sie voller Mitleid.
    Er hatte von ihr gehört: eine Art Hexe, die einem ausgelöschten Volk angehörte und wie ein Mann kämpfte, anmutig wie eine Nymphe und todbringend wie ein Skorpion. Als er sie zum ersten Mal sah, war er beeindruckt, wie grazil sie war. Sie war ein wunderliches Geschöpf, aber auch tatsächlich so schön, wie man sich erzählte. Als er sie dann auf dem Schlachtfeld sah, schien es ihm denkbar, dass sie auch tatsächlich eine Hexe war: Ein normales Mädchen konnte doch unmöglich so mit dem Schwert um

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