Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes
General wurde ungeduldig.
»Jetzt passt mal auf: Ihr seid jung und noch nicht lange dabei. Erzählt mir also nicht, wie ich meine Arbeit zu tun habe. Einen ganzen Tag lang habe ich sie suchen lassen. Mehr konnte ich wirklich nicht tun. Und wenn Ihr's genau wissen wollt, habe ich ein Auge zugedrückt, weil ich mich in ihre Lage versetzen konnte. Hätte ich mich an die Vorschriften gehalten, wäre Eure Freundin jetzt schon aus der Akademie ausgeschlossen.«
Sennar gab sich noch nicht geschlagen. »Ich verlange, dass auf der Stelle eine Suchmannschaft zusammengestellt wird. Vielleicht hält sie sich noch in der Umgebung auf. Wir können sie noch finden. Sie wird verwirrt sein, deswegen ist sie auch davongelaufen, und ...«
»Ich will ganz offen sein: Ich habe keinesfalls die Absicht, meine Männer noch länger mit der Suche nach Eurer Freundin zu beschäftigen. Überlasst das Kriegführen lieber Leuten, die etwas davon verstehen. Und nun entschuldigt mich«, erklärte der General kurz angebunden und verließ das Zelt.
Sennar ließ krachend die Faust auf den Tisch vor sich niederfahren.
Der General hatte Recht.
Sennar zog sich in das Zelt zurück, das man für ihn eingerichtet hatte. Dort stellt er ein kleines mit Wasser gefülltes Becken auf den Boden und setzte sich davor. Ein Lokalisierungszauber verlangte äußerste Konzentration, und so begann der junge Magier, alle Geräusche um sich herum auszuschalten: die Stimmen der Soldaten, das Hämmern der Schmiede, die die in der Schlacht ramponierten Rüstungen reparierten, die Rufe und Befehle, die immer wieder durchs Lager hallten. Er atmete tief durch und versuchte, ganz zur Ruhe zu kommen. Wo bist du, Nihal? Langsam bewegte er die Hände über dem Becken. Zeige dich min
Nach einigen Augenblicken begann sich die Wasseroberfläche zu kräuseln. Eine Gestalt in einem schwarzen Umhang ritt durch eine Ebene. Gib mir ein Zeichen. Wo bist du? Das Bild verschwand für einen Moment. Nibah Noch einmal erschien das tränenüberströmte Gesicht der jungen Halbelfe auf dem Wasserspiegel, um gleich darauf ganz zu erlöschen. Nihab. Sennar fluchte, weil es ihm nicht gelang, seine Erregung in den Griff zu bekommen. Die Sorge um die Freundin hinderte ihn daran, seinen Geist zu leeren und die magischen Ströme frei fließen zu lassen. Die Wasseroberfläche zeigte nichts mehr. Noch am selben Abend war ein Treffen mit den Lagerkommandanten und den Drachenrittern vorgesehen, um darüber zu beraten, wie die nächsten Angriffe gegen Dolas Heer vorzutragen wären.
Sennar, ohnehin noch sehr mitgenommen, empfand solche Beratungen als äußerst quälend. Gleich am ersten Tag schon hatte er begriffen, dass seine Ansichten aufgrund seiner jungen Jahre von den Offizieren kaum ernst genommen wurden. Er ärgerte sich schon allein über ihre Blicke: Wie einen Grünschnabel sahen sie ihn an, und sobald er das Wort ergriff, zog unweigerlich mindestens einer der Anwesenden eine spöttische Miene.
So auch an diesem Abend: Es gab eine endlos lange Debatte, in der seine Worte folgenlos verpufften.
Sennar sprach zunächst die Fehler auf dem Schlachtfeld an und schlug eine Reihe taktischer Neuerungen vor. Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da unterbrach ihn schon ein Oberst, kopfschüttelnd und mit einem überheblichen Lächeln auf den Lippen.
»Verzeiht, verehrter Rat, aber Ihr wart ja nicht anwesend und kennt daher nicht den genauen Ablauf der Ereignisse. Zudem habt Ihr bislang in keinem anderen Krieg Erfahrungen sammeln können. Und Ihr seid kein Stratege. Daher halte ich es für angeraten, dass Ihr Euch mit Euren Vorschlägen zurückhaltet und uns die Entscheidungen überlasst.«
Dies war erst der Anfang einer langen Auseinandersetzung, die zunächst noch in höflichem Ton begann, dann aber dermaßen an Sennars Nerven zerrte, dass er irgendwann die Geduld verlor. Da konnte er noch so oft betonen, dass er sich eingehend mit den strategischen Fragen beschäftigt und sich ein klares Bild von der Situation an der Front gemacht hatte, seine Änderungsvorschläge also das Ergebnis eingehender Studien waren: Was er auch vorschlug, wurde systematisch abgeschmettert. Schließlich reichte ein Tropfen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen.
»Sicher seid Ihr im Moment auch einfach nicht in der Verfassung, die Lage richtig einzuschätzen. Die Flucht Eurer Freundin muss Euch doch arg zugesetzt haben«, unterstellte einer der Anwesenden arglistig.
Sennar sprang auf. »Jetzt reicht's aber. Für mich
Weitere Kostenlose Bücher