Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes
hervorragender Knappe werden.« Die beiden schüttelten sich die Hand, dann verließ Laio das Zelt.
Ja, sagte sich der Zauberer, Nihal würde zurückkommen: nicht seinetwegen oder für sonst irgendjemanden, sondern weil dieser Verlust ein weiterer Grund für sie sein würde, den Kampf aufzunehmen.
Am folgenden Morgen machten sich Sennar und die Rekruten aus der Akademie wieder auf den Weg nach Hause und führten dabei die Leichname von Dhuval und Fen mit sich.
Bevor sie losritten, blieb Sennar noch einige Augenblicke vor dem Lager stehen, in der Hoffnung, dass Nihal auf ihn aufmerksam würde: Vielleicht war sie ja doch noch in der Nähe und würde sich zu erkennen geben, wenn sie merkte, dass man Fens Leiche überführte.
Doch Nihal blieb verschwunden.
Die ganze Reise über hielt Sennar Ausschau nach ihr, zunächst in der Steppenlandschaft, dann in den Wäldern im Land des Wassers und schließlich in den dichtbesiedelten Gebieten im Land der Sonne. Er konnte nicht glauben, dass Nihal kapituliert hatte. Denn eine Flucht wäre eine Kapitulation gewesen.
Sie erreichten die Akademie, ohne ein Lebenszeichen von ihr entdeckt zu haben. Der Zauberer hoffte nur, dass die Kunde von ihrem Verschwinden die Stadt noch nicht erreicht hatte. General Raven würde sicher nicht so verständnisvoll reagieren wie der Kommandant an der Front.
Sennar bat sogleich um eine Unterredung mit dem Leiter der Akademie, bevor dieser ihm zuvorkommen konnte.
»Ich freue mich, dass Ihr Euch zu mir bemüht habt, werter Rat. Es ist wirklich unerlässlich, sogleich das weitere Vorgehen miteinander abzustimmen ...« »Das hatte ich eigentlich nicht vor.«
Raven blickte ihn überrascht an. Er war bereits drauf und dran, ungehalten zu werden. »Das heißt, ich bin jetzt nicht aus diesem Grunde hier. Natürlich hatte ich vor, in den nächsten Tagen Euren Rat zu suchen. Eure Meinung ist mir immer sehr kostbar.« Die Miene des Generals entspannte sich. Sennar überlegte, dass es wohl unvermeidlich war, dass dieser jähzornige Mensch die wenig diplomatische Nihal so sehr hasste. »Es geht darum, dass sich während der Prüfung der Akademieabsolventen in meinem Kompetenzbereich ein bedauerlicher Zwischenfall zugetragen hat. Vielleicht hat man Euch ja schon darüber unterrichtet«, erklärte der junge Magierund hielt dann die Luft an. »Ich weiß gar nicht, wovon Ihr redet.«
»Ihr werdet Euch wohl an die junge Halbelfe erinnern ...«
Raven schnaubte verächtlich und bedeutete Sennar dann fortzufahren. »Nun, als ich im Lager eintraf, erfuhr ich, dass sie verschwunden sei. Davongelaufen, um genauer zu sein.«
»Verfluchtes Mädchen! Ich wusste doch, dass sie ...«
»Nicht so voreilig, General. Ich habe Beweise, dass es sich nicht um eine Flucht handelte. Sie hat mir eine Nachricht hinterlassen, des Inhalts, dass sie allein in die Akademie zurückkehren wird. Wie Ihr wisst, war Fen ihr Lehrmeister. Und sein Tod hat sie furchtbar getroffen. Man wird es ihr nachsehen müssen, dass sie ...« Der General stand auf. »Diese Frau macht mir nichts als Ärger! Ich verfluche den Tag, da sie zum ersten Mal die Akademie betrat. Sie mag ja ein tüchtiger Krieger sein, aber sie kann doch nicht immer tun, was ihr gerade passt. Ich jedenfalls werte ihr Verhalten als Befehlsverweigerung. Ist sie schon eingetroffen?«
»Nein, noch nicht. Ich fürchte, sie könnte sich verirrt haben oder auf Feinde gestoßen sein. Es wäre eine sehr großherzige Geste von Euch, eine Mannschaft auszuschicken, um ...«
Der alte General hob die Augen zum Himmel, und Sennar wurde klar, dass er da zuviel verlangte.
»Wenn sie zurück ist, werde ich eine angemessene Strafe für sie finden. Aber nun habe ich keine Zeit für solche Nichtigkeiten. Zwei meiner besten Männer sind gefallen. Ich bitte Euch, lasst mich nun allein.«
Hin und her gerissen zwischen Sorge und Genugtuung verließ Sennar den Raum. Zwar hatte er Raven nicht dazu bringen können, sie suchen zu lassen, aber immerhin war Nihal weiterhin Schülerin der Akademie.
Die Trauerfeier für Dhuval und Fen fand am Nachmittag desselben Tages statt. Die höchsten Würdenträger des Landes der Sonne nahmen daran teil, alle Schüler der Akademie und der gesamte Orden der Drachenritter.
Die Leichname der Ritter wurden in voller Rüstung auf zwei mächtige Scheiterhaufen gelegt. Auf dem von Fen lagen auch die Überreste von Gaart.
Raven schlug bei seiner Rede ungewöhnlich leise Töne an.
Er gedachte Fens mit besonderer Zuneigung
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