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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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ihm erniedrigen.
    Doch er sah dort auch die Verzweiflung eines Menschen, der sein Gleichgewicht verloren hat, der sich mit einem Verlust nicht abfinden will. Und für einen Moment lang gewann der Mann, der er früher war, noch einmal die Oberhand. Er stieg von seinem Sessel und ging, zum ersten Mal überhaupt, auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Die Sache mit Fen tut mir sehr Leid. Vor Jahren war er mein Waffenbruder. Auch für mich ist sein Tod ein schwerer Verlust.« Dann zog er die Hand zurück und fügte im üblichen Ton hinzu:
    »Du kannst deine Ausbildung bei uns fortsetzen, aber eine Woche wirst du in der Arrestzelle verbringen. Ein Krieger muss in der Lage sein, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten.«
    Nihal ballte die Fäuste. »Ich danke Euch, General.« Dann stand sie auf, verneigte sich noch einmal und ging hinaus, um ihre Strafe abzubüßen.

Die Rettung der Seele
    Vor dreihundert Jahren wurde die Aufgetauchte Welt durch eine nicht enden wollende kriegerische Auseinandersetzung schwer erschüttert, in der die acht Länder gegeneinander um die Oberherrschaft stritten: Dies war der so genannte Zweihundertjährige Krieg. Zu jener Zeit war das Land der Tage von Halbelfen bewohnt, die aus der Verbindung der Ureinwohner der Aufgetauchten Welt, der Elfen also, mit den Menschen entstanden waren. Diese Halbelfen waren ein friedliebendes, nur der Gelehrsamkeit und Wissenschaft zugetanes Volk, das lange Zeit nicht in die Feindseligkeiten eingriff. Und das, obwohl sie aufgrund ihrer Gewandtheit auch ganz besonders für die Kunst des Waffenführens befähigt waren. Erst Leven, der äußerst ehrgeizige König dieses Volkes, war es dann, der, um den eigenen Herrschaftsbereich auszudehnen, beschloss, diese Fähigkeiten nutzbringend anzuwenden.
    Die Halbelfen hatten seit Jahrhunderten nicht gekämpft, doch ihr König war ein ausgezeichneter Stratege: In wenigen Jahren machte er sein Heer zum mächtigsten der ganzen Aufgetauchten Welt und besiegte nach und nach alle anderen Länder. Leven war es jedoch nicht vergönnt, die gewonnene Macht zu genießen: Kurz nach dem entscheidenden Sieg verstarb er und hinterließ das neue Reich seinem Sohn Nammen.
    Nach seiner Krönung bestellte Nammen die Herrscher der Aufgetauchten Welt zu sich. Die besiegten Könige, die sich an seinen Hof begaben, hatten sich bereits damit abgefunden, sich ihm unterwerfen zu müssen, doch der junge Souverän verblüffte alle. »Mir liegt nichts an der von meinem Vater mit Blut gewonnenen Macht«, verkündete er. »Mein Wunsch ist, dass die acht Länder frei seien.« Dann diktierte er seine Bedingungen.
    Jedes Land der Aufgetauchten Welt hatte einen Teil seines Gebietes abzutreten: durch Zusammenlegung dieser Teile sollte das so genannte Große Land entstehen. Dort würde der Rat der Könige seinen Sitz haben, der über eine gemeinsame Politik der Aufgetauchten Welt entscheiden, sowie der Rat der Magier, der sich um die Entwicklung von Künsten und Wissenschaften kümmern sollte. In den beiden Räten würden die Vertreter jedes einzelnen Landes ihren Sitz haben. Darüber hinaus hatte jedes Land ein bestimmtes Kontingent zum gemeinsamen Heer der Auf getauchten Welt beizusteuern. Schließlich erklärte Nammen noch alle damals regierenden Könige für abgesetzt, um dem Volk jedes Landes die Möglichkeit zu geben, sich nach seinem Willen eine neue Regierung zu wählen.
    Alle seine Vorhaben wurden in die Tat umgesetzt.
    ANONYMER BERICHT AUS DER ZERSTÖRTEN BIBLIOTHEK DER STADT ENAWAR, FRAGMENT

    Hinter den zahlreichen Untaten des Tyrannen war gewiss die Ausrottung des Volkes der Halbelfen die aller grausamste. Einen Monat dauerte es, danach war vom Land der Tage nur noch eine Einöde übrig. Die Überlebenden der Massaker suchten Aufnahme in anderen Ländern (...) Zu Ende des Jahres waren nur noch einige hundert Halbelfen am Leben. Sie errichteten eine Kolonie im Land des Meeres, doch als das Heer der freien Länder dieses Gebiet aufgeben musste, (...) sorgten die Fammin für ihre endgültige Auslöschung.
    AUS DEN ANNALEN DES RATS DER MAGIER, FRAGMENT

17. Ido
    Eine Woche verbrachte Nihal in der Zelle. Sie dachte an nichts, fühlte nichts. Sie schlief, versuchte wieder zu Kräften zu kommen. An dem Tag, als sie entlassen wurde, war sie bereit, ihren Weg weiter zu gehen.
    Sie wunderte sich, dass man sie aus der Akademie hinausführte. »Sollte mir nicht ein Drache zugewiesen werden?«, fragte sie ihren Begleiter, einen Jungen, der nur

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