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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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bequem, und die Landschaft um sie herum - das Land des Wassers mit seinen unzähligen Bächen und Flüssen wie immer atemberaubend schön. Angesichts dieses prächtigen Bildes wurde Nihal nach den langen Monaten an der Front wieder bewusst, dass es noch ein Leben abseits des Krieges gab. Ein Leben, in das sie vielleicht eines Tages, wenn sie es aufgegeben haben würde, im Schweiß der Schlacht ihre Bestimmung zu suchen, zurückkehren würde. Als sie zum ersten Mal, drei Jahr zuvor, die Grenze zwischen dem Land des Windes und dem des Wassers passiert hatte, war der Übergang kaum wahrnehmbar gewesen. Dies war nun völlig anders. Die Trostlosigkeit der von unzähligen Schlachten verbrannten Steppe hinter sich, tauchten sie plötzlich ein in die heitere Unversehrtheit einer noch fruchtbaren Landschaft. Längs der Grenze hatte Nihal eine Art bläulichen Wall erblickt, der den Übergang zwischen den beiden Ländern markierte. »Was ist das?«, hatte sie ihren Begleiter gefragt. »Was denn?«
    Nihal zog einen Arm unter den Decken hervor und zeigte in die Richtung. »Na, dieser lange blaue Streifen dort.« »Seid Ihr eine Zauberin?«, fragte der Soldat.
    »Das nicht, aber ich kenne mich ein wenig aus in der Magie«, antwortete Nihal. »Ach so, deshalb. Das ist nämlich der Schutzwall, den die Nymphen aus dem Land des Wassers gegen das Heer des Tyrannen errichtet haben. Nur wer mit der Magie vertraut ist, kann ihn sehen.«
    »Ich kann überhaupt nichts erkennen«, mischte sich Laio ein, der sich auf dem Pferd vorgelehnt hatte und angestrengt, mit zusammengekniffenen Augen, in die Richtung blickte. »Tag und Nacht halten ihn die Nymphen aufrecht«, erzählte der Soldat weiter. Als Nihal genauer hinsah, konnte sie die zarten Wassergeschöpfe sogar erkennen. Nur wenige Ellen hinter dem Wall standen sie in ihrer vollen Schönheit da und hielten die offenen Flächen ihrer durchschimmernden Hände der Grenze zugewandt. Ihre Mienen wirkten versonnen, und in ihren langen Haaren spielte der Wind. Etwas Melancholisches ging von ihren angespannten Gesichtern aus, Trauer um Dinge, die für immer verloren waren, um das normale Leben, das sie aufgegeben hatten, um in großer Einsamkeit dieses Opfer zu bringen.
    Wie Nebel aus einem Tal spürte Nihal dieses Gefühl auf sich zu wallen und sie dann umfangen. Ihr schwindelte, und es kam ihr vor, als könne sie die Stimmen dieser Geschöpfe hören, die das Opfer gewählt hatten, jedoch die Schönheit eines normalen Lebens nicht vergessen konnten. Das Echo einer unendlich traurigen Geschichte erreichte sie, und sie vernahm die Worte, mit denen die Nymphen den Schutzwall aufrechterhielten. Es war wie ein herzzerreißender Gesang voller Würde und Schmerz.
    Nihal wusste, was es bedeutete, etwas zu verlieren und niemals wiedererlangen zu können. Sie wandte den Blick ab.
    In einem Dorf unweit der Grenze nahmen sie Quartier. Hinter den Häusern begann der Wald, in dem sich die Nymphen von ihren Anstrengungen erholen konnten. Ein Stützpunkt des Heeres vervollständigte das Bild.
    Die ersten Tage verbrachte Nihal auf ihrer Pritsche, und diese erzwungene Bettruhe empfand sie als gar nicht so unangenehm. Sie war zu müde und erschöpft, um an etwas anderes als eine baldige Genesung zu denken.
    Einige Nymphen waren dazu abgestellt, sich um ihre Wunden zu kümmern. Als eine von ihnen zum ersten Mal in ihre kleine Unterkunft trat, um sie zu versorgen, war die Halbelfe sehr erstaunt. Dieses ätherische Geschöpf, das da langsam auf sie zukam, bewegte sich, als schwebe es über dem Erdboden. Und dann die Berührung: Noch nie zuvor war Nihal mit Nymphen in körperlichen Kontakt gekommen, und da sie aussahen, als bestünden sie aus reinem Wasser, hatte sie immer geglaubt, sie müssten sich auch so anfühlen. Aber die Hand, die sich nun behutsam auf ihre Seite legte, war zwar kalt, aber auch fest, greifbar, körperlich. In dieser Berührung pulsierte das Leben, sie wirkte erfrischend und vermittelte ihr ein Wohlgefühl, wie sie es noch nicht einmal bei Sennars mächtigen Heilzaubern verspürt hatte.
    »Ist das ein Zauber?«, fragte Nihal.
    Die Nymphe lächelte. »Wenn man so will ... Für euch Menschen hat es Sinn, von Magie zu sprechen, ihr seid abgekoppelt von den Kräften der Natur, ihr könnt das Leben nicht greifen, das in der Erde strömt oder in den Bäumen, oder eben im Wasser, das wie unsere Mutter ist. Aber für uns ist das anders: Wir selbst sind Natur und deshalb identisch mit dem, was ihr Magie

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