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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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nennt.« Dank dieser Behandlung konnte Nihal ihr Lager bald verlassen, doch sofort begann ihr unruhiger Geist, sie wieder zu quälen. Zwei Wochen Urlaub hatte man ihr gegeben, und davon war noch nicht einmal eine vergangen. Und sie fragte sich, wie sie die zweite Woche aushalten sollte. In den Tagen der Genesung hatte sie nicht daran gedacht, doch jetzt wurde sie von den Bildern ihrer Niederlage gequält. Sie sah den mächtigen schwarzen Drachen wieder vor sich und Dolas höhnischen Blick und spürte dabei mehr und mehr, dass sie die Sache nicht auf sich sitzen lassen konnte.
    Täglich streifte sie länger in der Gegend um das Dorf herum, folgte den unzähligen Wasserläufen, die das Land durchzogen. Verschlungen wie der Lauf der Bäche wand sich der Faden ihrer Gedanken und drehte sich dabei doch immer nur um denselben Gegenstand: Dola. Noch nicht einmal die Schönheit der Landschaft konnte sie von diesem Namen ablenken. Unerträglich war ihr die Vorstellung, dass Dola im Land des Windes, ihrem Heimatland, ihrem Zuhause, schalten und walten konnte, wie er wollte. Und sie wusste, sie würde nicht eher Ruhe finden, bis sie ihn besiegt hatte.
    Nur eins machte ihr dabei große Sorgen: die Rüstung des Gnomen. Als sie ihn endlich getroffen und seine Rüstung durchschlagen hatte, hatte sich der Riss von alleine wieder geschlossen. Das konnte nur ein Zauber des Tyrannen sein. Angesichts eines solchen Feindes reichte das Schwert allein nicht mehr aus: Hier hieß es, sich selbst der Magie zu bedienen.
    Als sie sich an einem Abend wieder einmal den Kopf darüber zerbrach, wessen Rat sie in dieser Sache suchen sollte, fügten sich plötzlich alle Teile zusammen.
    Vielleicht sollte ich noch einmal in die Bibliothek in Makrat zurückkehren. Ich lass mir etwas einfallen, um diesen schnöseligen Bibliothekar abzulenken, und schaue nach, was ich in den verbotenen schwarzen Bänden finden kann. Dort müssten doch Formeln stehen, mit denen ich ... Nihal zuckte zusammen. Wieso hatte sie nicht früher schon daran gedacht? Megisto! Laut der Annalen vom Kampf gegen den Tyrannen lebte er noch, eingekerkert irgendwo im Land des Wassers. Megisto war es, den sie aufsuchen musste! Wer sollte sich mit den Zaubern des Tyrannen besser auskennen als er, ein Magier, der ihm einst ein treuer Diener war? Am nächsten Tag, als eine Nymphe wie stets ihre Verletzung versorgte, fasste sich Nihal ein Herz und fragte drauflos: »Ich suche jemanden. Vielleicht kannst du mir ja helfen, ihn zu finden ..'.« Die Nymphe fuhr ungerührt mit ihrer Arbeit fort und strich sanft mit beiden Händen über die Wunde.
    Nihal deutete dieses Schweigen als Ermunterung und fügte rasch hinzu: »Es handelt sich um Megisto.«
    Die Hände der Nymphe durchlief ein Zittern. »Megisto ist ein Abtrünniger«, sagte sie, ohne den Blick von der Wunde zu heben.
    »Ich weiß. Ich muss mit ihm sprechen.«
    Die Nymphe schüttelte den Kopf. »Aus keinem Grund der Welt solltest du nach ihm suchen. Niemand sollte das.«
    »Nein, hör mir bitte zu«, ließ Nihal nicht locker. »Der Feind, der mir diese Wunden zugefügt hat, ist einer der grausamsten Krieger des Tyrannen. Ich muss ihn noch einmal stellen und ihn diesmal besiegen. Aber dazu brauche ich jemanden, der sich mit verbotenen Zaubern auskennt. Ich bitte dich, sag mir, wo ich ihn finden kann.«
    Lange schwieg die Nymphe und versorgte dabei weiter die Wunde, sodass Nihal schon glaubte, dass ihr Versuch fehlgeschlagen sei. Als sie fertig war, stand die Nymphe auf und bewegte sich zur Tür, immer noch schweigend und mit undurchdringlicher Miene.
    Auf der Schwelle aber drehte sie sich zu Nihal um. »Im finstersten Teil dieses Waldes, nördlich von hier, öffnet sich eine kleine Lichtung«, erklärte sie mit leiser Stimme. »Du kannst sie nicht verfehlen, man erkennt sie sofort an einem Fels in der Mitte. Begib dich bei Mondaufgang dorthin, und warte dort. Du wirst ihm begegnen, ohne ihn suchen zu müssen.« Nihal lächelte. »Danke!«
    »Damit habe ich dir keinen Gefallen getan«, murmelte die Nymphe nur und verschwand. Nihal konnte der Versuchung nicht widerstehen. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, als sie sich, trotz der Wärme in einen Umhang gehüllt, aus ihrer Unterkunft schlich und sich zu dem Schuppen am Dorfrand aufmachte, den man als Stall für Oarf hergerichtet hatte. Als der Drache sie erblickte, richtete er sich zu voller Größe auf und begrüßte sie mit einem freudigen Grunzen.
    »Ich geh auf Felssuche, Oarf.

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