Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Wichtiges verheimlicht!«
Der Gnom erhob sich und begann, im Zelt auf und ab zu gehen. »Was hätte ich denn tun sollen?«, fragte er ebenfalls lauter. »Als du im Hauptlager auftauchtest, mit diesen Ohren und diesen Haaren, stürzte doch die ganze Vergangenheit wieder auf mich ein. Ich wusste, dass Raven dich zu mir geschickt hatte, ich wusste, dass dies ein weiterer Knüppel war, den er mir zwischen die Beine warf. Für mich warst du eine echte Plage, Nihal. Aber dann überlegte ich mir: Würde ich dich ausbilden, würde ich dich zu kämpfen und zu leben lehren, könnte ich damit vielleicht etwas von dem wiedergutmachen, was dein Volk durch mich erlitten hat.«
»Du warst wie ein Vater für mich, Ido, aber ich hab dir gar nichts bedeutet. All das, was du mir beigebracht hast, war eine Lüge! Du bist eine einzige Lüge!« Nihal sprang auf und versuchte, ihre Krücken zu erreichen, doch sie war noch schwach. Sie musste sich an der Zeltwand festklammern und fiel auf die Knie.
Ido sprang herbei und reichte ihr die Hand. Doch Nihal stieß sie unwirsch fort. »Fass mich nicht an!«, zischte sie, die Augen voller Groll.
Ido richtete sich auf und ging langsam hinaus.
Nihal schloss sich im Zelt ein und kam bis zum nächsten Tag nicht mehr heraus. Die Wunde an der Seite war wieder aufgegangen. Von Laio ließ sie sich den Verband wechseln, richtete aber kaum das Wort an ihn.
Die Vorstellung, dass Ido an der Vernichtung ihres Volks beteiligt war, brachte sie fast um den Verstand. Sie war so furchtbar enttäuscht. Ido war ein wunderbarer Mensch für sie gewesen, dem sie uneingeschränkt vertraut hatte, und nun musste sie entdecken, dass er ganz anders war, als sie immer geglaubt hatte.
Die Tage vergingen, und Nihal kam wieder zu Kräften, doch es gelang ihr nicht, Ido zu vergeben. Unablässig dachte sie an ihn, doch jedes Mal, wenn sie ihn im Speisezelt sah oder ihm im Lager über den Weg lief, schaute sie weg.
Eines Morgens kam der Gnom plötzlich in ihr Zelt gestürzt, in Kampfmontur, das Schwert in der Hand.
»Ich fordere dich heraus, Nihal«, erklärte er ernst.
Nihal blickte ihn nur fassungslos an und rührte sich nicht.
»Nimm dein Schwert, und komm mit raus. Ich geb dir Gelegenheit, dein Volk zu rächen.« »Was zum Teufel ...«
Ido ergriff Nihals Schwert und warf es ihr zu. »Nimm dein verdammtes Schwert, und komm endlich mit!« Verwirrt folgte sie ihm.
Die Sonne stand niedrig am Horizont, und Ido strebte mit großen Schritten und erhobenem Schwert einer freien Fläche zwischen den Zelten zu. Es dauerte nicht lange, bis sich eine kleine Menge versammelt hatte.
»Ja, los, kommt her!«, rief Ido. »Kommt alle her, und schaut euch an, wie sich der Verräter und die junge Halbelfe in Stücke schlagen.«
Nihal war die Szene furchtbar peinlich. »Hör auf, Ido«, flüsterte sie.
»Warum denn? Nein, lass uns die Sache ein für alle Mal klären. Du wolltest doch deine Rache, oder? Nun gut, jetzt bekommst du sie: Nach Dola kannst du nun auch mich zur Strecke bringen. Zieh dein Schwert und kämpfe. Aber denk dran: Diesmal mach ich Ernst. Wenn ich dich treffe, töte ich dich.«
Um sie herum war es unwirklich still. Nihal spürte Dutzende von Augenpaaren auf sie gerichtet. Es war absurd. Was tat sie dort? Warum starrte Ido sie so wütend an?
»Was ist? Ich warte. Stell dich endlich auf zum Kampf!«, brüllte er.
Nihal aber rührte sich nicht. Das hatte sie nicht gewollt, das nicht ...
Ido stürzte sich auf sie, und im nächsten Augenblick war sie entwaffnet. »So will ich dich nicht besiegen. Heb dein Schwert auf und stell dich.«
»Nein.«
»Heb dein Schwert auf!«
»Nein, ich will mich nicht mit dir schlagen.«
»Was willst du dann?«, fragte Ido und ließ sein Schwert sinken. »Ich kann doch nicht ungeschehen machen, was ich getan habe. Ich muss mich dazu bekennen. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder tötest du mich, oder du akzeptierst die Wirklichkeit.«
Nihal blickte ihm in die Augen. »Warum hast du mir nie die Wahrheit gesagt?«, murmelte sie. »Warum hat nie jemand, in meinem ganzen Leben, den Mut gefunden, mir die Wahrheit zu sagen?«
Der Gnom trat auf sie zu, legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie fort durch die Gasse, die ihre verwunderten Kameraden freigaben.
24. Erneut zusammen
An diesem Morgen wurde Nihal auf eher unsanfte Weise geweckt. Ein Schwall eiskalten Wassers klatschte ihr auf den Leib, und sie sprang buchstäblich aus dem Bett. Neben der Pritsche stand Laio,
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