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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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von Soldaten des Tyrannen umstellt vor. Sie nahmen ihn fest und schleiften ihn in Ketten in den Thronsaal.
    Aber auf dem Herrscherstuhl saß nicht Moli, sondern Dola. Sein Bruder war nicht wiederzuerkennen. Auf dem Haupt trug er die Krone, die seinem Vater gehört hatte, und zu seinen Füßen kauerte der immense schwarze Drache, der Ido aus Glutaugen anblickte und ihn auszulachen schien.
    »Mein Bruder«, begann Dola in nachsichtigem Ton, »du kannst dir denken, dass der Tyrann nicht gut auf dich zu sprechen ist.«
    »Wo ist unser Vater?«, fragte Ido matt.
    Dola zuckte die Achseln. »Der ist leider vor einigen Wochen verstorben. Es tut mir leid, ich wollte nicht, dass du es auf diese Weise erfährst...«
    »Elender! Du hast ihn umgebracht!«, schrie Ido, doch die Wachen warfen ihn sogleich zu Boden. »Es war seine eigene Torheit, die ihn das Leben kostete«, antwortete Dola. »Und du verhältst dich genauso töricht, Ido. Warum lässt du nicht zu, dass unser Herr sich deiner annimmt? Schau doch mich an-. Der Tyrann hat mich zu einem mächtigen Mann gemacht, er gab mir einen unverwundbaren Körper und unüberwindliche Kraft.«
    Doch Ido verstand nicht, er konnte es einfach nicht verstehen. »Du bist wahnsinnig ...« Dola brach in Gelächter aus. »Wahnsinnig bist du, wenn du auf all das verzichtest. Bedenk doch, Ido, was zählt schon das Leben unseres Vaters, das Leben all der Nichtsnutze, von denen wir umgeben sind, im Vergleich zu der Macht, an der wir teilhaben können? Alles wird uns erlaubt sein, nichts wird uns beschränken, denn die Macht des Tyrannen kennt keine Grenzen. Wir werden unseren Teil zur Schaffung einer völlig neuen Ordnung beitragen. Überleg's dir, Ido. Geh zu ihm, und wirf dich vor ihm nieder: Er wird dir verzeihen.«
    Da explodierte Idos Zorn. »Du hast deine Seele verkauft, Dola! Du hast unseren Vater getötet und deine Seele verkauft!«, schrie er, während die Wachen ihn fortschleiften. »Du hast bis morgen Zeit, dich zu entscheiden, Bruderherz: Entweder kehrst du in den Dienst des Tyrannen zurück, oder du wirst sterben«, rief ihm Dola nach.
    Man kerkerte Ido in einer Festung ein, gleich neben dem Palast, in dem zuvor die Leibwache seines Vater untergebracht war.
    Er war verzweifelt, trauerte um den toten Vater, und die Last des Lebens, das er bis dahin geführt hatte, stürzte auf ihn ein: Er hatte dem Tyrannen geholfen, an die Macht zu gelangen, hatte in dessen Namen die schlimmsten Gräuel begangen, hatte es zugelassen, dass man seinen Vater tötete und nun das Leben seiner Untertanen zerstört wurde.
    Wer ihn rettete, war Vesa. Mit zehn Mann versuchten sie, ihn zurückzuhalten, und auch ein Magier wurde zu Hilfe gerufen, doch die Kraft dieses Tieres war nicht zu bändigen. Alles, was sich ihm in den Weg stellte, äscherte er ein, dann durchbrach er zunächst die Mauer der Stallungen und war frei, lange überflog er die Festung, in der Ido gefangen saß, und ließ, ungeachtet der Pfeile, die seine Haut durchbohrten, weithin sein Brüllen vernehmen. Endlich ließ ersieh im Sturzflug fallen, riss Wände ein, befreite seinen Herrn und brachte ihn jenseits der Front in Sicherheit. Ido floh ins Land des Windes. Er hatte keinen Ort mehr, an den ergeben konnte, keinen Grund, für den sich zu leben lohnte. Da beschloss er, sich dem Heer dieses Landes auszuliefern. Es war nur gerecht, so dachte er, dass ihn nun jene mit dem Tode bestraften, die er einst bekämpft hatte. Er begab sich in ein Lager, warf sein Schwert zu Boden und verlangte, festgenommen Zu werden. Als die Soldaten ihn erkannten, so verdreckt, zerlumpt und verwundet wie er war, erstarrten sie vor Überraschung: Das hatte es noch nie gegeben, dass sich ein Mann des Tyrannen aus freien Stücken stellte. Auf Befehl des Kommandanten brachte man Ido zum Rat der Magier, vor dem er sich verantworten sollte.
    Die Zeit vor der Verhandlung war die schlimmste seines Lebens. Die Erinnerung an das Dorf, das er zu zerstören befohlen hatte, verfolgte ihn, der Gedanke an die unschuldigen Frauen und Kinder, deren Leben durch ihn unwiederbringlich ausgelöscht waren.
    In Ketten führte man Ido den Räten vor. Bereitwillig erzählte er, was er über die Armee des Tyrannen und dessen Angriffspläne wusste, gestand alles, was er sich selbst hatte zuschulden kommen lassen. Bevor man ihn in den Kerker zurückbrachte, bat er, mit dem Tode bestraft zu werden.
    An jenem Abend suchte ihn einer der Räte in seiner Zelle auf. Sein Name war Dagon. »Mit

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