Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
legte sich schnell. Sennar hatte so viel zu erzählen, und das Mittagessen verging wie im Flug.
Erst am Nachmittag hatten Nihal und Sennar Gelegenheit, sich so wie in alten Zeiten richtig miteinander zu unterhalten. Sie suchten sich ein Plätzchen am Rande des Lagers, einen Abhang, von dem aus sie dem sachte fallenden Regen zuschauen konnten, und setzten sich unter einen dicht belaubten Baum.
Sennar erzählte Nihal von seiner Reise, den überstandenen Gefahren auf See, seiner Todesangst im Krater, dem Glanz Zalenias. Er berichtete ihr von dem Ungeheuer, wie er den Sturm gezähmt hatte und wie schwierig es gewesen war, sich bei dem Grafen Gehör zu verschaffen. Und schließlich wie er das Attentat auf den König vereitelt und mit welchen Gefühlen er seinen Sieg erlebt hatte. Nihal hörte ihm die ganze Zeit gebannt zu.
»Mit anderen Worten, mein Freund ist ein Held«, sagte sie, als er geendet hatte.
Sennar zog eine Augenbraue hoch. »Ich? Nein, eigentlich wolltest doch du immer die Heldin spielen, oder?«
Nihal lächelte und knuffte seinen Arm. »He, hör auf mich zu veräppeln, Hoher Rat.« »Jetzt erzähl mir von dir«, forderte Sennar sie auf.
Nihal blickte in den Regen, der in geringer Entfernung fiel, vor dem Schutzdach aus Blättern und Zweigen, unter dem sie saßen. Es waren zu viele Dinge geschehen, für die sie sich schämte, zu viele, unter denen sie gelitten hatte. Jetzt, da er bei ihr war, wollte sie einfach nur seine Gegenwart genießen.
»Los, ich will doch alles über deine Siege erfahren«, ließ Sennar nicht locker. Nihal begann nicht mit den Siegen, sondern mit ihren Niederlagen. Sie erzählte ihm, wie Ido ihr den Abschied aus dem Heer nahegelegt und sie versucht hatte, ein normales Leben wie andere Mädchen ihres Alters auch zu führen. Wie sie dabei gescheitert war und erkannt hatte, dass sie den Ruf des Schwertes einfach nicht überhören konnte. Dann berichtete sie von ihrer Ausbildung, von dem großen Tag, da sie zum Drachenritter ernannt wurde, und gestand ihm, wie wichtig Ido bei alldem für sie geworden war. Zum Schluss kam sie auch auf Dola zu sprechen, ließ dabei aber Megisto unerwähnt und ebenso die verbotene Zauberformel. Als sie zu Ende erzählt hatte, dämmerte es bereits.
»Ich habe viel an dich gedacht, als ich fort war«, sagte Sennar, während er sie anblickte. »Das wird keine schöne Erinnerung gewesen sein.«
»Hast du eine Ahnung! Du warst für mich die einzige Verbindung zur Welt hier oben, und der Grund, der mich auch wieder hierher zurückzog. Tausende Male habe ich mich gefragt, wo du sein magst, wie es dir wohl geht, ob du dich verändert hast. Und außerdem ...« Sennar brach ab. »Und außerdem ...?«, fragte Nihal.
»Na ja, bei unserem Wiedersehen bist du mir doch entgegen gerannt. Wie lange kennen wir uns nun schon? Vier Jahre? Nun, in diesen vier Jahren habe ich das nie von dir erlebt.«
Nihal blickte ihn fragend an.
»Nun, was ich damit sagen will ..., ich bin sehr stolz auf dich und auf das, was du dir aufbaust.« Sennar schien drauf und dran, noch etwas hinzufügen zu wollen, schüttelte dann aber nur den Kopf und lächelte.
Einige Tage später machte sich Sennar wieder auf den Weg, mit dem feierlichen Versprechen, schon bald wiederzukommen. Die Pflicht rief ihn, im Rat der Magier wollte man seine Klugheit bei den Verhandlungen mit Zalenia nicht entbehren.
Nihal führte ihr gewohntes Leben weiter. Während der Herbst die Blätter färbte und den Himmel verblassen ließ, wurde der Kriegsalltag immer mehr zu einer traurigen Routine voller Anstrengungen und Grausamkeiten. Nihal spürte, dass ihr ein Ziel fehlte, und manchmal dachte sie, dass sie die Erfüllung ihres Lebens vielleicht doch nicht auf dem Schlachtfeld finden würde.
25. Der Tod des Verräters
Sennar hatte sich Hals über Kopf in die Verhandlungen um die Militärhilfe Zalenias gestürzt und die Aufgabe übernommen, zwischen dem Gesandten Pelamas und den Magiern im Rat zu vermitteln. Gerade nach den auf seiner Reise erlebten Abenteuern langweilte ihn zwar die vorsichtige Diplomatie seiner Kollegen, aber er wusste auch, dass der Weg zum Frieden nur über diesen Pfad führen konnte. Als die Verhandlungen irgendwann ins Stocken gerieten, beschloss er, dem Gesandten aus der Untergetauchten Welt das Kriegsgebiet im Land des Windes zu zeigen. Er sollte mit eigenen Augen sehen, was Krieg bedeutete und wie dringend ihre Hilfe gebraucht wurde.
Dazu wählte Sennar das Lager aus, in dem Nihal
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