Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
der uneheliche Spross einer Adelsfamilie und wurde als Säugling vor einer Kaserne ausgesetzt. Immer schon war das Militär sein einziges Zuhause, deshalb hat er jetzt etwas von einem einsamen Wolf. Der arme Kerl hat wirklich eine Menge durchgemacht.«
Nach dieser Auskunft empfand Nihal größere Sympathie für Mathon, doch der Soldat richtete weiterhin nicht das Wort an sie, und sie selbst tat auch nichts dazu, um näher mit ihm in Kontakt zu kommen.
Aber auch Laio war nicht besonders gesprächig. Offenbar ganz auf sein Vorhaben konzentriert, wirkte er nachdenklicher als gewöhnlich. Wenn sie ihm ins Gesicht sah, meinte Nihal, dort ganz unbekannte Züge zu entdecken. Für Laio hatte der Kampf schon begonnen, und sie wusste.Bevor er es mit Pewar aufnehmen konnte, musste er sich selbst besiegen.
Kurzum, für Nihal war es eine langweilige Reise. Zäh verrannen die Tage, und mit einem Seufzer der Erleichterung begrüßte sie die hereinbrechende Nacht, weil die Stunden im Schlaf schneller vergingen.
Nach rund zehn Tagen erreichten sie das Land des Wassers. Ihre Mission, wenn man ihre Aufgabe überhaupt so nennen konnte, verlangte keine Eile, und Laio schien nicht darauf zu brennen, bald sein Ziel zu erreichen. Kaum hatten sie die Grenze überquert, da wurde die Miene des Jungen noch düsterer, und Nihal überlegte, dass sie, wollte sie den Freund moralisch unterstützen, nun endlich damit anfangen sollte.
»Du darfst jetzt nicht plötzlich kalte Füße bekommen«, sagte sie abends zu ihm, als ihr Begleiter schon schlief und das Lagerfeuer munter knisterte.
»Ja, ich weiß, aber ich spüre eben schon den Atem meines Vaters im Nacken.« »Denk doch daran, wie weit du schon gekommen bist. Beim letzten Mal hast du schon viel früher kehrtgemacht, oder?«
Laio lächelte schwach.
»Du glaubst doch an das, was du vorhast, Laio, und nur darauf kommt es an. Es wird schon alles gut gehen.«
In derselben Nacht jedoch, einer mond- und sternenlosen Nacht, begriff Nihal, dass sie sich hatte täuschen lassen. Nichts Auffälliges hatte sie bemerkt in den zurückliegenden zehn Tagen, keinerlei Anzeichen, die auf irgendeine Gefahr hingewiesen hätten. Sie hatte sich sicher gefühlt, und gerade diese Sicherheit war es, die die Reisenden in die Falle gehen ließ.
Sie waren zu zehnt. Ihre Schritte klangen bedächtiger als die normaler Soldaten. Vorsichtig, mit gezückten Waffen, leise, mit geschärften Sinnen und jederzeit zum Losschlagen bereit, näherten sie sich der Stelle, wo die drei Weggefährten lagerten. Es waren Männer, die daran gewöhnt waren, im Dunkeln zu agieren, flink wie Katzen. Eine Räuberbande.
Im ersten Moment wurde noch nicht einmal Nihal, deren Sinne besonders wach waren, auf sie aufmerksam. Erst das Knacken eines Astes, gefolgt von einem leisen Rascheln, wie von einem Kleidungsstück, das sich im Buschwerk verheddert, riss sie aus dem Schlaf. Nihal schlug die Augen auf und sah sie: eine Schar Männer, die dabei waren, ihr Lager zu umstellen. Sie waren bewaffnet und kamen leise näher, blickten sich um und verständigten sich mit Handzeichen über ihre Aufgaben. Zwei schlichen zielstrebig zu den Taschen, während sich ein dritter mit gezücktem Dolch Laio näherte.
In diesem Moment sprang Nihal, ihr Schwert in der Hand, mit einem lauten Schrei auf. Laio und der Soldat fuhren aus dem Schlaf und griffen zu ihren Waffen, während sich das Mädchen schon auf den Mann stürzte, der ihr am nächsten war, und ihn mit einem Schwertstreich niederstreckte. Auch Laio wollte sich auf einen der Banditen werfen, doch dieser entwaffnete den Jungen mühelos. Mit seinem Knüppel schlug er ihm auf das Handgelenk, versetzte ihm einen Tritt gegen die Brust und war sofort, als Laio zu Boden ging, über ihm und setzte sich rittlings auf seine Brust.
»Brav. Schön brav, und dir wird nichts geschehen«, zischte er, während er Laio ein langes Messer an die Kehle setzte. »Noch nicht.«
Derweilen warf sich Nihal auf einen weiteren Banditen, doch der ließ sich nicht überraschen. Es war ein Hüne, dessen Muskeln das Tuch seines Waffenrocks schwellen ließen. Mühelos parierte er Nihals Hiebe, griff seinerseits stürmisch an und zwang sie, weit ins Buschwerk zurückzuweichen.
Die Halbelfe kämpfte wie eine Furie, während sie gleichzeitig nach einem Fluchtweg Ausschau hielt. Doch in allen Richtungen hörte man es im Unterholz rauschen und rascheln, überall schienen Feinde zu stecken. Dann hörte sie einen Schrei.
»Nein! Laio!
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