Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
dreht Euch um\ Sennar machte Anstalten, sich ihm zu nähern, doch die Wachen hielten ihn zurück. Plötzlich hallte Trompetengeschmetter durch das Amphitheater, und eine Kolonne Soldaten mit Schwertern an der Seite rückte heran, gefolgt von einem Hünen mit nackter Brust, dessen Gesicht hinter einer Maske aus schwarzem Kristall verborgen war. Seine Armmuskeln spannten sich unter der weißen Haut, als wollten sie gleich platzen. Seine Rechte umfasste ein Beil. Der Henker. Sennar war längst daran gewöhnt, sein Leben aufs Spiel zu setzen, doch der Gedanke, dass zwischen Leben und Tod nur noch die Worte lagen, die er gleich sprechen würde, traf ihn mit Macht.
Der Magier und der Graf wurden vor das Gerüst geführt.
Das war der Moment, da der König seinen Einzug hielt. Ein vielköpfiger, prunkvoller Hofstaat schritt vor ihm her. Darunter wunderschöne gertenschlanke Damen, in blau schimmernde Schleier gewandet, die bei jedem Schritt den Blick auf ihre verführerischen Formen freigaben, sowie pomadisierte Höflinge, angetan mit schweren Brokatgewändern von einem tiefen Blau. Nereo erschien als Letzter.
Sennar traute seinen Augen nicht. Der Herrscher der Untergetauchten Welt war noch ein Kind mit weichen Gesichtszügen. Er trug ein Zepter, das ihn überragte, näherte sich majestätischen Schritts und blickte sich dabei herausfordernd um.
Wie ein Schauer durchlief ein Murmeln die Menge, gefolgt von Jubelchören, die rhythmisch den Namen des Herrschers riefen: »Nereo! Nereo!«
Der Graf verneigte sich tief, und Sennar tat es ihm nach.
Auf eine beiläufige Geste des Herrschers hin verstummte die Menge schlagartig. »Graf Varen ...« Varen trat vor. »Ja, Eure Majestät.«
»In meiner Milde frage ich Euch ein letztes Mal: Seid Ihr Euch sicher in dem, was Ihr tut?« Varen antwortete nicht sogleich, und Sennar hielt den Atem an. »Ja, mein König«, sagte er schließlich mit gedämpfter Stimme.
»So sei es.« Nereo gab dem Herold neben ihm ein Zeichen vorzutreten, um die Menge über die Lage der Dinge in Kenntnis zu setzen.
»Hört, hört! Am heutigen Tag wird unser geliebter Herrscher einem Bewohner der Aufgetauchten Welt Gehör schenken, dem Ratsmitglied Sennar. Weiß dieser ihn von den Gründen zu überzeugen, die ihn zu uns führten, wird er seine Bitte erhören. Andernfalls soll der Fremde enthauptet werden, weil er gegen das Gesetz verstieß, das es allen von oben verbietet, die Grenzen Zalenias zu überschreiten. Und mit ihm sterben wird Graf Varen aus der Grafschaft Sakana, weil er in diesem Fall Seine Majestät, König Nereo, unberechtigt einer Gefahr aussetzte.«
Der König gab den Soldaten ein Zeichen, die Sennar sofort losließen. Der Magier trat auf den Herrscher zu.
Nereo, hoch oben auf seinem Thron, senkte noch nicht einmal den Blick. »Sprich, Fremder«, sagte er nur in strengem Ton.
Sennar verspürte die Feindseligkeit, die ihn umgab, fasste sich aber ein Herz und begann: »Majestät, wie Ihr wisst, bin ich Mitglied des Rates ...«
»Lauter! Ich kann dich nicht hören!«, unterbrach ihn der Souverän.
Sennar begriff, dass er diesem Jungen erst zeigte musste, aus welchem Holz er geschnitzt war. »Mein Name ist Sennar, und ich bin Mitglied des Rats der Magier in der Aufgetauchten Welt. Dieses Organ ist mit politischer Macht ausgestattet, und wir Räte vertreten jeweils eins der verschiedenen Mitgliedsländer. Ich selbst stamme aus dem Land des Windes, doch komme ich im Namen des gesamten Volkes der Aufgetauchten Welt, mit dem offiziellen Auftrag, den Versuch zu unternehmen, die Isolation, die unsere beiden Welten voneinander trennt, zu durchbrechen. Ich kenne Eure Geschichte, ich weiß, dass Ihr aus unserer Welt geflohen seid, um hier ein neues Reich zu gründen, in dem das Wort Krieg unbekannt ist. Und wie ich sehe, ist Euch das gelungen«, log er. Ungerührt blickte ihn der König weiter mit hochmütiger Miene an. »Doch in einem hattet Ihr unrecht: Unsere Welt war nicht ohne Hoffnung. Mit Zähigkeit und festem Willen ist es auch uns gelungen, Frieden zu erlangen. Lange Zeit lebten wir Völker der Aufgetauchten Welt harmonisch zusammen, arbeiteten an einer Zukunft, in der Krieg keinen Platz mehr haben sollte. Und dieser Traum wäre Wirklichkeit geworden, wären wir nicht mit roher Gewalt von diesem Weg abgebracht worden. Es war vor fünfzig Jahren, als ein skrupelloser Mann, ein Magier, sich daran machte, unsere Welt für sich zu erobern. Ein Land nach dem anderen riss er an sich und herrscht
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