Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
heute unumschränkt über fünf unserer acht Reiche.« Im Amphitheater hörte man noch nicht einmal ein Räuspern, alle lauschten gebannt, mit undurchdringlichen Mienen. »Niemand von uns hat ihn je gesehen, die Erinnerung an seinen Namen ist erloschen, doch seine Taten haben ihm zu Recht die Bezeichnung ›Tyrann‹ eingetragen. Auch seine Ziele liegen im Dunkeln, doch er kämpft weiterhin gegen die noch unabhängigen Länder und hat dazu ein Geschlecht von Ungeheuern erschaffen, Fammin genannt, die überall Tod und Schrecken verbreiten.«
Der König lächelte höhnisch. »So befindet ihr euch also wieder im Krieg«, bemerkte er amüsiert. Aus der Schar seiner Höflinge erhob sich ein Chor spitzen Gelächters.
Sennar schüttelte den Kopf. »Schon. Aber gegen unseren Willen, Majestät.«
»Wer keinen Krieg will, vermeidet ihn«, erklärte Nereo mit einem arroganten Lächeln. »Der Krieg, unter dem wir leiden, ist der eines Einzelnen gegen die Freiheit der gesamten Aufgetauchten Welt. Es handelt sich um einen Eroberungsfeldzug, eine Invasion durch einen Mann, der ...« Erfüllt von einem unterschwelligen, kaum wahrnehmbaren Gefühl des Unbehagens, hielt Sennar plötzlich inne. »Er hat uns überfallen, Majestät«, fuhr er dann fort, »hat die rechtmäßigen Herrscher gestürzt und seine Soldaten gegen unsere Völker wüten lassen. Er wollte diesen Krieg, und er hat ihn bekommen. Ein Volk löschte der Tyrann gänzlich aus. Das der Halbelfen, vielleicht habt Ihr von ihnen gehört. Fast die Hälfte von ihnen hat er in einer einzigen Nacht niedermetzeln lassen, die übrigen ließ er verfolgen, egal, wohin sie geflohen waren, und schließlich umbringen, Frauen, Kinder, Krieger, Alte ...« Das Lächeln auf Nereos Lippen erlosch, und eine seltsame Stille senkte sich über die Menge. Sennar versuchte, sich genauer zu erinnern, was Nihal ihm von diesem Massaker erzählt hatte. Er wollte die Bilder des Todes, die seine Freundin ständig heimsuchten, lebendig werden lassen, damit der König das ganze Unheil mitempfände, unter dem die Aufgetauchte Welt litt. »Nichts blieb von den Halbelfen erhalten, lediglich vage Spuren der Erinnerung, und nur noch wenige wissen heute, dass sie einst unter uns lebten. Dabei teilten sie unseren Traum, strebten genau wie wir nach Frieden, waren unsere Brüder.« Aus der feindseligen war eine bedrückende Stille geworden. Sennars Worte hatten die Menschen ins Herz getroffen.
»Warum erzählst du uns diese Geschichte?«, fragte Nereo gereizt.
Diese undeutliche Vorahnung wollte nicht weichen. Sennar versuchte, seine Ketten ein wenig zu lockern.
»Der Rat der Magier hat mich ausgesandt, um Euch, Majestät, um Verstärkung zu bitten. Unsere Truppen sind am Ende ihrer Kräfte und werden bald den letzten Widerstand aufgeben müssen. Dann wird die Aufgetauchte Welt nur noch eine einzige große von Sklaven des Tyrannen bewohnte Wüste sein. Doch nicht nur für uns, auch für Zalenia ist der Tyrann eine große Gefahr. Hat er erst unsere Länder alle erobert, wird sich sein begehrlicher Blicke auf Euch richten.« Das ungute Gefühl wurde noch stärker. Durch was es auch hervorgerufen werden mochte, es verbarg sich in der Menge.
Nereo hatte jetzt offensichtlich seine Haltung geändert. Er wirkte aufmerksamer und weniger spöttisch. Die Erwähnung der Halbelfen schien Wirkung zu zeigen. »Ich bin angewidert von den Gräueltaten dieses Tyrannen, auch wenn sie mich nicht überraschen, gehören sie doch zum Erbe der Völker des Festlandes. Doch wir selbst sind sehr weit davon entfernt. Das, was unsere Welten trennt, reicht sehr tief und konnte sich im Laufe der Jahrhunderte immer fester verankern. Warum also sollten wir uns von eurem Krieg betroffen fühlen?«
Der König war nachdenklich geworden. Mochte sein Auftreten noch so unzugänglich und kühl wirken, so war Sennar doch längst klar, dass er alles andere als ein Dummkopf war. Und dass ihm seine Welt und deren Bewohner wirklich am Herzen lagen. Sennar beschloss, dass dies der richtige Zeitpunkt war, seinen letzten Trumpf auszuspielen. »Weil dieser Krieg Euch vielleicht schon erreicht hat, Majestät«, erklärte er, jede einzelne Silbe betonend, »ohne dass Ihr etwas davon merktet. Möglicherweise führt der Tyrann bereits etwas im Schilde gegen Euch, und seine Pläne sind schon sehr weit gediehen.«
Sennar spürte kalten Schweiß auf der Haut, alle seine Sinne war zum Zerreißen gespannt. Es ist hier, ich spüre es. Es schickt sich an, zur Tat
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