Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
ungerührt durch die Tür. Nihal spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, und trotz aller Vorsätze, ruhig zu bleiben, sprang sie auf und rief: »Habt Ihr nicht gehört, was Euer Sohn gesagt hat?«
Laio sah sie an. In seinem Blick lag eine stille Bitte, doch Nihal ignorierte sie. Pewar blieb auf der Schwelle stehen und drehte sich langsam um. »Ich zähle zu deinen Vorgesetzten, und du befindest dich in meinem Haus. Wer hat dir erlaubt, aufzuspringen und das Wort an mich zu richten?«
Nihals Herz hämmerte unter dem ledernen Oberteil, ihre Finger, die die Tischkante umklammerten, waren weiß geworden. »Euer Sohn will nicht kämpfen!«
»Nihal ...«, flüsterte Laio.
Pewar bedachte sie mit einem eiskalten Blick. »Zum letzten Mal: Bis heute Abend verlässt du dieses Haus!«, befahl er, jede Silbe betonend, und schlug dann die Tür hinter sich zu. »Du hattest mir versprochen, dich nicht einzumischen, verflucht noch mal«, fauchte Laio sie an. »Ja, aber er ...«
»Das ist mein Kampf, verstehst du? Meiner!« Nihal spürte, wie ihr Zorn verrauchte. »Ich wollte doch nur ...«
»Schwör mir, dass du ab jetzt alles mir überlässt. Alles! Schwör's mir!«
Nihal nickte reumütig. Eine ganze Weile schwieg sie und verfluchte dabei ihren aufbrausenden Charakter. »Wirst du denn hingehen, Laio?«, fragte sie schließlich.
»Was bleibt mir anderes übrig?«
Die Kampfbahn, in der der Zweikampf ausgetragen werden sollte, war der einzige ausreichend beleuchtete Ort des ganzen Anwesens. Es handelte sich um einen quadratischen Hof in der Mitte des Hauses, der wie alles Übrige auch nur mit dem Nötigsten ausgestattet war. Der Platz aus gestampftem Lehm war von Laubengängen eingefasst. Darunter, geschützt vor der brennenden Sommersonne, stand ein Sessel aus massivem Holz, auf dem Pewar thronte.
Nihal stellte sich in den Schatten an einer Seite und hoffte, dort unbemerkt zu bleiben. Nach ihrem Ausbruch würde Pewar ihre Anwesenheit gewiss nicht gutheißen, aber was jetzt kommen sollte, durfte sie auf keinen Fall versäumen. Dort, in diesem staubigen Viereck, würde Laio um seine Zukunft kämpfen.
Sein Gegner schien nicht viel älter zu sein als Laio selbst, trat aber wie ein fertig ausgebildeter Krieger auf. Wahrscheinlich war er ein einfacher Soldat, den Pewar zu dieser Farce gezwungen hatte.
Kurz nach ihm betrat Laio die Arena, in kriegerischer Aufmachung, die nicht zu ihm passte. Er trug einen ledernen Waffenrock und Stiefel, die ihm bis über die Knie reichten. Seine Rechte umfasste ein langes Schwert mit fein ziseliertem Heft. Nihal erkannte es wieder. Es war gut sichtbar in dem Waffensaal ausgestellt gewesen, in dem sie sich ihren Dolch ausgesucht hatte. Laio hatte die Stirn in Falten gelegt, und seine Augen zu einem Strich zusammengekniffen. Sein Vater mochte glauben, er sammele sich, doch Nihal kannte diese Miene: Er war niedergeschlagen, weil man ihm das Schwert aufzwang, weil er jetzt wieder die Gewalt des Kampfes durchleben musste, weil dies nicht sein Platz war. Der Junge nahm Aufstellung, und sein Gegner grüßte ihn mit erhobenem Schwert. Laio ignorierte die Geste und wandte sich an seinen Vater. »So bringst du mich nicht dazu, dass ich mich deinem Willen beuge!«
»Schweig und kämpfe«, antwortete Pewar, in fast gelangweiltem Ton.
»So höre doch: Ich will nicht.«
Pewars Stimme war wie ein Donner, der die angespannte Stille über der Arena zerriss: »Heb dein Schwert und schlag dich wie ein Mann!«
Laio rührte sich nicht.
»Greif ihn an!«, befahl Pewar dem Soldaten. »Aber Herr General ..., er ist doch noch nicht zum Kampf bereit ...«
»Will denn hier niemand meinen Befehlen gehorchen?! Greif ihn an, habe ich gesagt!« Der junge Soldat schrak zusammen, gehorchte dann und holte aus.
Laio rührte sich immer noch nicht, und der Soldat war gezwungen, im Schlag innezuhalten. »Wer hat dir gesagt, du sollst zurückziehen?« Pewar sprang auf.
Der Soldat war verwirrt. »Aber Herr, er ist Euer Sohn. Und erwehrt sich nicht. Wie könnte ich auf ihn einschlagen ...?«
»Wenn ihm der Mut zum Kämpfen fehlt, ist er auch nicht mein Sohn! Los jetzt, mach weiter!«, brüllte Pewar.
Nihal in ihrer Ecke ballte die Fäuste. Ich darf mich nicht einmischen. Laio weiß, was er tut, und dies ist sein Kampf, hämmerte sie sich ein, doch in ihrem Herzen keimte blinde Wut. Der Soldat schlug tatsächlich zu, streifte Laio mit der Klinge und zeichnete ihm einen roten Strich auf den linken Arm.
Der Junge schrie
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