Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Schritten auf den Bogengang zu und trat zu Nihal.
»Lass uns gehen«, sagte er, »kehren wir ins Hauptlager zurück.«
Er holte noch nicht einmal seine Sachen aus seinem Zimmer.
Vor Nihal durchschritt er das Tor und wollte seinen Vater fortan nie mehr sehen.
16. Abschied
»Ihr könnt gehen.« Gefolgt von einigen Wachen und einem Schwärm von Ministern mit angespannten Mienen hatte Nereo den Raum betreten. Die Männer schauten sich fragend an. »Raus, hab ich gesagt!«, schrie der König.
Blass im Gesicht und mit dem Zepter in Händen trat der junge Souverän an Sennars Lager. Nach dem Kampf mit Rodhan hatte man den verwundeten Fremden zu einem Magier des Hofes gebracht, doch ein einfacher Heilzauber reichte zur Behandlung nicht aus.
»Der Zauber ist zu stark«, hatte Sennar mit letzter Kraft gemurmelt, »nur ein Priester könnte vielleicht imstande sein ...«
Ein stechender Schmerz hatte ihn verstummen lassen. Ihm war, als verzehre ein inneres Feuer sein Fleisch. Die Wunde vergrößerte sich, und die Schmerzen erfassten sein ganzes Bein. Es war ein grauenhafter Zauber aus dem Bestand der schwarzen Magie.
Man brachte ihn in den königlichen Palast, wo der Hofheiler die ganze Nacht über versuchte, ihn mit Gebeten und Kräuterumschlägen von dem Fluch zu erlösen, der sein Bein zerfraß. Erst im Morgengrauen hatten die Schmerzen ein wenig nachgelassen, sodass der Magier endlich in tiefen Schlaf gefallen war.
Erst am darauffolgenden Tag war er aufgewacht, in einem Bett mit einem samtenen Baldachin und einer Brokatdecke. Er lag in einem großen Raum, dessen Wände mit Mosaiken verkleidet waren: Kleine perlenartige Muscheln in allen nur erdenklichen rosafarbenen Tönungen strahlten ein zartes, entspannendes Licht aus. Durch ein spitzbogiges Bullauge sah man die untersten Fialen des Palastes.
Viele Stunden hatte Sennar in einem halbwachen Zustand dahingedämmert. Rodhans lächelndes Gesicht quälte ihn, dann sah er die Lanze wieder, die diesen Gefolgsmann des Tyrannen getötet hatte, und hörte die Worte des Soldaten, der die Waffe geschleudert hatte: »So ist das im Krieg.« Auf diese Weise war ein weiterer Tag vergangen, und nun stand der König persönlich an seinem Lager.
»Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet, verehrter Rat.«
»Keine Ursache«, antworte Sennar mühsam, »ich hab ja nur meine Pflicht ...«, doch Nereo unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
»Doch, doch. Ich habe Euch zu danken und gleichzeitig um Verzeihung zu bitten. Ihr hattet recht: Wir schwebten in Gefahr, ohne etwas davon zu bemerken.«
Der König begann, nachdenklich im Raum auf und ab zu schreiten, und ließ sein Zepter mit jedem Schritt rhythmisch auf den Boden trommeln.
»Wie viele Heere kann der Tyrann ins Feld führen?«
»Sehr viele, Majestät. Hunderttausende von Kriegern sind ihm Untertan. Sein Reservoir scheint unerschöpflich.« Sennar sprach mit matter Stimme.
»Und wie sind sie bewaffnet?«, fragte Nereo mit immer besorgterer Miene.
»Mit allem, was man sich nur vorstellen kann. Die regulären Soldaten kämpfen überwiegend mit Schwertern und Lanzen, die Fammin hingegen sind wegen ihres Umgangs mit der Streitaxt besonders zu fürchten.«
Der König blieb vor dem Fenster stehen. »Glaubt Ihr wirklich, dass sie auch bei uns einfallen werden?«, fragte er schließlich.
Sennar blickte zu der schmalen Gestalt, die sich jetzt vor dem blauen Hintergrund abzeichnete. »Das vermag ich nicht zu sagen, Majestät. Selbst für den Tyrannen könnte es schwierig sein, an zwei Fronten zu kämpfen. Aber das muss nicht heißen, dass er sich dadurch abhalten lässt.«
Der König drehte sich zu Sennar um.
»Ihr habt mich überzeugt«, verkündete er feierlich. »Daher habe ich beschlossen, Euch einen Gesandten mitzugeben, der Euch in Eure Welt begleiten soll. Er wird an den Sitzungen Eures Rates teilnehmen und mit allen Vollmachten ausgestattet sein. Das heißt, seine Entscheidungen sind meine Entscheidungen. Er wird darüber befinden, welche Kontingente unserer Armee an Eurer Seite zum Einsatz kommen sollen. Wie Ihr seht, verehrter Rat, Ihr seid nicht mehr allein.« Er bedachte Sennar mit einem letzten entschlossenen Blick und verließ dann ohne ein weiteres Wort den Raum.
Wie gern hätte Sennar sich besser gefühlt und diesen Moment richtig genossen. Doch es ging nicht. Dabei war es nicht das wunde Bein, das ihn so bedrückte, und auch keine allgemeine Erschöpfung. Nein, es waren diese Worte des Soldaten, der den
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