Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
zu tun bekam.
Und erneut, so wie damals auf der Lichtung, vernichtete er sie mit seiner Zauberkraft. Einige Zeit lang hatten beide geglaubt, den Krieg vergessen zu können, doch der Tod war ihnen gefolgt, und während sie die Leichen der Feinde betrachteten, wussten sie, dass sich nichts geändert hatte. Erneut fühlten sie sich allein und verloren. Am folgenden Tag überschritten sie die Grenze und ließen das Land des Feuers für immer hinter sich. Ein Jahrhundert schien mittlerweile der Abend zurückzuliegen, an dem sie sich über das Ende ihrer Mission unterhalten hatten. Nur noch zwei Edelsteine fehlten ihnen, aber man hetzte sie, und durch den Kampf in der Ebene würden noch mehr Feinde auf sie aufmerksam geworden sein.
»Wir werden uns auf keinen Kampf mehr einlassen«, sagte Nihal, als sie neben Sennar her marschierte. »Wenn wir ausschließlich in tiefer Nacht weiterziehen, wird uns schon niemand mehr entdecken. Wir müssen nur gut aufpassen.«
Sennar schwieg. Als er dann beschloss, sein Schweigen zu brechen, geschah das auf unerwartete Weise. Er lachte. »Mach dir wegen mir keine Gedanken«, sagte er dann. »Ich hab's aufgegeben, das Muttersöhnchen zu spielen und mich von jedem Tropfen Blut vor meinen Augen gleich umwerfen zu lassen. Auf mich kannst du zählen, wenn es nötig ist, werde ich mich meiner Haut zu wehren wissen.«
Nihal erwiderte nichts und vertraute darauf, dass ihr Schweigen mehr sagte als tausend Worte.
29. Ein Schrei der Wut
Der Aufenthalt in Dama zerrte an Idos Nerven. Der Sommer war weit fortgeschritten, und der Gnom rechnete damit, dass in Kürze wieder eine große Versammlung stattfinden würde, um die nächsten Schritte gegen den Tyrannen zu beraten. Er spürte, dass es an der Zeit war, sein Soldatenleben wieder aufzunehmen.
Was ihn verwunderte, war, dass sich noch niemand von der Armee bei ihm gemeldet hatte. Sein Lazarettaufenthalt konnte sich ja nicht ewig hinziehen, und er erwartete täglich, dass ihm neue Befehle zugestellt würden. Doch die Zeit verging ohne irgendeine Nachricht.
Und so beschloss der Gnom an einem sonnigen Morgen, an dem er sich besser als sonst fühlte, nach Makrat zu reisen. Er wusste, dass die militärische Führung, einschließlich Soana, dort vollständig versammelt war.
Er legte seine Kampfmontur an und fragte den Offiziersburschen, der sich um ihn kümmerte, wo er seine Rüstung und seine Waffen finden könne. Als er diese dann aber sah, erlebte er eine böse Überraschung: Etwas Wichtiges fehlte.
»Wo ist mein Schwert?«, rief er gereizt.
»Das hat Deinoforo entzweigeschlagen«, antwortete der Bursche eingeschüchtert. Idos Herz begann zu rasen. Dieser Zweikampf hatte alle Sicherheiten seiner Existenz untergraben. Dieses Schwert war sein Leben, ohne diese Waffe konnte er unmöglich kämpfen.
»Aber ich habe Euch ein neues besorgt«, fügte der Bursche sogleich hinzu und deutete auf ein Schwert, das an der Wand lehnte. Das Heft wies keine Verzierungen auf, es schien also einem einfachen Soldaten gehört zu haben, der in der Schlacht gefallen war. »Wo sind denn die Reste von meinem Schwert?«, fragte Ido, jetzt mit lauterer Stimme. Der Bursche schrak zusammen. »Die Magierin hat sie mir ausgehändigt, bevor sie Dama verließ. Ich habe sie ins Lager gebracht.«
Ido stürzte davon. Die Vorstellung, dass sein Schwert inmitten von irgendwelchem Schrott lag, brachte ihn schier um den Verstand. Der Junge rannte ihm nach. Er sah es auf Anhieb, achtlos hingeworfen in einer Ecke. Einige Zoll oberhalb der Glocke war die Klinge abgebrochen. Ido spürte, wie sich sein Herz zusammenzog. Er nahm die Bruchstücke in die Hand. Das Heft war voll verkrusteten Blutes - sein eigenes oder das von Deinoforo. Und auch die abgebrochene Klinge war tiefrot. Der Gnom dachte zurück an all die Jahre, in denen ihm sein Schwert gute Dienste geleistet hatte, und spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. »Ich nehme es mit«, sagte er. »Aber es ist doch zerbrochen, Herr ...«, wunderte sich der Junge.
Ido beachtete ihn nicht und verließ entschlossenen Schritts den Lagerraum. Zumindest Vesa, der den Zweikampf nahezu unbeschadet überstanden hatte, war an seinem Platz. Stolz wie immer stand er da und begrüßte Ido mit einem lauten Schnauben. Kaum hatte sich der Gnom in den Sattel geschwungen, waren die Gefühle wieder da, die ihm in der langen Zeit seiner Genesung am meisten gefehlt hatten, und fast gelang es ihm, sich vorzumachen, dass im Grunde gar nichts
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