Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
niederzumetzeln. Du kämpfst für einen Mann, der dir keine Hoffnung lässt.«
»Im Gegenteil, ich kämpfe für den Einzigen, der dieser Welt noch Hoffnung schenken kann«, antwortete Deinoforo. »Ich weiß das, denn er hat mit mir gesprochen und mich von dem Irrtum befreit, in dem ich gefangen war. Er hat mir den Weg der Rettung gewiesen. Warum hat denn diese Erde nie Frieden kennengelernt, Ido? Hast du dich das noch nie gefragt?«
»Solange es Leute gibt wie dieses Ungeheuer, für das du kämpfst, werden wir auch niemals Frieden erleben.«
Deinoforo ging nicht darauf ein und fuhr fort: »Ich werde es dir sagen: Weil die Bewohner dieser Welt unfähig sind, sich selbst zu regieren, weil sie, sich selbst überlassen, nichts anderes tun, als sich umzubringen. Es waren der Hass und die Niedertracht jener Leute, für die du kämpfst, die mir alles nahmen. Es waren meine eigenen Kameraden, die Menschen, die mich hatten aufwachsen sehen, die meine Schwester vergewaltigten und meine Familie lynchten. Es war ein Wunder, dass ich selbst mich retten konnte. Ich zog rastlos umher, floh vor mir selbst und vor dem, was ich gewesen war, hatte nichts mehr, woran ich glauben konnte, und auf dem Tiefpunkt meiner Verzweiflung geriet ich in die Gefangenschaft des Tyrannen. Er öffnete mir die Augen. Er erzählte mir alles über den Zweihundertjährigen Krieg, über Nammens falschen Frieden, über den Hass, der immer schon unsere Welt durchzieht. Und Er sagte mir, dies alles würde ein Ende haben - durch Ihn. Wenn die Acht Länder erst ganz unter Seiner Herrschaft stehen, wird es überall Frieden und Gerechtigkeit geben. Deswegen habe ich euer Heer verlassen und bin in Seinen Lichtkreis eingetreten. Und deswegen werde ich dich besiegen, Ido, weil du ihn verraten hast.« Er nahm den Helm ab, und Ido erkannte in ihm den Jüngling wieder, der bei ihm gedient hatte, sein lockiges Haar, die grauen, nachdenklichen Augen. Er hatte sich nicht sehr verändert, sein Gesicht war erwachsener geworden, gezeichnet von vielen Kämpfen, aber er war immer noch der von einst. Auch Ido setzte den Helm ab und zeigte die Narbe, die sich durch seine eine Gesichtshälfte zog.
Da zog Deinoforo plötzlich sein Schwert aus der Scheide, und Ido reagierte nicht schnell genug. Die Klinge traf und riss ihm das Bein auf. Der Gnom sank auf die Knie, und Deinoforo hob seine Waffe, um ihm den Gnadenstoß zu versetzen. Doch Ido war noch nicht besiegt, schlug zurück und nahm den Kampf wieder auf. Zwei weitere seiner Hiebe fanden ihr Ziel, und Deinoforo begann viel Blut zu verlieren. Beide gingen zu Boden, um gleich darauf den Kampf noch erbitterter fortzusetzen. Aber mittlerweile waren sie am Ende ihrer Kräfte, verwundet, erschöpft.
»Andere kannst du vielleicht hinters Licht führen mit deiner rührseligen Geschichte«, begann Ido, »mich aber nicht. Ich habe für den Tyrannen gekämpft und weiß, welche Gründe einen dazu bringen, zu seinem Gefolgsmann zu werden. Der Wunsch nach Frieden? Nach Harmonie? Nein, eher Rachsucht! Auch ich verblieb in seinen Diensten, um meine Mordlust zu befriedigen, gab es doch immer wieder neue Schlachten, Feinde, die niederzumachen waren, und Blut ohne Ende. Und aus keinem anderen Grund bleibst auch du bei ihm.«
Erneut warf sich Deinoforo auf ihn. Beider Hiebe kamen nur noch sehr ungenau, doch der Kampf hatte seinen Höhepunkt erreicht. Denn mit einem Mal stellten beide für den jeweils anderen genau das dar, was sie selbst einmal waren und tief, tief im Innern hatten begraben wollen. Beide kämpften sie um ihre Existenz.
»Du bist nicht würdig, ein Urteil zu fällen über mich oder meinen Herrn«, rief Deinoforo im Eifer des Gefechts, während er Idos Brust traf. Wieder ging der Gnom zu Boden, aber zum Glück hatte seine Rüstung den Schlag abgeschwächt. Mit einem Sprung war Deinoforo über ihm und versuchte, ihm den Todesstoß zu versetzen. Im letzten Moment konnte sich Ido zur Seite rollen. »Hör endlich auf, dir was vorzumachen«, erwiderte der Gnom.
»Schweig!«, herrschte ihn Deinoforo an, seine Augen blitzten.
Ido rappelte sich auf, seine Brust schmerzte entsetzlich, und er musste sich auf sein Schwert stützen. »Nur um dich zu rächen, dienst du dem Tyrannen«, fuhr er fort, »alles andere sind Hirngespinste, und das weißt du. Wie viele Unschuldige hast du bereits getötet? Glaubst du denn, du bist etwas Besseres als jene, die deine Familie auf dem Gewissen haben?«
Ido sah, wie sich Zweifel in den Blick seines
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