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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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erkennen, wo sich Aster versteckt halten mochte, konnte aber keinen Anhaltspunkt finden. Auf einer Seite der Arena erhob sich der mächtige zentrale Festungsturm mit unzähligen Fenstern, von denen viele erleuchtet waren. Sie schienen aber vollkommen unregelmäßig, wie zufällig angeordnet, was darauf hinwies, dass es sich bei dem Bauwerk um eine Art Labyrinth handelte.
    Nihal und Oarf waren schon wieder im Sinken begriffen, als der Blick der Halbelfe auf einen weiter entfernten Teil der Festung fiel, der niedrig und gedrungen aussah und bis zu einer gewissen Höhe in der Erde zu stecken schien. Seitlich öffneten sich schmale Fenster mit schweren Gittern davor. Kerker. Nihals Herz machte einen Sprung. Vielleicht hielt man Sennar dort gefangen. Ja, Sennar war dort!
    Am liebsten wäre sie auf der Stelle dorthin geeilt, um nach ihm zu suchen, hielt sich aber zurück. Sie hatte versprochen, zunächst ihre Mission zu erfüllen. Ihn zu befreien und dafür den Tyrannen nicht zu stürzen, wäre sinnlos gewesen. In Asters Welt war für sie beide kein Platz. Sie musste diesen Schurken so schnell wie möglich aufspüren. Wieder am Boden, blickte sich Nihal um und erkannte, dass sie nun wohl ohne ihren Drachen weitersuchen musste. Die Türen, die vor ihnen lagen, waren mannshoch oder nur wenig höher. Oarf hätte nicht hindurchgepasst.
    »Ich muss dich hier zurücklassen, du kannst nicht mitkommen«, sagte sie zu ihm. Der Drache antwortete mit einem ablehnenden Grunzen, doch Nihal streichelte ihm über das Maul und versuchte ihn zu beschwichtigen: »Du wirst hier kämpfen und die Wachsoldaten zurückhalten. Auch damit ist mir sehr geholfen. Wir sehen uns, wenn ich siegreich zurückkehre«, sagte sie und gab ihrem Drachen zum ersten Mal, seit sie sich kannten, einen zaghaften Kuss auf das Maul. Dann hastete sie auf eine der Türen zu. Einige wenige Männer waren noch bei ihr. Sie durchquerten wieder viele Säle, Räume voller Bücher, Waffenkammern, bald hatten sie den Eindruck, im Kreis zu laufen und ihrem Ziel nicht näher zu kommen. Hin und wieder versuchten Wächter, ihnen den Weg zu versperren, doch Nihal räumte sie ohne viel Federlesens beiseite. Manche ihrer Soldaten blieben kämpfend zurück, andere fielen in den Scharmützeln. Unaufhaltsam verrann die Zeit, und als die Halbelfe aus einem der Fenster blickte, merkte sie, dass der Nachmittag schon fast vorüber war. Sie musste sich sputen. Wenn die Sonne unterging, würde sie alle Hoffnung mit sich nehmen.
    Der Schmerz, den sie zunächst nur in der Brust gespürt hatte, begann sich auf den ganzen Körper auszuweiten, und eine tiefe Erschöpfung bemächtigte sich ihrer, gleichzeitig verloren die Steine des Talismans immer mehr an Glanz.
    Nicht jetzt schon, nicht bevor ich hinter mich gebracht habe, wozu ich gekommen bin. Nicht bevor ich Sennar wiedergesehen und gerettet habe.
    Schließlich gelangte sie in einen überdimensionalen Saal, gewiss zehn Ellen hoch und so endlos lang, dass die gegenüberliegende Wand nicht zu sehen war. Er war voller Bücher, von denen Nihal viele bekannt vorkamen. Einige schienen in toten Sprachen geschrieben, in geheimnisvollen Lettern und mit Tod und Unheil verkündenden Runen versehen.
    Die Bibliothek. In diesem Raum hatte der Tyrann die magischen Künste entwickelt, auf die sich seine Macht gründete.
    Auf der Suche nach einem anderen Ausgang streifte Nihal die Regale entlang, fand aber keinen und lief immer wieder im Kreis. Als sie sich zum wiederholten Mal am Ausgangspunkt wiederfand, stieß sie einen Wutschrei aus und warf sich mit gezücktem Schwert auf das nächstbeste Regal. In einer Wolke aus Staub, Blättern und Papierschnitzeln schlug sie wie von Sinnen auf die Regale ein, als sie plötzlich eine flehende Stimme hörte und innehielt.
    Am Boden hockte zitternd, die Arme um die Knie geschlungen, ein dünner, abgezehrter Mann. »Töte mich nicht, töte mich nicht«, rief er mit kreischender, unterwürfiger Stimme. »Ich habe nichts Böses getan!«
    Dieses absurde Gestammel und der klagende Ton des Mannes ließen Nihal das Blut zu Kopf steigen. Sie hob ihr Schwert über ihn, während er rasch ihre Knie umklammerte. »Verschone mich!«, rief er.
    Mit einem Tritt stieß Nihal ihn fort. »Wo ist dein Herr?«
    In panischer Furcht schüttelte der Mann den Kopf. »Ich ... weiß es nicht ...« »Wo ist der Tyrann?«, schrie Nihal und setzte ihm das Schwert an die Kehle. »Sag es mir, oder ich töte dich.«
    »Im Thronsaal«, antwortete das

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