Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
drehte sich um und blickte in Sennars lächelndes Gesicht.
»Im Grunde war das ziemlich leicht«, sagte er.
Nihal nickte. »Vielleicht hat sie gespürt, dass wir es ehrlich meinen. Jetzt müssen wir aber los.«
Doch plötzlich verließen Nihal die Kräfte. Sie sackte auf die Knie in den Schlamm. »Was ist los?«, fragte Sennar besorgt.
»Es geht schon ..., mir ist nur ein wenig schwindelig ...«
Der Zauberer legte ihr die Hand auf die Stirn.
»Du glühst ja. Lass mich mal die Wunde sehen«, forderte er sie auf.
Bevor sich Nihal wehren konnte, hatte er schon ihren Verband gelöst. An einigen Stellen war die Wunde wieder aufgegangen, und hier und dort waren klare Anzeichen einer Entzündung zu erkennen.
Sennar versuchte zwar, sich nichts anmerken zu lassen, doch sie spürte, wie besorgt er war.
»Wir müssen Laio herbeirufen«, erklärte der Zauberer.
Nihal war zu keinem klaren Gedanken fähig. Ihre Augen brannten, und eiskalte Fieberschauer durchfuhren ihren ganzen Leib. »Das hat doch keinen Sinn ...«, widersprach sie. »Wie soll er uns mit Oarf denn finden?«
Sennar legte ihr seinen Umhang um, damit ihr warm wurde. »Ich werde ihm den Weg beschreiben. Du kannst nicht weiter, und ich weiß nicht, wie ich dir helfen soll. Mit meiner Magie kann ich zwar Verletzungen behandeln, aber gegen solch ein Fieber bin ich machtlos. Vielleicht können ja die Kräuter deines Knappen mehr ausrichten.« »Aber ich ...«
»Mach dir keine Gedanken, ruh dich einfach aus.«
Er nötigte sie, sich auf einem umgestürzten Baumstamm in ihrer Nähe niederzulegen, pfiff dann einmal kurz, und schon flatterte ein schwarzer Rabe zu ihnen herab. Der Zauberer riss sich einen Stoffzipfel von seinem Gewand ab und schrieb mit Zauberkraft eine kurze Mitteilung für Laio darauf. Dann wickelte er die Botschaft um ein Bein des Vogels und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin sich der Rabe wieder in die Lüfte erhob. Der Magier wandte sich wieder Nihal zu, deckte die entzündete Wunde auf und begann eine Heilformel zu sprechen.
Einige Stunden später traf Laio bei ihnen ein. Sennar hatte ein magisches Feuer entzündet, sodass der Junge sie ohne Schwierigkeiten hatte finden können. Problematischer wurde es dann allerdings, Oarf zu besteigen, denn wäre der Drache in den Sümpfen gelandet, wäre er dort für immer versunken. So musste Sennar Nihal so weit hochstemmen, dass Laio sie hinaufziehen konnte. Dann sprang er, klammerte sich an Oarf fest und zog sich mit Laios Unterstützung auf den Drachenrücken hinauf. Laio erschrak, als er die Halbelfe ansah. »Was ist denn passiert?«, fragte er besorgt. Nihal öffnete den Mund, um ihm zu antworten, doch Fieber und Schüttelfrost ließen es nicht zu.
»Die Wunde ist wieder aufgegangen und hat sich entzündet«, erklärte Sennar. »Und was sollen wir jetzt tun? Die passenden Kräuter habe ich nicht dabei, und hier wüsste ich auch nicht, wo ich sie suchen sollte. Wir sind so tief im Sumpfgebiet, und es ist kalt ...«
Bevor sie die Augen schloss, sah Nihal noch, wie Sennar Laios schmächtige Schultern umfasste. »Ganz ruhig. Vor allem dürfen wir nicht in Panik geraten. Wir müssen uns zu einem geschützten Ort durchschlagen, besser noch einem Dorf, alles andere wird sich dann ergeben. Bis dahin kann ich mich mit meinem Zauber um die Wunde kümmern. Und jetzt los«, hörte sie den Magier noch sagen.
Dann fiel sie, vom Fieber überwältigt, in tiefen Schlaf, während der Drache die Flügel ausbreitete und aufflog.
3. Sennars Entscheidung
Oarf flog, so schnell er konnte, und bald ließen sie die Sümpfe hinter sich und schwebten über weiten Waldgebieten. Es hatte wieder zu schneien begonnen, und Sennar drückte Nihal ganz fest an sich, um sie gegen den Wind zu schützen.
Von Dörfern war aber weit und breit keine Spur, und unter den Flügeln des Drachen zog lediglich das dichte Meer der Baumkronen vorbei. Lange Zeit waren sie nun schon in der Luft, hatten aber immer noch nichts gesichtet, was ihnen weitergeholfen hätte. Plötzlich deutete Laio auf einen Punkt am Horizont. »Sennar, was ist denn das da hinten?«
Sennar blickte in die angegebene Richtung. Vor ihnen in der Ferne lag eine zunächst noch kaum auszumachende schwarze Linie. Doch bald schon zeichneten sich die Umrisse immer deutlicher ab, und sie hatten die Realität in ihrer ganzen Grausamkeit vor Augen: Es war die Front.
»Das ist doch nicht möglich ...«, murmelte Laio.
»Doch, das ist es. Vor zwei Wochen sind wir
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