Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
gelblichen Reißzähne sah, die Schweinsäuglein, die unnatürlich langen, mit Krallen besetzten Gliedmaßen.
»Was wollt Ihr von mir? Was habt Ihr mit mir vor?«, rief er panisch.
Der Fammin öffnete die Tür und trat ein, und Laio sah, dass er eine Schüssel in Händen hielt, wahrscheinlich sein Abend- oder Mittagessen. Er hatte keine Ahnung, welche Stunde es war.
Ungerührt stellte der Fammin das Essen auf dem Boden ab und bedachte den Gefangenen dabei mit einem merkwürdigen, ja neugierigen Blick, der, wie Laio fand, nicht zu seinem brutalen Gesicht passte. In den Augen lag Trauer, sie hatten etwas Menschliches.
Dann ging der Fammin wortlos wieder hinaus und schloss die Tür hinter sich ab, ließ aber die Klappe einen Spalt offen, sodass ein wenig blasses Licht in die Zelle fallen konnte.
Die nächste Begegnung mit einem Fammin war weniger beruhigend. Zwei Tage später wurde plötzlich die Zellentür aufgerissen, und eine dieser Bestien trat entschlossenen Schritts ein. Dieser Fammin war größer als jener, der ihm das Essen brachte, und das borstige Fell, mit dem seine Arme überzogen waren, war von dunklerer Farbe, seine Augen funkelten böse. Laio hätte nie gedacht, dass Fammin so verschieden sein konnten.
Die Bestie löste die Ketten des Jungen und schleifte ihn über den Boden in einen anderen Raum, in dem sich ein Mann und einige weitere Fammin aufhielten. Laio ahnte schon, was nun geschehen würde, und begann zu zittern. Er versuchte, sich Mut zu machen, sagte sich, dass dies der Moment war, da er zeigen konnte, was in ihm steckte, schlotterte aber bald am ganzen Leib.
Zunächst stellte ihm der Mann einige Fragen, auf die Laio beharrlich schwieg. Immer bedrohlicher wurde die Stimme, immer lauter, doch Laio schwieg eisern weiter. Es war seine eigene Dummheit, die ihn in diese Situation gebracht hatte, seine eigene Verantwortung, und die musste er nun selbst tragen. Nie im Leben hätte er verraten, dass auch Nihal und Sennar im Land der Tage unterwegs waren.
Sie entkleideten seinen Oberkörper, und an diesem Tag ließen sie es dabei bewenden, ihn auszupeitschen, bis sein Rücken mit blutigen Striemen überzogen war. Laio schrie, heulte, fühlte sich verloren und verzweifelt. Die Schmerzen wurden bald unerträglich, viel schlimmer noch als die von seiner verwundeten Schulter, aber er hielt durch, biss sich auf die Zunge und verriet nichts.
Unaufhörlich peitschten die Fammin auf ihn ein, hielten nur inne, damit der Mann weitere Fragen stellen konnte, um sich dann mit umso größerem Eifer wieder ans Werk zu machen, bis Laio in völliger Finsternis versank und glaubte, sterben zu müssen. In seiner Zelle kam er wieder zu sich. Sein Rücken brannte, wie von glühenden Holzscheiten versengt. Nur der Gedanke, dass er den Mund gehalten hatte, tröstete ihn. Aber wie lange würde ihm das noch gelingen?
Zwei Tage lang ertrug Laio diese Behandlung, und zwei Tage lang schwieg er. Er schrie und biss sich auf die Lippen, bis sie bluteten, nur um nicht zu verraten, was er wusste. Als man ihn in die Zelle zurückschaffte, war er noch bewusstlos, aber immerhin versorgte man seine Wunden. Seine Peiniger konnten es sich nicht erlauben, ihn sterben zu lassen, bevor sie den Grund für seinen Aufenthalt jenseits der Grenzen erfahren hatten.
Bald war Laio keines klaren Gedankens mehr fähig. Auch sein Körpergefühl hatte er verloren, und so lag er, nur noch vor sich hin dämmernd, in einer Ecke der Zelle. Am dritten Abend geschah etwas Eigenartiges. Als der Fammin, der ihm wie immer das Essen brachte, die Zelle öffnete, konnte ihn Laio zunächst gar nicht erkennen. Durch die halb geschlossenen Lider nahm er ein blasses Licht wahr und dann erst, dass jemand neben ihm stand. Er öffnete die Augen und sah, dass der Fammin ihn anstarrte. »Warum redest du nicht?«, fragte dieses Wesen mit rauer Stimme.
Laio antwortete nicht.
»So bringt man dich um. Warum sagst du denn nicht, was du weißt?«, fragte der Fammin weiter. »Es hat doch keinen Sinn, auf diese Weise zu sterben. Man stirbt doch nur auf Befehl, weil man nicht anders kann.« Der Fammin hielt einen Moment nachdenklich inne. »Hat dir jemand befohlen, nichts zu sagen?«, fragte er dann. Jetzt öffnete Laio die Augen und hob den Kopf in Richtung dieses Geschöpfes. Er verstand nicht, was der Fammin von ihm wollte.
»Hat es dir jemand befohlen?«, wiederholte dieser.
Laio schüttelte den Kopf und ließ ihn dann auf die Brust sinken.
»Und warum redest du dann
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