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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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nicht?«
    »Weil ... weil ich nichts zu sagen habe ...«
    »Entweder bist du ein Spitzel, oder du suchst jemanden, sagt unser Anführer«, ließ der Fammin nicht locker.
    »Da irrt er sich«, antwortete Laio matt.
    »Und warum schweigst du dann?«, begann das Geschöpf wieder von vorn. »Manche Dinge tut man, weil ... weil man sie für richtig hält. Ich werde sterben ..., weil ich erkannt habe, dass es keine andere Möglichkeit gibt ...«
    »Das verstehe ich nicht«, murmelte der Fammin.
    Er blickte Laio verwirrt an, griff dann zu einem schmierigen Gefäß, das er dabei hatte, drehte seinen Gefangenen auf den Bauch und begann ihm den Rücken mit einer Salbe einzureiben. Sie wirkte kühl und erfrischend, und sofort fühlte sich Laio ein wenig besser.
    »Und was ist mir dir? Warum tust du das?«, fragte Laio nun den Fammin. »Du sollst nicht sterben, bevor du die Wahrheit erzählt hast, sagt unser Anführer. Deshalb versorge ich dich«, antwortete der Fammin.
    »Manche Dinge tut man aber nur, weil man spürt, dass sie richtig sind.« »Was heißt denn das, ›richtig‹?«
    »Nun, wie soll ich sagen ..., richtig ist etwas, das zum Guten führt.«
    Das Geschöpf blickte Laio immer verwirrter an. Und wieder fragte sich der Junge, wie ein Fammin solche Augen haben konnte.
    »Wie heißt du?«, fragte Laio.
    »Vrasta.«
    Dieser Name erinnerte ihn an etwas. »Danke«, murmelte er.
    Ab dem vierten Tag setzte man im Verhör glühende Eisen ein. Wieder stellte der Mann seine Fragen und befahl dann, wenn Laio nicht antwortete, einem Fammin, die Haut des Gefangenen an den verschiedensten Stellen mit dem Folterwerkzeug zu brandmarken. Der Junge schrie, flehte um Gnade, sogar um Vergebung, redete aber nicht.
    »So wirst du das nicht bis in alle Ewigkeit durchhalten, das ist dir doch klar, oder?«, zischte der Mann irgendwann, während er sein Gesicht ganz nahe an das Laios heranbrachte. »Ich kann dich foltern, solange ich will, und ich werde dich nicht sterben lassen, bevor du mir nicht erzählt hast, was ich hören will. Meinetwegen können wir noch Jahre so weitermachen.«
    Laio schwieg. Auch diese Worte machten ihm keine Angst mehr.
    Der Mann lächelte. »Ich kenne euch gut, euch Bewohner der Freien Länder. Dein Verhalten beweist mir, dass du jemanden schützen willst. Nun, das wird ihm auch nichts nützen. Sollte ein Feind in dieses Land eingedrungen sein, so werde ich ihn aufspüren. Vielleicht habe ich ihn sogar schon gefunden. Dein Leiden ist also vergeblich, Bürschlein, du bist kein Held, du bist bloß ein blutendes Stück Fleisch in meiner Hand.«
    Laio empfand nichts mehr, keine Angst, keinen Hass auf seinen Peiniger, nichts. Sein Leben war bloß Schmerz, Essen und Trinken. Weiter nichts. Er hatte keine Kraft mehr zu denken und auch keinen Überlebenswillen. Das Einzige, worauf es ihm ankam, war, sein Schweigen nicht zu brechen.
    Jeden Abend suchte Vrasta ihn auf und kümmerte sich um seine Wunden. Mittlerweile freute sich Laio schon auf diese angenehme Frische der Salbe auf seiner Haut und begann Zutrauen zu diesem Ungeheuer zu fassen. Durch die behaarten Hände, die über seinen Rücken fuhren, spürte er das Mitleid dieses Wesens und glaubte immer mehr, dass es sich nicht nur um ihn kümmerte, weil man es ihm befohlen hatte. Und immer wieder hatte der Fammin etwas zu fragen.
    »Tun eigentlich alle Menschen nur das, was sie selbst für richtig halten?« »Nein, nur die, die stark genug sind«, antwortete Laio und dachte an Nihal. »Sind alle Menschen wie du?«
    »Zum Glück nicht.«
    »Warum zitterst du?«
    »Weil ich Angst habe.«
    »Was ist Angst?«
    »Das Gefühl, das dich zum Beispiel in einer Schlacht überkommt, wenn du dem Feind ins Auge blickst.«
    »Das kenne ich nicht. Wenn ich kämpfe, denke ich an gar nichts. Dann töte ich nur.« »Hast du denn keine Angst vor dem Tod?«
    »Warum sollte ich? Leben oder Tod, wo ist da der Unterschied?«
    »Macht es dir Spaß zu töten?«
    »Ich weiß es nicht. Es gibt nichts, was mir Spaß macht oder keinen Spaß macht. Für mich gibt es nur Befehle.« Er hielt einen Moment nachdenklich inne. »Ein paar von uns, ›Verirrte‹ werden sie genannt, töten nicht gern. Sie wollen nicht töten. Zwar gehorchen sie ihren Befehlen, wie alle anderen auch, aber sie sind nicht so grausam. Wenn man sie erwischt, werden sie hingerichtet. Sie weinen dann, wenn sie sterben müssen, glauben aber, dass es besser ist, tot zu sein als zu leben.«
    »Für jeden gibt es Dinge, die er mehr

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