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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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stolz und hatte Mut, doch er war sich sicher, sie würde ihm nicht lange Widerstand leisten. Er hatte so seine Methoden, den Willen eines Menschen zu brechen, und schon bald würde Refos die Kristallkugel reiben können, um Astorin zu rufen und ihm die gewünschten Informationen zu übergeben – wenn sie denn etwas wusste.
    Die Gedanken des Piraten wanderten zu Refos. Nun, da er zurück war, konnte er seinen Unterschlupf auf dem Meeresgrund endlich wieder trockenen Fußes erreichen und musste nicht mehr das Atempulver gebrauchen. Dennoch hatte er den Magier nicht gern um sich. Er verabscheute dessen kriecherische Art zutiefst, dennoch war er auf ihn angewiesen. Refos musste die Luftkuppel reparieren, wenn sie wieder Risse bekam, und so manch andere Aufgaben erledigen, bei denen magische Kräfte vonnöten waren. Was ihm zum Leidwesen des Narbigen jedoch immer noch nicht gelang, war, das Atempulver selbst herzustellen, obwohl er ihm viel Geld und Zeit für seine Forschungen zur Verfügung stellte. Gern hätte der Pirat gegen Astorin noch eine Trumpfkarte im Ärmel gehabt, aber noch musste er sich gedulden und sein Temperament zügeln.
    Zwischen zwei algenbewachsenen Türmen betrat der Narbige mit Lamina im Schlepptau die Unterwasserstadt. Er schenkte weder den verwunschenen Gebäuden, deren Wände und Simse von farbigen Muscheln und Korallen verkrustet waren, einen Blick, noch dem prächtigen Kuppelbau, der unter seiner Luftblase golden schimmerte. Mit großen Schritten ging er die sandbedeckte Straße entlang auf ein Tor zu, öffnete es und trat ein. Hier drinnen herrschten Licht und Luft. Der Pirat ließ der Gräfin keine Zeit, sich umzusehen, sondern führte sie in sein Arbeitszimmer, deutete auf einen Schemel und gebot ihr, sich zu setzen. Lässig schlenderte er zum Fenster, sah anscheinend interessiert einem Schwarm gelb-schwarz gestreifter Fische zu und forderte sie dann auf, von ihrem Gatten zu erzählen.
    »Er hat im letzten Jahr eine lange Reise unternommen. Was kannst du mir darüber berichten?« Seine Stimme klang trügerisch ruhig und geduldig.
    Lamina zuckte mit den Schultern. »Ja, er war viele Monate unterwegs, doch ich weiß nichts über diese Reise. Er hat nie mit mir darüber gesprochen.«
    Langsam trat der Narbige auf sie zu, und bevor sie seine Absicht erkennen konnte, holte er weit aus und gab ihr eine kräftige Ohrfeige, so dass sie mit dem Hocker nach hinten kippte. Mit einem Knall schlug ihr Hinterkopf auf den Steinboden. Blut sickerte aus ihrer Nase und aus einem kleinen Riss unter ihrem Ohr. Gelähmt vor Schreck blieb die junge Frau auf dem Boden liegen. Der Narbige machte einen Schritt nach vorn, beugte sich vor und packte sie an ihrem langen Haar. Brutal zog er sie hoch.
    »Du solltest noch einmal darüber nachdenken, bevor du mir erneut auf meine Frage antwortest«, sagte er leise.
    »Er hat mir wirklich nichts erzählt«, beharrte sie. »Er sagte, er müsse eine Weile fort, und ich dachte, er würde zu den Gütern reisen, doch aus den Tagen wurden Wochen und dann Monate. Ich glaubte, er wäre tot, aber dann stand er eines Morgens plötzlich in meinem Gemach.« Hastig stieß sie die Worte hervor. »Ich glaubte, einen Geist zu sehen, doch es war mein verschollener Gatte – und doch war er es wieder nicht.«
    Der Pirat hob fragend die Augenbrauen.
    »Er war so verändert und sprach kaum mehr mit mir. Er wich mir aus und schien mich nicht mehr zu kennen.«
    Der Narbige griff sie hart am Arm und schleuderte sie gegen die Wand. Mühsam erhob sich Lamina, taumelte und musste sich erst einmal gegen den schweren Eichenschrank lehnen, um die Schwärze in ihrem Kopf zu vertreiben. Aus einer Platzwunde unter dem Haar rann Blut über ihre Schläfe und tropfte in ihren schmutzigen Spitzenkragen.
    »Fällt dir sonst noch etwas ein, das du mir berichten könntest? Über euren Hofmagier oder sonst jemanden, der dir etwas erzählt hat?«
    Trotzig schüttelte Lamina den Kopf.
    »Zieh dich aus«, sagte der Pirat leise und ließ sich in seinen bequem gepolsterten Sessel sinken.
    Die Gräfin rührte sich nicht und blickte starr geradeaus auf das Fenster, an dem gerade einige rotbraune Tintenfische vorbeischwammen. Bedächtig zog der Narbige einen Dolch mit gekrümmter Schneide aus dem Gürtel und schleuderte ihn dann eine Handbreit an Laminas Kopf vorbei, so dass die Spitze tief in die Eichentür hinter ihr fuhr.
    »Ich habe gesagt, du sollst dich ausziehen«, rief er. »Glaub ja nicht, dass ich in der

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