Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
über dem tauglänzenden Gras. Als sie die letzten Baumhäuser hinter sich gelassen hatten, löste sich ein Schatten aus den Büschen und kam auf sie zugeritten.
»Ich werde mit euch ziehen«, sagte er einfach.
»Seradir!« Ibis’ Augen glänzten, und auch Cay strahlte ihn an. Thunin schüttelte jedoch bedauernd den Kopf.
»Du weißt, der Rat hat jede Hilfe abgelehnt.«
»Ich habe um Erlaubnis gebeten«, erwiderte der Elb, und Rolana war es, als zeigte sich ein bitterer Zug um seinen Mund. »Jemanden wie mich lassen sie getrost davonziehen«, sagte er leise, doch dann lächelte er wieder. Thunin streckte ihm feierlich die Hand entgegen, ohne nachzufragen.
»Dann nehmen wir dein Angebot mit Freuden an. Wir können jedes Schwert gebrauchen.«
Seradir schlug ein und übernahm dann die Führung der Gruppe. Ohne auch nur einmal zu zögern, führte er sie durch die lichten Stellen des Waldes Richtung Norden, so dass sie die Pferde immer wieder traben lassen konnten. Das Morgenlicht flutete durch den stillen Wald. Die Gefährten hingen ihren Gedanken nach und dachten mit Spannung, aber auch voller Hoffnung, an das, was dort weit im Norden vor ihnen lag. Die ungewisse Zukunft, in einem geheimnisvollen Wort: Fansei.
Der Zweimaster glitt gefährlich nahe an den messerscharfen Klippen vorbei. Nur wenige Seeleute konnten sich rühmen, ein so großes Schiff sicher zwischen die Inseln von Fansei manövrieren zu können. Kapitän Karkoloh war ein hervorragender Seemann, doch nicht tollkühn, daher steuerte er die kleine Bucht, die zwischen den Felsen einen natürlichen Hafen bildete, nur in den Sommermonaten an, wenn die See ruhig War.
Vor der großen Grotte gab er Befehl, den Anker fallen zu lassen. Die schwere Kette rasselte, und der rostige, gebogene Anker klatschte ins Wasser. Ein Beiboot wurde herabgelassen, und zusammen mit Refos und der Gräfin ließ sich der Kapitän von zwei Männern zur Grotte hinüberrudern.
Karkoloh sah hinauf zu dem trutzigen Turm, der von der nahen Halbinsel stolz und mächtig in den Himmel ragte. Viele Jahrhunderte trotzte er nun schon dem Sturm und den Wellen, und nichts hatte seinen mächtigen Mauern etwas anhaben können. Das Boot tauchte in die Dämmerung der Grotte ein und nahm dann Kurs auf einen von bläulichemLicht schwach erleuchteten Steg, an dem schon zwei weitere Kähne vertäut waren. Die Männer stiegen aus. Refos reichte Lamina die Hand, um ihr auf den Steg zu helfen. Sie zögerte einen Augenblick, doch dann legte sie ihre Finger auf die seinen und kletterte rasch aus dem Boot. Als habe sie sich an ihm verbrannt, ließ sie sofort wieder los und trat einen Schritt zurück.
Einer der Seeleute nahm eine eiserne Stange aus einem Halter und hielt sie in die bläuliche Flamme der Fackel, die am Steg befestigt war. Es zischte und knisterte, dann flammte auch aus dem Eisenstab ein helles blaues Licht auf. Der Pirat ging den Steg entlang und folgte dann einem feuchten Gang, der so breit und hoch war, dass drei Männer bequem nebeneinander gehen konnten. Karkoloh schritt hinter seinem Matrosen her, Lamina folgte ihm mit hoch erhobenem Haupt. Sie schenkte dem Magier, der neben ihr ging, keine Beachtung, vermied es aber peinlich, ihm so nahe zu kommen, dass er nach ihr greifen konnte. Der zweite Matrose bildete den Schluss. Sie passierten einige von der Feuchtigkeit verzogene Holztüren, die mit einer Schicht kristallglänzendem Salz überkrustet waren. Immer wieder zweigten weitere Gänge ab, doch endlich öffnete der Seemann eine der Türen und ließ Refos, den Kapitän und Lamina eintreten.
Staunend sah sich die junge Frau in der wie ein gemütliches Zimmer eingerichteten Höhle mit den glatt gehauenen Wänden um. Weiche Teppiche lagen im Rund an den Wänden entlang, flauschiger Stoff verhüllte die Steinwände dahinter. Auf niederen Holztischchen standen gefüllte Becher und goldglänzende Teller mit appetitlichen Erfrischungen.Refos wies auf einen rotsamtenen Diwan und setzte sich dann neben Lamina, sobald diese Platz genommen hatte. Er bot ihr zu essen und einen Becher mit Wein an, an dem sie lustlos ein wenig nippte. Sie hörte, wie der Kapitän seinen Mann losschickte, um den Narbigen zu holen. Wie von einer dunklen Vorahnung erfasst, erschauderte die junge Frau und begann plötzlich zu zittern.
»Ist Euch kalt?«, fragte Refos beflissen und beugte sich zu ihr hinüber. »Soll ich Euch einen Umhang holen lassen?«
»Nein«, sagte sie schnell und rutschte unwillkürlich noch
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