Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
Versuch, seine Hand an ihrem Arm abzuschütteln. Ihr war klar, wie sinnlos das gewesen wäre. Er griff nach einem der leuchtenden Stäbe und führte sie dann durch einen schmaleren Gang als den, durch den sie gekommen waren. Plötzlich stand Refos neben ihnen. Er warf ein Pulver in die Luft und murmelte ein paar Worte, dann nickte er und zog sich mit einem Kopfnicken wieder zurück. Der Narbige führte die junge Frau weiter. Noch immer sprach er kein Wort zu ihr, was die Anspannung nur noch unerträglicher machte. Plötzlich verengte sich der Gang, flache Stufen führten zum Wasser hinunter. Lamina sah sich um. Wo wollte er nur hin? Doch nun huschte der blaue Lichtschein über die Felsendecke, die sich rasch über der Wasseroberfläche herabsenkte und dann unter ihr verschwand.
    Ohne zu zögern, stieg der Narbige die Treppe hinunter. Schon war er bis zu den Knien im Wasser und zog Lamina unerbittlich mit sich. Die plötzlich durch ihre Adern schießende Panik gab ihr den Mut, sich zu sträuben. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu winden. Ein Schrei stieg zur Höhlendecke hinauf und hallte durch die Gänge. Seine eiserne Hand umfasste ihren Arm noch fester.
    »Dummes Ding«, sagte er kalt, »deine Zeit zu sterben ist noch nicht gekommen, also führe dich nicht so auf. Du wirst schnell lernen, dass jeder Widerstand schmerzhafte Folgen für dich haben wird.«
    Mit diesen Worten drehte er ihr mit einem Ruck den Arm auf den Rücken, so dass der stechende Schmerz ihr Tränen in die Augen trieb. Ohne sich weiter zu wehren, folgte sie dem Piratenanführer Stufe für Stufe tiefer ins Wasser. Ihr Herz klopfte so sehr, dass sie das Wasser um sich herum nicht einmal spürte. Sie biss die Zähne zusammen, doch als der Wasserspiegel ihren Hals erreichte, stieg die Panik noch einmal in einer heißen Welle in ihr hoch. Unerbittlich zog der Narbige sie unter Wasser.
    Als Lamina sich von ihrem ersten Schock erholt hatte, sah sie, dass nicht nur die seltsam blaue Fackel unter Wasser weiterbrannte, sie selbst und der Pirat waren immer noch trocken, und sie konnte ohne Mühe weiter atmen, obwohl sie die Wasseroberfläche kaum mehr mit ihren Armen erreichen konnte. Erstaunt starrte sie den Narbigen an, doch der beachtete sie nicht und schritt auf dem rutschigen Boden des schmalen Unterwassergangs weiter. Nun erst bemerkte Lamina die beweglichen Luftblasen, die sich um sie und den Piraten gebildet hatten. In der Mitte, wo der Mann sie am Arm gepackt hatte, verschmolzen sie zu einer einzigen. Nach einigen Schritten ließ er sie los, und die beiden Luftblasen glitten auseinander. Das Gehen fiel ungewöhnlich leicht und war fast ein Gefühl des Schwebens. Lamina folgte dem Narbigen, der mit der Fackel in der Hand voranging.
    Ein paar Minuten später ließen sie die düstere Höhlehinter sich und traten in das sonnendurchflutete Wasser der Bucht. Die goldenen Strahlen tanzten flimmernd bis zum Meeresgrund und mischten sich dort mit dem Blau zu schimmerndem Türkis. Fischschwärme zogen elegant ihre Bahnen. Eine ganze Wolke silberner Leiber hüllte sie für einen Moment ein, teilte sich wieder und zog dann ungerührt weiter. Ein großer, graugrüner Krebs krabbelte vor ihren Füßen durch den weißen Sand, das entliehene Haus einer Schnecke schwerfällig mit sich ziehend. Die junge Frau öffnete in lautlosem Staunen den Mund. Einige Meter weiter tauchte nun ein Wrack hinter einem gezackten Felsen auf. Es schien unzähligen Meeresbewohnern als Unterschlupf zu dienen. Tausende Fische umtanzten die vermoderte Reling, schwammen durch die Bullaugen oder durch das Loch, das einst eine Felsrippe in den Rumpf gerissen hatte. Ein großer Hai bog um das steil aufragende Heck und schlängelte sich in eleganten Bewegungen am Deck entlang, die anderen Fische ließen sich von dem großen Räuber nicht stören.
    Lamina blieb stehen. Für einen Moment vergaß sie den Schrecken und tauchte in diese herrlich fremde Unterwasserwelt ein, doch schon bald holte die gedämpfte Stimme des Narbigen sie wieder zu ihrer Angst zurück.
    »Die Lufthüllen halten nicht ewig. Wenn du dein Leben nicht in wenigen Minuten hier auf dem Meeresgrund beenden willst, dann solltest du weitergehen, statt hier die Fische anzugaffen.«
    Sie raffte ihren Rock und eilte ihm hinterher, denn sie zweifelte nicht im Geringsten daran, dass er die Wahrheit sprach.
    Der Narbige sah sich nicht einmal um, ob sie ihm folgte. Er wusste es, denn er hatte die Furcht in ihren Augen gelesen. Sie war

Weitere Kostenlose Bücher