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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Tag kam der Pirat nicht, und auch in der folgenden Nacht ließ er sich nicht blicken. Zu Tode erschöpft fiel Lamina in tiefen Schlaf. Sie sah aus, als sei nun auch der letzte Rest Leben aus ihr gewichen. Als Tom am nächsten Morgen hereinkam, eilte er erschreckt an ihr Lager und griff nach ihrer Hand, um zu fühlen, ob der Tod sie mit sich genommen hatte.
    Refos saß zusammen mit dem Narbigen in seiner abgedunkelten Kammer, rieb mit den Handflächen sanft über die kühle Kristallkugel und murmelte die Beschwörungsworte. Es dauerte nicht lange, da wirbelten farbige Nebel auf und Astorins Stimme hallte von den Wänden wider.
    »Habt Ihr die Gräfin?«, fragte er barsch, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
    Der Narbige schickte Refos hinaus und schlenderte dannmit in den Taschen vergrabenen Händen näher an die Kugel heran.
    »Aber ja, großer Meister«, sagte er. In seiner Stimme schwang ein Hauch von Spott, doch für solche Nuancen war der Magier auf seiner fernen Burg nicht empfänglich.
    »Was habt Ihr in Erfahrung gebracht?«, polterte er nur.
    Der Narbige stieß einen kurzen Laut aus, der fast wie ein Lachen klang. »Ihr werdet enttäuscht sein, denn all die Mühe war vergebens. Sie weiß nichts.«
    »Oder Ihr seid unfähig, es aus ihr herauszubekommen«, schimpfte Astorin.
    »Nein, ich denke, daran liegt es nicht«, schnurrte der Pirat. »Meine Methoden sind ausgefeilt, oft erprobt und äußerst wirksam.«
    Einen Augenblick herrschte Stille. Nur das pulsierende Licht zeigte, dass der Magier noch mit Fansei in Verbindung stand. Dann drangen gedämpfte Flüche durch den Kristall.
    »Nun, wie lauten Eure weiteren Befehle?«, fragte der Pirat mit gespielter Unterwürfigkeit.
    »Macht mit ihr, was Ihr wollt, sie hat für mich keinen Wert mehr. Ich werde Karkoloh Eure Belohnung mitgeben.«
    »Meinen untertänigsten Dank, großer Meister«, spottete der Pirat, aber die Kugel hatte sich bereits eingetrübt.
    Langsam schlenderte der Narbige in die Unterwasserstadt zurück. Ein fast zehn Fuß langer Hai kam auf ihn zugeschwommen, fixierte ihn einen Augenblick und drehte dann kurz vor ihm ab. Der Narbige bemerkte den Hai gar nicht, denn er dachte über seine Gefangene nach. Nein, sie war zu schade, um als Fischfutter zu enden, doch wennsie sich weiterhin weigerte zu essen, dann würde sie sowieso nicht mehr lange durchhalten. Vielleicht sollte er sie zu Tara in die Küche stecken. Zumindest einen Versuch war es wert.
    Kaum in seinem Zimmer angekommen, ließ er Tara rufen. Sie war eine kleine, kräftige Frau mit brünettem Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie war barfuß, trug eine hochgekrempelte Hose und ein grobes, fleckiges Hemd. In der breiten Schärpe, die sie um ihre erstaunlich schmale Taille gewickelt hatte, steckte ein langes Messer mit breiter Klinge. Schwungvoll stieß sie die Tür auf, so dass sie mit einem Krachen gegen den Eichenschrank schlug.
    »Tara, ich wiederhole mich ungern. Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du die Türen so aufschlägst.«
    Die Frau grinste und ließ eine Zahnlücke sehen. Obwohl sie den Zahn erst vor kurzem eingebüßt hatte, als sie dem Narbigen eine zu freche Antwort gegeben hatte, gehörte sie zu den wenigen Menschen, die sich von seiner Autorität nicht einschüchtern ließen.
    »Ich küsse deine Füße, großer Piratenkapitän, doch sage mir, wie soll ich mit dem Essen fertig werden, wenn ich immer gestört werde? Außerdem könntest du deinen Männern endlich einmal klar machen, dass ich keine Zeit für ihre Triebe habe, wenn ich am Herd stehe. Alles zu seiner Zeit. Ich schneide dem dreckigen Hinkebein die Ohren ab, wenn er mich noch einmal von meinem Kessel wegzerrt und mir die Suppe ruiniert.« Zur Bestätigung ihrer Drohung zog sie ihr Messer und fuchtelte dem Narbigen damit vor dem Gesicht herum.
    »Tu das, aber steck deinen Dolch wieder ein. Halt endlich den Mund und hör mir zu. Du holst das Mädchen aus der hinteren Kammer zu dir in die Küche und päppelst sie auf. Wenn sie sich nicht zu störrisch anstellt, kann sie dir zur Hand gehen. Ich hoffe, du machst ihr klar, welche Konsequenzen es für sie hat, wenn sie sich meinen Anweisungen widersetzt.«
    Tara salutierte spöttisch. Sie drehte sich um, verließ das Zimmer und zog die Tür leise hinter sich zu.
    Lamina schreckte aus dem Schlaf hoch und drängte sich in panischer Angst in die Ecke. Erst dann bemerkte sie, dass es nicht der Narbige war, der in ihre Kammer gekommen

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