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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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hielten sie wach. Erst im Morgengrauen fiel sie in den tiefen, traumlosen Schlaf der Erschöpfung.
    Sie hörte weder die sich nähernden Schritte noch den Schlüssel, der sich im Schloss drehte. Sie schlief noch immer fest, als der Narbige mit einer Lampe in der Hand die Kammer betrat und sie auf dem Hocker abstellte. Mit unbeweglicher Miene betrachtete er die schlafende Frau. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die rissigen Lippen, das Blut pochte hinter seinen Schläfen, der Stoff in seinem Schrittregte sich. Gemächlich knöpfte er seine Hose auf, trat ans Bett und riss Lamina das Betttuch weg.
    Die junge Frau schreckte mit einem Aufschrei auf, doch bevor sie begreifen konnte, was vor sich ging, warf er sich auf sie. Sein schwerer Körper drückte sie in die Matratze, eisenharte Fäuste umklammerten ihre Handgelenke, seine Knie drängten unerbittlich ihre Beine auseinander. Der Gestank nach Schnaps und altem Schweiß hüllte sie ein.
    Lamina schrie nicht. Sie erstarrte einfach. Sie konnte ihrem Körper nicht helfen, der von diesem Teufel in Menschengestalt geschändet wurde, doch ihre Seele würde er nicht besitzen. Laminas Blick huschte über das schmale Fenster, das sich nun von Grau zu Türkis färbte. Sie dachte an die ungeheuren Wassermassen, die sie von der wärmenden Sonne trennten. Wenn sie sich nur von ihrem Körper befreien könnte, schwerelos sein wie das Licht, das auf dem Wasser tanzt, körperlos und frei wie die Farben des Re-genbogens, sich einfach hinaufschwingen in die unendliche Weite des blauen Himmels. Wenn sie doch einfach sterben könnte.
    Helft mir, ihr Götter, flehte sie, nehmt mich in eurer Gnade zu euch.
    Doch sie starb nicht. Als der Narbige sich befriedigt hatte, ließ er von ihr ab und zog sich gemächlich seine Hose wieder an.
    »Tom wird dir dein Frühstück bringen. Danach werden wir uns noch einmal unterhalten. Vielleicht ist dir ja inzwischen etwas eingefallen, das mich interessieren könnte.«
    Er verzog seine Lippen zu einem bösen Lächeln, dann ließ er sie allein. Lamina stürzte aus dem Bett, schlüpfte inihr feuchtes Hemd und warf sich das Kleid über. Dann rutschte sie wieder auf das Bett, zog das Leinentuch bis an den Hals und presste sich in die kühle Mauerecke.
    Es war der Geruch, den sie nie wieder vergessen und der sie in Zukunft, immer wenn sie sich an ihn erinnert fühlte, würgen lassen würde. Der körperliche Schmerz konnte vergehen, doch die Wunden der Seele waren eine andere Sache. Lamina starrte vor sich hin; sie konnte nicht einmal weinen. Sie gab sich dem tiefen Entsetzen hin, das sie wie klirrende Kälte durchschüttelte und sie in die Finsterrnis hinabzog. Sie fiel, immer tiefer, in eine endlose, bodenlose Nacht, die von ihrem Gemüt Besitz ergriff und sich wie ein Geschwür in ihr ausbreitete. Panisch durchforschte sie ihr Gedächtnis, was sie dem Narbigen erzählen konnte. Sie wusste ja nicht einmal, um was es dem Piraten ging. Tom kam herein und stellte ihr Frühstück auf den Hocker, doch die junge Frau rührte sich nicht. Nicht einmal ihre Wimpern zuckten. Sie blieb so sitzen, bis der Narbige sie holen ließ, Noch einmal versuchte sie es mit der Wahrheit und beteuerte, nichts weiter zu wissen. Wieder schlug er sie. Dann brachte Tom die Gräfin zurück in ihre Kammer und schloss die Tür. Tränen brannten hinter ihren Augen, aber da blitzte noch einmal ihr Trotz auf und züngelte als heiße Flamme in ihr hoch.
    Du kannst mich schlagen und schänden, dachte sie und ballte die Fäuste, aber du wirst meinen Willen nicht brechen. Ich werde leben – überleben -, und der Tag wird kommen, an dem du für alles bezahlen wirst, was du mir antust
    Doch nicht nur ihr Wille wurde in den nächsten Tagenauf eine harte Probe gestellt. Die ersten beiden Tage klammerte sie sich noch an ihre Rache- und Fluchtgedanken, aber dann verschwanden auch diese in der Finsternis, die sie umgab. Sie aß nicht und schlief nicht mehr, wusch sich nicht und wischte auch nicht mehr das Blut weg, wenn er sie wieder einmal schlug. Am Abend, bevor er sich zur Ruhe begab, kam er, um seine Lust zu befriedigen, am Morgen ließ er sie holen, um die sich immer wieder im Kreis drehenden Fragen zu wiederholen. Zweimal am Tag kam Tom, brachte frisches Essen und räumte die vorherige, unangerührte Mahlzeit weg. Mit jedem Tag wurde sie weniger. Bald war sie nur noch ein bleicher, hohlwangiger Schatten. Tom warf ihr verstohlen mitleidige Blicke zu, doch sie bemerkte es nicht.
    Am fünften

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