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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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war. Misstrauisch musterte sie die Frau, die mit einer Waschschüssel in den Händen vor ihrem Bett stand. Sie war das erste weibliche Wesen, das sie seit ihrer Entführung zu Gesicht bekam. Die Frau grinste und ließ ihre Zahnlücke sehen.
    »Wenn du mit deiner Musterung fertig bist, kann ich dich dann waschen?«
    Lamina errötete. »Das kann ich selbst.« Zögernd rutschte sie zur Bettkante vor.
    »Auch gut«, erwiderte die kleine Frau und zuckte mit den Schultern. »Ich heiße Tara und soll dich ein wenig bemuttern, damit du nicht ganz vor die Hunde gehst.«
    »Wozu?«, sagte Lamina leise.
    Tara schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Es gibt immer einen Grund weiterzuleben. Der Alte hat sein Interesse an dir offensichtlich verloren, und nun soll ich dich mit in die Küche nehmen. Mein Reich. Ich rate dir also, mir gut zu gehorchen.«
    »Und dann? Was wird aus mir?«
    »Du kannst mir helfen. Tagsüber koche ich, und abends halte ich die dreckige Bande bei Laune – wenn ich nicht zu müde dazu bin.« Sie rollte viel sagend mit den Hüften.
    »Kochen kann ich ja einmal versuchen, aber das andere tue ich auf keinen Fall«, meinte die junge Gräfin.
    Tara zuckte wieder mit den Schultern. »Dann fangen wir mit dem Kochen an.« Sie half Lamina, ihre Bänder und Knöpfe zu lösen, setzte sich dann auf den Schemel und sah ihr beim Waschen zu. Eigentlich war das der Gräfin unangenehm, doch sie wagte nicht, Tara zu bitten hinauszugehen.
    Wie unangebracht sind solche Schamgefühle in meiner Lage, dachte sie bitter, griff nach dem schmuddeligen Lappen und tauchte ihn in das lauwarme Wasser. Tara betrachtete den schlanken weißen Körper mit den unzähligen blauen Flecken und blutigen Schrammen eine Weile schweigend, dann stand sie auf, nahm Lamina den Lappen aus der Hand und wusch ihr vorsichtig den Rücken.
    »Weißt du, am Anfang fand ich es auch schlimm«, sagte sie leise. »Als ich jung war, wollte ich bestimmt keine Hure werden, aber wie das so ist, ich bin da eben so reingeschlittert. Zuerst habe ich im Hafen in Ehniport gearbeitet. Das war kein schlechter Schuppen, kann ich dir sagen, doch dann ist mir diese Sache mit dem Geldwechsler passiert.«
    Lamina sah sie fragend an.
    »Ich habe ihn erstochen«, fuhr Tara leichthin fort. »Glaub mir, er hat mich ohne Grund getreten und geschlagen«, sagte sie, als sie Laminas schockierten Blick sah, »undals er dann die Peitsche rauszog, hatte ich genug. Na ja, und dann hatte er meinen Dolch in der Brust und sagte keinen Ton mehr. Wenn ich nicht abgehauen wäre, dann hätten mich die Stadtwachen sicher aufgeknüpft. Die sind da nicht zimperlich. Als ich so mit meinem Bündel über die nächtlichen Kais rannte, bin ich geradewegs in Tom reingelaufen. Ist schon ein feiner Kerl. Er hat mich mit an Bord der Schlange genommen, tja, und so bin ich schließlich hier gelandet.« Sie reichte Lamina ein Leinentuch, damit sie sich abtrocknen konnte.
    »Weißt du, die Arbeit hier ist nicht besser und nicht schlechter als in der Stadt. Gut, manches Mal fühlt man sich schon wie lebendig begraben, aber es gibt immer genug zu essen und Wein und ein weiches Bett. Hin und wieder vermisse ich die anderen Mädchen, obwohl da auch ganz üble Biester dabei waren, die, ohne mit der Wimper zu zucken, einem die Augen ausgekratzt hätten.« Ein Lächeln huschte über ihre Lippen und spiegelte sich in ihrem Blick. Plötzlich sah sie richtig hübsch aus. »Aber jetzt habe ich ja dich zur Gesellschaft.«
    »Ich verstehe nicht, wie du es mit diesen grässlichen Männern aushältst«, meinte Lamina.
    »Ach, weißt du«, erwiderte Tara, »so schlimm sind die meisten gar nicht. Man muss nur wissen, wie man sie zurechtstutzen kann. Sie sind rau, und der Narbige ist schrecklich jähzornig, doch oft geht es hier richtig lustig zu.«
    Die Gräfin schauderte es unwillkürlich. Sie schlüpfte in ihr Unterkleid, das inzwischen mehr graubraun als weiß war. Die andere Frau legte ihr den Arm um die Schulter.
    »Ich werde dir schon beibringen, wie du mit ihnen fertig wirst.«
    »Und dann werde ich den Narbigen töten«, stieß Lamina hervor.
    Tara wiegte den Kopf hin und her. »Das haben schon ganz andere versucht und sind damit gescheitert. Mach lieber einen großen Bogen um ihn.«
    Lamina antwortete nicht und zog stattdessen ihr Kleid hoch, doch Tara schüttelte den Kopf.
    »Ich hole dir etwas Praktisches zum Anziehen, und dann kommst du mit in die Küche.«
    Die Gräfin musste nicht lange warten, bis die quirlige

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