Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Plötzlich stutzte er. War das nicht Rolanas Stimme? Aufmerksam lauschend folgte er dem Gesang, und als er einen tief hängenden Zweig zur Seite schob, entdeckte er die junge Frau. Von den letzten rötlichen Strahlen der Abendsonne umspielt, saß Rolana im flachen Wasser und sang leise vor sich hin. Wassertropfen perlten über ihre Schultern und ihre nackten Brüste. Cay blieb wie angewurzelt stehen und konnte den Blick nicht mehr von ihr wenden, so schön war das Bild, das sich ihm bot. Er schluckte trocken und spürte, wie sich sein Puls beschleunigte.
Gemächlich stieg die junge Frau aus dem Wasser und schüttelte ihr langes schwarzes Haar, dass das Wasser nach allen Seiten spritzte. Dann legte sie sich ins Gras, um sich trocknen zu lassen. Der Wind strich über ihre nasse Haut, und ein angenehmer Schauder rieselte über ihren Rücken.
Cay schob den Ast noch etwas weiter zur Seite, um besser sehen zu können, doch mit einem lauten Knacken brach das morsche Holz. Erschreckt fuhr Rolana hoch und griff nach ihrer Hose.
»Wer ist da?«, rief sie scharf.
Verlegen trat Cay zwischen den Bäumen hervor. »Oh, bitte, zieh dich nicht an, ich möchte dich noch ein wenig ansehen«, stieß er hervor, ehe er über seine Worte nachgedacht hatte. Röte schoss ihm ins Gesicht, als er sich derDreistigkeit bewusst wurde, doch die junge Priesterin lachte nur und zog ihre Hose hoch.
»Warum sollte ich dir das gestatten, du Spion?«
Unsicher trat Cay näher, streckte den Arm aus und strich mit den Fingerspitzen ein paar Wassertropfen von ihrer weißen Schulter. Die Gefühle brodelten wild durch seinen Körper. Sein Kopf dagegen war plötzlich ganz leer. Natürlich hatte er in seiner Zeit auf der Gonola mit den anderen Seeleuten die freien Weiber in den Häfen besucht, und auch in seiner Zeit bei Phillos hatte sich ab und zu die Gelegenheit ergeben, bei einer Frau zu liegen, nie jedoch hatte er solche Gefühle empfunden, wie sie ihn jetzt durchdrangen. Er wollte diesen herrlichen Körper in Besitz nehmen, aber dieses Mal ersehnte er nicht nur die Erlösung seiner Lust, er wollte sie ganz: ihren Geist, ihre Seele und ihr Herz.
Rolana sah in seine blauen Augen, sie konnte jedoch nur ahnen, was in dem jungen Mann, der stumm vor ihr stand, vor sich ging. Sie spürte seine Erregung und sein aufgewühltes Gemüt, doch auch in ihr erhob sich ein Sturmwind, der den glatten Spiegel ihrer Seele aufwühlte. Noch nie war sie einem Mann so nahe gewesen, so nackt und verletzlich ausgeliefert. War das nicht die Situation, vor der sie sich fürchten musste, in der alles außer Kontrolle geraten konnte? Dennoch fühlte sie keine Angst. Stattdessen loderten Sehnsucht und Verlangen in ihr auf. Erstaunt merkte sie, dass sie ihre Hände auf seine nackte Brust legte. Wohin waren die Abgeklärtheit, die ruhige Würde verschwunden? Sie war eine Priesterin, die ihr Leben dem Dienst der Götter verschrieben hatte!
Plötzlich schlang Cay seine Arme um sie und zog sie an seine Brust. Sie fühlte seine Wärme und sein heftig klopfendes Herz. Sein Geruch war herb und doch voller Süße. Soma wird dir zürnen, durchfuhr es sie, er wird seine Gnade von dir abwenden. Aber sie konnte und wollte sich nicht aus diesen Armen befreien, deren Muskeln sie auf ihrem Rücken spürte. Sie lehnte ihre Wange an seine Brust und lauschte seinem raschen Atem. Sie hob den Kopf und sah zu ihm auf. Als habe er sehnsüchtig darauf gewartet, beugte er sich herab und schloss seine Lippen über den ihren. Der zarte Kuss wurde immer stürmischer. Einen Augenblick bangte Rolana um ihre Rippen, doch dann löste sich die Welt um sie herum auf. Alles drehte sich, und als auch der starke Mann, der sie in seinen Armen hielt, das Gleichgewicht verlor, fiel er, sie mit sich ziehend, rücklings ins Gras. Einen Augenblick ließ er von ihr ab. Ängstlich sah er ihr in die Augen. Sorge und Zärtlichkeit spiegelten sich in seinem Blick. Ein befreiendes Lachen voller Glück entschlüpfte Rolanas Lippen, dann suchte sie wieder nach Cays Kuss, um der Welt noch einmal in einem bunten Farbenwirbel zu entfliehen.
Ibis kicherte fröhlich. Sie saß auf einem Stein am anderen Ufer des Teiches und beobachtete die Szene interessiert. Abwartend warf sie noch einen Blick auf das ineinander verschlungene Paar, dann zog sie sich lautlos in den Wald zurück. Ihre Augen blitzten, als die beiden mit geröteten Gesichtern eine Stunde später aus verschiedenen Richtungen ans Lagerfeuer zurückkehrten.
»Darf man
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